[HU] Mátravasút Gyöngyös

  • Hier nun die ersten Anmerkungen zur Geschichte der Bahn:

    Die ersten Bahnen zum Transport von Holz im Mátra entstanden ab dem Jahre 1906. Sie wurden mit Pferden betrieben. Nach und nach wurden diese Waldbahnen mit einer Spurweite von 600 mm erweitert. Nach der Ablösung der Pferde durch Dampflokomotiven konnten die Strecken auf eine Gesamtlänge von 15,4 km ausgedehnt werden. Die heutige Linie zwischen Gyöngyös und Mátrafüred wurde im Jahr 1923 eröffnet. Im Jahr 1926 erfolgte die Umspurung auf 760 mm und die ersten Personenzüge verkehrten auf der Strecke.

    ... wird fortgesetzt. Ich muss nur erstmal weiter übersetzen. ;)

    Gruß, René

  • Hier ein historisches Bild aus Mátrafüred, aufgenommen von einem unbekannten Fotografen. Aufnahmezeitpunkt etwa 1940:

    Gruß, René

  • Klasse Bericht! Hat mich glatt dazu verleitet, mich bei den nöchsten Ungarn-Besuchen mal näher mit dem Thema Schmalspurbahn und Gebirge zu beschäftigen. Muß zugeben, bisher ging mein eisenbahntechnischer und landschaftlicher Horizont beim Thema Ungarn nicht über Wumme, Gysev-Ludmilla, Plattensee und Puszta hinaus, obwohl ich schon öfters in Ungarn unterwegs war. Bei ungarischen Schmalspurbahnen habe ich bisher immer an "Pionier-Eisenbahn ähnliche Kurzstrecken in der Puszta" gedacht. :spos:

    Gruß

  • Hallo,

    danke für das Lob. Schön, dass Dir der Bericht gefällt. Es stimmt, allein die beiden Strecken der Mátrabahn haben zusammen eine Länge von etwa 18,5 km. Das geht doch schon über das Niveau einer Parkbahn hinaus. ;)

    Heute wieder eine 11-Stunden-Schicht im Zug zugebracht. Zum weiteren Übersetzen der geschichtlichen Details bin ich dadurch noch nicht gekommen, folgt aber noch!

    Auch ich beschäftige mich hauptsächlich mit einer zunächst unscheinbaren normalspurigen Bahnlinie, welche aber eine durchaus interessante Geschichte vorzuweisen hat:

    Tatabánya - Oroszlány

    Gruß, René

  • Weiter geht es mit dem nächsten Abschnitt der geschichtlichen Entwicklung:

    Seit 12.Mai 1932 lautete der offizielle Name 'Mátravasút'. Im Jahr 1937 wurde von der Stadt ein Bahnentwicklungsplan vorgelegt. Demnach sollte die Bahn doppelspurig ausgebaut, die Strecke nach Mátrafüred um 1 km verlängert, auf der Strecke nach Gyöngyössolymos der Personenverkehr aufgenommen und neue Strecken nach Gyöngyösoroszi und Visonta gebaut werden. Wegen des 2. Weltkrieges konnten diese Pläne jedoch nicht realisiert werden. Kriegsbedingt wurde der Verkehr im Oktober 1944 eingestellt. Nach dem 2. Weltkrieg nutzte man die Bahn zum Wiederaufbau und es wurde regelmäßiger Personenverkehr eingeführt. 1949 erfolgte die Verstaatlichung der Schmalspurbahn. Im Jahr 1951 wurde die Pipishegyer Werkzeug- und Maschinenfabrik mit einer 3,6 km langen Anschlussbahn an die Strecke nach Mátrafüred angeschlossen. Damit hatte das Netz mit 46 km seine maximale Ausdehnung erreicht.

    ... wird fortgesetzt.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (1. Dezember 2015 um 20:56)

  • Zitat

    Original von rekok73
    Diese Bahn gliedert sich in zwei Strecken, wobei der Streckenast nach Mátrafüred die größere Bedeutung besitzt.

    Richtig, René!
    Dem Eisenbahnfreund sei aber auch der andere Ast eindrücklich zur Mitfahrt empfohlen. Die Ortsdurchfahrt durch das Dorf mit dem schier unaussprechlichen Namen Gyöngyössolymos ist einfach genial und kaum mit der Strecke parallel zur dicht befahrenen Straße Richtung Mátrafüred zu vergleichen.

