Fleiß und Sachverstand treffen auf taube Ohren

  • Glück auf,

    das wichtigste ist doch, daß sich jemand um die Lok kümmert (Verein) und erhalten bleibt und nicht wie es der 99 581 oder der 99 4721 erging, die 99 583 und 99 5904 lasse ich mal außen vor. Ob diese nun mal eines Tages wieder fahren wird ist doch zweitrangig. Natürlich wäre das schön, aber das kann man jetzt und hier nicht beurteilen. Beispiele wie 99 516, 99 555, 99 590 oder 99 715 (sowie 99 4644) gibt es ja.


    Gommern, hier steht sie erst 12 Jahre auf dem "Sockel".

    Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg und Ausdauer für dieses Vorhaben !

    Grüße,
    die Aufsicht

  • Hallo,

    es stellt auch Niemand in Frage, dass die Lok erhalten bleiben soll und auch nicht, dass sie besser bei einem Verein im Lokschuppen untergestellt ist. Es geht nur um den Sinn einer betriebsfähigen Aufarbeitung einer Lok, die 1975 auf einen Denkmalsockel gestellt wurde. Die Lok war aufgrund ihrer schwachen Leistung Werklok in einer Zuckerfabrik und bei der DR aufgrund der fehlenden Leistung nie im Streckendienst, sondern lediglich als Rangierlok eingesetzt. Dies hatte sicherlich seine Gründe, denn die damaligen Eisenbahner (damals war es noch eine Eisenbahn, die nicht nur aus rollendem Plastikspielzeug bestand) hatten durchaus Ahnung auf ihrem Gebiet. Die von Dir angeführten Beispiele einer gelungenen Aufarbeitung sind im Einsatz bewährte Lokomotiven. Was will aber ein Museumsbahnverein mit einer Lok, deren Leistung für den Streckendienst nicht ausreichend ist? Sie ist also nicht sinnvoll einzusetzen. Und das meinte ich auch, als ich schrieb: Der Fuzzy will jede Dampflok dampfen sehen. Da wird eine realistische und auf Fakten beruhende Herangehensweise gerne mal ausgeblendet. Es gibt genug Beispiele von recht finanzkräftigen Organisationen, die solche Lokaufarbeitungen gestemmt haben. Aber ist der Verein in Magdeburgerforth ein so finanzkräftiger Verein? Ich kann es nicht beurteilen, hege aber leise Zweifel. Guru beschrieb die Herangehensweise in der Schweiz. Dort bürgen Vereinsmitglieder mit ihrem privaten Vermögen für ein solches Projekt. Dies wäre in Deutschland undenkbar, weil der eigene Glaube an der Realisierung oft fehlt. Hier wird dann nach Steuermitteln der Allgemeinheit gerufen. Sagen die zuständigen Amtsträger 'Nein' werden ihnen taube Ohren vorgeworfen. Geht ein solches Projekt andernorts in anderem Zusammenhang schief, wird den Amtsträgern die Verschwendung von Steuermitteln vorgeworfen. Vielleicht hätte der Herr also mit Beharrlichkeit eine geschützte Unterstellung einfordern sollen und die betriebsfähige Aufarbeitung aus dem Spiel lassen sollen. Eine Lösung in kleinen Schritten herbeiführen. Wenn ich an die Institutionen gleich mit der Vorstellung herantrete, mal eben tausende Euro an Geldern der Allgemeinheit in ein Projekt mit ungewissen Ausgang investieren zu wollen, dann wundern die tauben Ohren weniger. Taktisches Einfühlungsvermögen wäre sicher nicht deplaziert gewesen.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (20. Januar 2016 um 09:32)

  • Hallo Herr Guru,

    wie kommst du denn auf diese Aussagen?

    Ist es sicher, dass es kein Betriebsbuch der Maschine mehr gibt? Warum soll ein "Bestandsschutz" nach 40 Jahren Abstellung erlöschen, wenn die Lok davor in Betrieb war? Wieso soll ein neuer Kessel nötig sein, wenn der alte noch nicht befundet wurde?

    Über den Kessel entscheidet ein Kesselsachverständiger und pauschale Aussagen dazu sind ohne Befundung nicht möglich. Es gibt sehr alte Kessel, die noch tadellos sind, und ebenso mussten schon jüngere Kessel wieder ersetzt werden. Neben der Qualität der verwendeten Materialien ist hier auch die Behandlung durch das Personal entscheidend. Bestehende Kessel müssen nicht neu berechnet werden, warum auch? Armaturen, die 1969 zulässig waren, sind es (sofern sie funktionieren) auch heute noch, bei den Vorschriften für bewegliche Landdampfkessel hat sich in der Hinsicht nichts geändert. Neubaukessel sind auch kein Hexenwerk, wir haben das gerade gemacht.

    Warum soll die Bremse neu berechnet werden? Das haben die Ingenieure in diesem Fall schon vor 96 Jahren getan. Dafür gibt es doch Begriffe wie Bremsgewicht von Fahrzeugen, Bremshundertstel eines Zuges und Mindestbremshundertstel einer Strecke. Auch bei unserer Parkeisenbahn ist das Gegenstand der Ausbildung. Das Bremsgewicht ist an der Lok angeschrieben und kann durch Bremsversuche auch neu ermittelt oder überprüft werden, wenn man das unbedingt will. Dazu sind bei einer vorhandenen Lok keine teuren Neuberechnungen nötig.

