Hallo,
zur Sachkunde gehört ja auch der Nationalpark Harz, den meine Tochter sehr gut kennt. Im Nationalpark wurde in den Jahren 2012 und 2013 vom Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eine große empirische Studie zu regionalökonomischen Effekten durchgeführt, welche im Jahre 2014 veröffentlicht wurde. Eine kurze Zusammenfassung (die Studie selbst hat einen Umfang von fast 90 Seiten) möchte ich hier mal wiedergeben:
Im Nationalpark Harz wurde in den Jahren 2012 und 2013 in einer aufwendigen empirischen Untersuchung die regionalökonomischen Effekte des Tourismus bestimmt. Mit insgesamt 1,7 Millionen Besuchstagen innerhalb eines Jahres liegt der Nationalpark Harz auf dem Niveau des Nationalparks Sächsische Schweiz mit der gleichen Anzahl an Besuchern. Seiner langen touristischen Tradition entsprechend, werden im Moment knapp ein Viertel der Besucher durch den Schutzstatus Nationalpark angezogen und zu einem Besuch motiviert.
Vom Nationalpark Harz gehen nicht unerhebliche regionalökomische Effekte aus. Insgesamt wird durch die touristischen Ausgaben vor Ort ein Bruttoumsatz von rund 74,3 Mio. € generiert. Nach Abzug von Steuern und Berechnung von direkten und indirekten Effekten ergibt sich eine gesamtes Einkommen von 39,6 Mio. €. Alleine durch die Ausgaben der Nationalparktouristen im engeren Sinn können somit 530 Personen ihr Einkommen bestreiten. (Zum Vergleich: Die HSB beschäftigt etwa 250 Mitarbeiter.) Unter „Nationalparktouristen im engeren Sinne“ werden dabei nur jene Nationalparkbesucher verstanden, die den Schutzstatus „Nationalpark“ kennen und für die der Nationalpark eine erhebliche Rolle bei der Destinationswahl spielte. Pro Jahr kommen 426.000 Nationalparkbesucher im engeren Sinne in den Harz. Hinzu kommen 1.320.000 Besucher, welche die Einrichtungen des Nationalparkes nutzen.
International spielen Nationalparke als Destination im Naturtourismus schon längere Zeit eine wichtige Rolle. In Deutschland werden Nationalparke erst in jüngerer Zeit (seit 2005) in eine umfassende touristische Entwicklungsplanung eingeschlossen.
Nationalparke haben primär ihre vom Gesetzgeber vorgegebene Naturschutzfunktion zu erfüllen. Dies ist auch aus touristischer Perspektive unerlässlich, da sonst das zentrale Qualitätsversprechen für den Konsumenten – das ungestörte Naturerlebnis – in Frage gestellt wird. Arten- oder biotopschutzspezifische Vorbehalte gilt es deshalb sehr ernst zu nehmen.
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Im aktuellen Tourismuskonzept des Harzes wird folgerichtig erkannt:
Von den Touristikern des Harzes wird bei der Entwicklung der Region die "Neo-Ökologie" als ein Mega-Trend gesehen. Unter den veränderten Voraussetzungen von Globalisierung, Klimawandel, Rohstoffknappheit sowie einem stärkeren Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten wird Wachstum künftig aus einer neuen Mischung von Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichem Engagement generiert. Dieser Megatrend wird Märkte und Konsumverhalten radikal verändern. Neo-Ökologie umfasst dabei nicht nur die klassisch „grünen“ Themen, sondern ebenso die sozial-ökologischen Folgen unseres Handelns: Einst rein moralische, soziale oder ökologische Fragen ökonomisieren sich. Vielfach auch im Tourismus thematisiert werden die Grundsätze der Nachhaltigkeit. Hier liegen für den Harz zahlreiche Möglichkeiten, in Kombination der geschützten Natur und in Kooperation mit den entsprechenden Institutionen (Naturparke, Nationalparke, Biosphärenreservat) adäquate Angebote zu schaffen. Diese Entwicklungen gilt es weiter zu befördern und die damit entstehende Angebotspalette tourismusspezialisiert auszubauen.
Ich persönlich freue mich auf diese Entwicklung.
Viele Grüße, René