    Bei meinem letzten Besuch führte diese Zweigstrecke nur bis Lajosháza, mittlerweile wurde sie wohl noch um 3,5 km bis Szalajkaház verlängert.

    Nachfolgend ein paar Fotos aus dem Jahr 2011, es wird dringend Zeit für einen erneuten Besuch! ;)


    Beginnen wir am damaligen Endbahnhof Lajosháza und fahren in Richtung Gyöngyös.



    Am Ortseingang von Gyöngyössolymos.



    Ortsdurchfahrt Gyöngyössolymos



    Haltepunkt Toppancshíd



    Abzweigstelle bereits im Stadtgebiet von Gyöngyös, rechts führt die Strecke nach Mátrafüred. Das Stellwerk ist nicht mehr besetzt, die Zugbegleiter übernehmen das Stellen der Weiche.



    Gyöngyös Kleinbahnhof mit modernem Bahnhofsgebäude ...



    ... aber in idyllischer Lage



    Die Mátravasút ist eine der wenigen ungarischen Schmalspurstrecken mit regelmäßigem Mehrzugverkehr.
    Der Fahrplan 2015 findet sich hier: http://www.kisvasut.hu/view_cikk.php?id=2546&rfa=8



    Ein Bonus für die Freunde ungarischer Busse: Kisbusz und Kisvasút friedlich vereint!

    Soweit meine kleine Ergänzung zu Deinen sehr sehenswerten Beiträgen.

  • Hallo Niels,

    danke für Deine sehenswerte Ergänzung zum anderen Streckenast nach Szalajkaház. Die Erweiterung auf ursprünglicher Strecke von Lajosháza nach Szalajkaház wurde im Jahr 2013 in Betrieb genommen. In früherer Zeit ging es sogar noch weiter bis Blokkház. Die Ortsdurchfahrt von Gyöngyössolymos ... eigentlich gar nicht so schwer auszusprechen: Djöndjöschscholjmosch ;) ... zeigt noch das typische dörfliche Flair in Ungarn. Schade nur, dass in der Vergangenheit der Bahnhof abgerissen wurde.

    Seit letztem Jahr wurden in Gyöngyös das Bahnhofsgebäude restauriert, die Bahnsteige gepflastert und das Umfeld verschönert. Gleiches gilt für den Endbahnhof in Mátrafüred. Insgesamt ist also diese Schmalspurbahn auf jeden Fall mal wieder einen Besuch wert. :spos:

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (3. Dezember 2015 um 14:40)

  • Wieder folgt ein kurzes Kapitel der geschichtlichen Entwicklung:

    Der Güterverkehr zu den Industrieanlagen nahm immer mehr zu, weshalb zu Beginn der 1960-er Jahre die Dampf- durch Diesellokomotiven abgelöst worden sind. Im Jahr 1961 wurde bei der Mátrabahn die zweite Pioniereisenbahn (nach Budapest) gebildet. Auf der Linie Gyöngyössolymos - Lajosháza wurde im Jahr 1968 der Personenverkehr eingeführt. Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße führte zu Transportrückgängen im Güterverkehr. So wurde im Jahr 1978 die Holzverladung auf den Zweigstrecken in den Wäldern eingestellt und im Jahr 1980 endete der Transport von Ladegut aus den Steinbrüchen an der Strecke. Alle unwirtschaftlichen Zweigstrecken und Anschlussgleise wurden nachfolgend abgebaut, so dass die Länge des verbliebenen Streckennetzes noch 18,5 Kilometer betrug.

    ... wird fortgesetzt.

  • Langsam arbeite ich mich durch die Übersetzung der Geschichte:

    Als offizielles Einstellungsjahr des Schienengüterverkehrs wird das Jahr 1984 in den mir vorliegenden ungarischen Quellen angegeben. Von nun an lag die Bedeutung der Bahn im stetig ansteigenden touristischen Verkehr. Die Abschnitte Gyöngyös – Lajosháza und Gyöngyös – Mátrafüred wurden nun saniert, es wurden neue Personenwagen beschafft und in Gyöngyös ein neues Bahnhofsgebäude errichtet.

    Gruß, René

  • Ich habe den kurzen geschichtlichen Überblick fertig übersetzt. Zur besseren Lesbarkeit habe ich mich entschlossen, hier alle Abschnitte nochmals zusammenzufassen.