    Sollten die von dir vorgetragenen Dinge in der Schweiz so üblich sein, wäre das sehr bedauerlich und würde von einem unbegründeten Misstrauen der heutigen Aufsichtsführenden in die alte Technik zeugen. Ich fände es schade, wenn sich engagierte Leute wegen solcher "Horrorvisionen" von ihren Vorhaben abbringen lassen. Stattdessen wäre der Kontakt zu verschiedenen Vereinen hilfreich, die das schon durch haben (die kennen auch entsprechende Fachfirmen) und man sollte sich im Vorfeld genau über die tatsächliche Vorschriftenlage informieren. Wenn man die Sache dann ernsthaft angehen will, zieht man am Besten einen kompetenten Sachverständigen und die Landeseisenbahnaufsicht von Anfang an mit ein. Eine Dampflokaufarbeitung ist ein geld- und zeitintensives Unterfangen, an dem man sich auch leicht verheben kann, keine Frage. Spekulationen helfen aber nicht wirklich.

    Viele Grüße,
    Christian

    PS: Fahrzeugseitige BÜ-Ansteuerungen wird es bei der Museumsbahn von Magdeburgerforth wohl nicht geben. Die Postensicherung durch einen Eisenbahner ist zulässig und vollkommen ausreichend. Sollte tatsächlich ein BÜ technisch gesichert werden, sind Gleisschaltmittel oder Schlüsselbedienungen heute Stand der Technik bei Nebenbahnen, das Bedarf keiner Fahrzeugkomponenten.

  • Hallo 4632-8,

    mit Deiner Aussage gebe ich Dir recht, siehe Waldeisenbahn Muskau - ein gutes Beispiel dafür.

    Grüße,
    die Aufsicht

  • Hallo,

    also hier blenden irgendwie viele Leute aus, dass es sich um eine ehemalige Werk- und Rangierlok handelt. Der Museumsbahnverein möchte aber wohl mit einer betriebsfähigen Dampflok die zahlungskräftigen Gäste in Scharen locken und Züge bespannen. Dies hat damals aufgrund mangelnder Leistung nicht funktioniert, warum sollte die Lok heutzutage für solche Einsätze tauglich sein? Dies würde unterstellen, dass die damaligen Eisenbahner weniger Ahnung von den Einsatzmöglichkeiten hatten, als die heutigen Freizeitbahner. Dies halte ich für eine gewagte Theorie! Würde man mit dieser Lok also Züge bespannen, würde man sie immer bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit belasten ... und dies bekommt keiner Maschine. Hohe Kosten für den Unterhalt sind die Folge.

    Gruß, René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (20. Januar 2016 um 10:28)

  • Zitat

    Original von 99 4632-8
    Hallo Herr Guru,

    wie kommst du denn auf diese Aussagen?

    Ist es sicher, dass es kein Betriebsbuch der Maschine mehr gibt? Warum soll ein "Bestandsschutz" nach 40 Jahren Abstellung erlöschen, wenn die Lok davor in Betrieb war? Wieso soll ein neuer Kessel nötig sein, wenn der alte noch nicht befundet wurde?

    Über den Kessel entscheidet ein Kesselsachverständiger und pauschale Aussagen dazu sind ohne Befundung nicht möglich. Es gibt sehr alte Kessel, die noch tadellos sind, und ebenso mussten schon jüngere Kessel wieder ersetzt werden. Neben der Qualität der verwendeten Materialien ist hier auch die Behandlung durch das Personal entscheidend. Bestehende Kessel müssen nicht neu berechnet werden, warum auch? Armaturen, die 1969 zulässig waren, sind es (sofern sie funktionieren) auch heute noch, bei den Vorschriften für bewegliche Landdampfkessel hat sich in der Hinsicht nichts geändert. Neubaukessel sind auch kein Hexenwerk, wir haben das gerade gemacht.

    Hallo: Der langen Rede kurzer Sinn: Du siehst die Bestmögliche Seite und ich die schlechtestmögliche.
    Beachte bitte: Ich habe nie gesagt, dass es so sein muss, sondern, dass es so sein könnte.
    Alle diese Beispiele sind Realität.
    Gerade Meiningen hat sich jeweils sehr auf Materialproben verlassen, um dann neue Kessel zu verkaufen. Darum sind wenige Schweizer Loks nach Meiningen gegangen.

    Ich habe im ersten Beitrag festgestellt, dass ohne eine gründliche Analyse der Lok keine verlässliche Aussage über Kosten und Machbarkeit gemacht werden können.
    Zu dem stehe ich immer noch.

    Ob die Vorschriften der DDR, zu deren Zeiten die Lok gefahren war, heute noch gelten, weiss ich auch nicht. Wenn die Unterlagen der Lok noch vorhanden sind, umso besser. Dann wird sicher einiges wegfallen vom Schlechtestszenario.

    Und dass man heute immer noch neue Kessel und andere Teile fabrizieren kann, habe ich auch ganz an Anfang gesagt. Das wurde nicht von mir in Frage gestellt.
    Dass ein neuer Kessel weder gratis, noch ein billiges Vergnügen ist, widerspricht der Ansicht eines meiner Vorredner, dass das Geld eine untergeordnete Rolle spielen soll.

    Gruss Guru

  • Mahlzeit Herr Guru,

    bevor von erdenklichen Eventualitäten geschrieben wird, sollte man sich erstmal über die Vorschriftenlage kundig machen. Die schweizerischen Verhältnisse sind keineswegs ohne Weiteres auf die hier geltenden Bedingungen übertragbar.

    Zudem wurde nicht davon gesprochen, das Geld eine untergeordnete Rolle spielt, sondern dass sich mit Ausdauer und viel Engagement einiges an selbigen sparen lässt.
    Ich habe Ihnen zum Thema eine ausführliche PN geschrieben.

    Gruß Sven