[HU] Warten auf Godot

  • Hallo René,

    vielen Dank für die aktuellen News bzw. auch deren Übersetzung!

    Das der Zug für den täglichen Bedarf abgefahren ist, sollte klar sein. Bei den beiden letzten Zugpaaren waren aber auch eher weniger die Berufspendler die Zielgruppe. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass es in manchen Orten die einzige öffentliche Verbindung zur Stadt war. Straßen waren eher Feldwege und nur bei guten Wetter passierbar.

    Wenn die Strecke noch eine Chance hätte, dann im Touristenverkehr. Aber da sollte man vielleicht erst einmal mit einer Teilstrecke anfangen, sehen, ob und wie sich das Interesse entwickelt. Interessant in der Aufstellung ist, dass die Rekonstruktion der Diesellokomotiven teurer ist, als die der Dampflokomotive. Mit wie viel Dieselloks wurde hier gerechnet?

    Ich glaube, hätte man 1990 in Preßnitztal eine Rechnung aufgestellt, was das bis heute geleistete kosten würde - man hätte gleich aufgegeben.

    Ich denke, mit kleinen Schritten kommt man da eher voran.

    Und jetzt noch zur Erinnerung an die Bahn zwei Aufnahmen aus besseren Zeiten:


    Viele Grüße,
    Tilo

  • Hallo Tilo,

    mir ist nur bekannt, dass sich zwei Mk48 und eine C-50 in Kecskemét befinden. Es handelt sich um Schätzungen, die sich wohl aus Erfahrungen des Neubaus von Schmalspurlinien (Felcsút, Transbörzsöny) und der Aufarbeitung von entsprechenden Fahrzeugen (Felcsút) ergeben.

    Die Rekonstruktion einer Dampflok kann sich schnell teurer entwickeln, als vorher absehbar. Wenn also hier die Aufarbeitung am höheren Rand der Kosten liegt, bei den 2 Mk48 aber am unteren Rand der Schätzung, dann bekommt man zwei Dieselloks zum Preis einer Dampflok aufgearbeitet. Das klingt zumindest nicht unwahrscheinlich. Man müsste als Vergleich die Aufarbeitungskosten der 2 Mk48 für Felcsút kennen, um hier eine Einschätzung und einen Vergleich zu haben. Diese Kosten sind mir aber nicht bekannt.

    Bezüglich der Infrastruktur muss man feststellen, dass sich hier in den letzten 10 Jahren auch in Ungarn viel bewegt hat. Hinzu kommt aber auch eine Landflucht in die Ballungsräume, so dass viele Haltepunkte an Bauernhöfen bzw. Gehöften (im Ungarischen an der Bezeichnung 'Tanya' zu erkennen) heutzutage noch weniger Fahrgastpotential generieren, als es noch vor 10 - 20 Jahren der Fall gewesen ist.

    Sicher könnte man im Tourismusverkehr auf einer Teilstrecke anfangen. Nun führen aber die ersten 15 Kilometer der Strecke nach Bugac immer parallel zur Straße und ohne wirkliches Ziel. Wo sollten die Touristen hinfahren? Zielloser Touristikverkehr hat wohl kaum Chancen. Dafür ist das Netz an schmalspurigen ungarischen Touristikbahnen relativ dicht. Man beachte die Vielzahl an Bahnen in diesem kleinen Land ... eine solche Dichte hat in Deutschland vielleicht gerade noch Sachsen zu bieten.

    Danke für das schöne historische Bild!

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo René,

    ganz habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dort mal wieder ein Stück Zug zu fahren. Vielleicht auch von Bugac aus??? So lange noch Gleise liegen und Fahrzeuge existieren, besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit...


    Noch eine weitere Aufnahme aus besseren Zeiten, wo man sieht, dass durchaus auch Fahrgäste mitgefahren sind:


    Viele Grüße,
    Tilo

  • Hallo Tilo,

    die Hoffnung habe ich auch nicht gänzlich aufgegeben, aber Bedenken habe ich totzdem. Vor kurzer Zeit hieß es noch, dass Kecskemét - Bugac bessere Chancen hätte als eine Teilstrecke in Nyíregyháza. Nun sieht aber eher so aus, als ob derzeit der Abschnitt Nyíregyháza - Sóstó eine nicht ganz unrealistische Chance hätte. In Sóstó befindet sich der Zoo von Nyíregyháza. In Kecskemét gibt es auch einen schönen Zoo. Leider befindet er sich auf der anderen Stadtseite und ist somit kein möglicher Kooperationspartner der Schmalspurbahn. Das finde ich sehr schade. Eine schmalspurige Verbindung vom Zoo in Kecskemét zur Puszta in Bugac wäre sicherlich ein touristisches Optimum gewesen, aber eben leider unrealisierbar.