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    Die Geschichte der Mátrabahn

    Die ersten Bahnen zum Transport von Holz im Mátra entstanden ab dem Jahre 1906. Sie wurden mit Pferden betrieben. Nach und nach wurden diese Waldbahnen mit einer Spurweite von 600 mm erweitert. Nach der Ablösung der Pferde durch Dampflokomotiven konnten die Strecken auf eine Gesamtlänge von 15,4 km ausgedehnt werden. Die heutige Linie zwischen Gyöngyös und Mátrafüred wurde im Jahr 1923 eröffnet. Im Jahr 1926 erfolgte die Umspurung auf 760 mm und die ersten Personenzüge verkehrten auf der Strecke.

    Seit 12.Mai 1932 lautete der offizielle Name 'Mátravasút'. Im Jahr 1937 wurde von der Stadt ein Bahnentwicklungsplan vorgelegt. Demnach sollte die Bahn doppelspurig ausgebaut, die Strecke nach Mátrafüred um 1 km verlängert, auf der Strecke nach Gyöngyössolymos der Personenverkehr aufgenommen und neue Strecken nach Gyöngyösoroszi und Visonta gebaut werden. Wegen des 2. Weltkrieges konnten diese Pläne jedoch nicht realisiert werden.

    Kriegsbedingt wurde der Verkehr im Oktober 1944 eingestellt. Nach dem 2. Weltkrieg nutzte man die Bahn zum Wiederaufbau und es wurde regelmäßiger Personenverkehr eingeführt. 1949 erfolgte die Verstaatlichung der Schmalspurbahn. Im Jahr 1951 wurde die Pipishegyer Werkzeug- und Maschinenfabrik mit einer 3,6 km langen Anschlussbahn an die Strecke nach Mátrafüred angeschlossen. Damit hatte das Netz mit 46 km seine maximale Ausdehnung erreicht.

    Der Güterverkehr zu den Industrieanlagen nahm immer mehr zu, weshalb zu Beginn der 1960-er Jahre die Dampf- durch Diesellokomotiven abgelöst worden sind. Im Jahr 1961 wurde bei der Mátrabahn die zweite Pioniereisenbahn (nach Budapest) gebildet. Auf der Linie Gyöngyössolymos - Lajosháza wurde im Jahr 1968 der Personenverkehr eingeführt.

    Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße führte zu Transportrückgängen im Güterverkehr. So wurde im Jahr 1978 die Holzverladung auf den Zweigstrecken in den Wäldern eingestellt und im Jahr 1980 endete der Transport von Ladegut aus den Steinbrüchen an der Strecke. Als offizielles Einstellungsjahr des Schienengüterverkehrs wird das Jahr 1984 in den mir vorliegenden ungarischen Quellen angegeben. Alle unwirtschaftlichen Zweigstrecken und Anschlussgleise wurden nachfolgend abgebaut, so dass die Länge des verbliebenen Streckennetzes nun noch 18,5 Kilometer betrug.

    Von nun an lag die Bedeutung der Bahn im stetig ansteigenden touristischen Verkehr. Die Abschnitte Gyöngyös – Lajosháza und Gyöngyös – Mátrafüred wurden nun saniert, es wurden neue Personenwagen beschafft und in Gyöngyös ein neues Bahnhofsgebäude errichtet.

    Im Jahr 1987 wurde der Pioniereisenbahn wieder ihr ursprünglicher Name 'Mátravasút' (Mátrabahn) zurückgegeben. Nach der Wende im Jahr 1989 drohte der Bahn die Gefahr einer Stilllegung. Im Jahr 1994 bildete sich eine Initiative aus 200 Eisenbahnern und Journalisten, um die Bahn am Leben zu erhalten. Aus dieser Initiative wurde die heutige Praxis geboren, die Bahn von Frühjahr bis zum Spätherbst fahren zu lassen. Zum Erhalt und Betrieb der Bahn wurden Anlagen und Betriebsführung der Egererdö Zrt. übergeben.

    Im Jahr 2009 wurde die Verlängerung von Lajosháza nach Szalajkaház feierlich dem Betrieb übergeben, jedoch erfolgte kurz nach der Eröffnung die Zerstörung des Abschnittes durch ein Hochwasser. Danach wurden umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen umgesetzt und der nochmals renovierte Abschnitt am 08. September 2012 erneut dem Verkehr übergeben. Die Aufnahme des regelmäßigen Verkehrs zum neuen Endpunkt erfolgte dann im Jahr 2013. Im Jahr 2014 wurde der Bahnhof Gyöngyös saniert und im Jahr 2015 folgte der Bahnhof Mátrafüred.

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    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (27. Dezember 2015 um 12:03)