    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo,

    am letzten Dienstag war ich in Dombrád. Hierbei entstand folgendes Foto, welches deutlich zeigt, wie sehr sich so manch Anliegergemeinde gegen die Schließung stemmt.
    Immerhin fährt hier seit September 2009 kein Zug mehr.

    (und es wird bis hierher auch nie wieder ein Zug kommen)

    Sieht so ein seit 8 Jahren stillgelegter Bahnhof aus? Ich finde Nein, da sieht manch in Betrieb befindlicher Bahnhof schlimmer aus.


    . . . oder wird da vielleicht gerade der Zug nach Nyíregyháza zusammengestellt?

    (leider Nein, es sind nur die Fahrzeuge der Fahrzeugausstellung in Dombrád)

    Gruß aus Debrecen

  • Hallo,

    für den in der Thematik nicht perfekt bewandernden Leser sei nochmals explizit angemerkt, dass Dombrád ein Bahnhof im Schmalspurnetz von Nyírvidék im östlichen Ungarn ist, dessen Betrieb gleichzeitig mit dem Netz in Kecskemét eingestellt wurde (welches sonst in diesem Thread behandelt wird). Zur Orientierung mag dieser Lageplan dienen:

    Freundlichen Gruß und ein Dankeschön für die Bilder, René

  • Hallo,

    hier die Teile 1 und 2 eines Filmes, welcher in schönen Szenen die letzten Betriebstage der Kecskeméter Schmalspurbahn dokumentiert:

    (allerdings nicht in deutscher Sprache)

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    das Schmalspurnetz in Kecskemét war nach meinem Kenntnisstand (man möge mich auch gerne berichtigen) die einzige Bahn auf dem Gebiet des heutigen Ungarn, auf dessen Strecken neben Güterverkehr mit schmalspurigen Güterwagen auch Rollwagenverkehr durchgeführt wurde. Insofern waren bei ungarischen Schmalspurbahnen nicht sehr viele Rollwagen vorhanden. erhalten geblieben ist ganz genau 1 Rollwagen. Dieser wurde im Jahr 1928 mit der Achsfolge 2'2' bei O&K gebaut und war bei der Kecskeméter Schmalspurbahn unter der Nummer Na 37/18 im Einsatz. Später bekam er die Nummer 3055 536 1150-3 und wurde dann nochmals in 8055 536 1150-2 umgezeichnet. Zuletzt stand er am Bahnhof Kecskemét ausgestellt und machte nach Jahren der Nichtnutzung einen verwahrlosten Eindruck. Am 21.12.2016 wurde er zur Kindereisenbahn in Budapest gebracht, wo er nun sicher ein ein geschütztes Zuhause gefunden hat.

    Dieses Bild zeigt den Rollwagen am 20. Juli 2016 in Kecskemét.

    Leider sind mir keinerlei Bilder vom Rollwagenverkehr auf den Kecskeméter Schmalspurstrecken bekannt. Ich habe zwar wenig Hoffnung, aber vielleicht kennt Irgendwer eine Quelle zu diesem Thema?

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo,

    danke für den Link. Laut Informationen im Netz soll der Güterverkehr ja in den 1980-er Jahren eingestellt worden sein. Ob der Rollwagenverkehr so lange Bestand hatte, gibt diese aussage natürlich nicht her. Trotzdem ist es verwunderlich, dass damals keine Bilder von Güterzügen entstanden sind, war doch in den 1980-er Jahren das Bimmelbahn-Fieber bei vielen Bahnfreunden längst ausgebrochen. :zwink: Noch dazu, wo ja dieser Rollwagenverkehr bei der Bahn in Kecskemét einzigartig für Ungarn war.

    Freundlichen Gruß, René