Ochsenhausen ca 1985

  • Hallo zusammen,

    der folgende Fund aus meiner Bilderkiste stammt wahrscheinlich irgendwann um 1985 herum. Es handelt sich um Schwarzweiß-Rollfilm Bilder, die mit einer russischen Lomo Lubitel Spiegelreflexkamera in Ochsenhausen gemacht wurden.

    Die 99 633 ist inzwischen von der Jagsttalbahn zum Öchsle gewandert. Sie war zu der Zeit wahrscheinlich noch bzw. wieder betriebsfähig. An dem Tag war jedoch Diesel-Einsatz.

    Die V 51 902 – eine schöne Maschine. So ein bisschen blutet einem Wessi das Herz, eine V 51 heute in quietschblau zu ertragen (natürlich besser als verschrottet). Aber stellt Euch doch mal eine IV K in blau vor und ihr wisst was ich meine …

    OK – auf dem Bild ist sie ja auch nur grau ;)
    Eine der polnischen PX 48, die hier später das Ruder übernahmen. Im Vergleich zu den Wagen wirkten sie rein optisch etwas unterdimensioniert.

    Nochmal 99 633 – die beiden 4-achser sind von der Jagsttalbahn übernomme ex Schweizer.

    Und hier – leider recht duster – das andernorts im Forum heiß diskutierte ex Borkumer Schweineschnäutzchen. Kam übrigens auch von der Jagsttalbahn (hieß glaube ich mal „Franzsika von Borkum“, so wie die 99 633 mal „Götz von Berlichingen“ heißen sollte und dann war da ja noch der C-Kuppler (Denkmallok) „Kunigunde von Crutheim“. Nur die Helene war und blieb nicht adelig.)

    V 51 mit einem Triebwagen vorm Lokschuppen. Ich glaube der TW stammte von der Zillertalbahn und wirkte damals noch recht modern. Ursprünglich kam er aber wohl auch von der KOK. So wie die älteren TW der Jagsttalbahn.

    Weiß jemand, was aus dem wurde? Steht er auch in Kanzach in dieser Halle?

    Damals war alles noch nicht so aufgeräumt …

    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo Matthias,

    das ist dann auch nur die halbe Wahrheit.

    Dem Verkauf des Triebwagens an das Eisenbahn- und Technikmuseum Rügen folgte nämlich die Rückgabe an den vormaligen Eigentümer, weil der die Rechtmäßigkeit des Verkaufs des VT ab Mügeln auf irgend eine Art und Weise anzweifelte. Details sind mir unbekannt, aber der heutige Eigentümer Hermann Schöntag ist mit bekannt.
    So steht der Triebwagen in teilzerlegtem Zustand heute ganz sicher immer noch in der Sammlung Schöntag. An welchem Ort, kann ich so genau nicht sagen, weil ich nicht weiß, ob er eine von ihm in Prora (nicht beim Eisenbahnmuseum) angemietete Halle inzwischen geräumt hat. Fakt ist, dass beide Drehgestelle durch Schöntags Mitarbeiter 2006 oder 2007 in Prora ausgebaut und nach Kanzach transportiert wurden. Der Wagenkasten verblieb damals in Prora. Hintergrund war eine von Schöntag damals angedachte Aufarbeitung des Fahrzeugs.
    In Prora stellte Schöntag auch noch einzelne andere Fahrzeuge unter. Was aus ihnen wurde ist mir ebenfalls unbekannt. Die Fahrzeuge in Prora stehen auch in keinem Zusammenhang mit den 2014 von der RüKB GmbH & Co KG i.L. an die PRESS übertragenen Fahrzeugen.

    Die blaue V 51 kommt übrigens über den Jahreswechsel wieder als Schlepplok zwischen Putbus und Lauterbach Mole zum Einsatz.
    Über den Farbton kann man geteilter Meinung sein. Aber diese Lok ist komplett und betriebsfähig, anders als die gezeigte V 51 902, die heute ein Bausatz nach Schöntagart ist. Ob die jemals noch einmal zusammengebaut wird?
    Ich wünsche dem Öchsleverein mit seiner V 51 903 übrigens alles Gute!

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Matthias, hallo Dampfachim,

    die Bilder beim Öchsle wurden sicher 1985 aufgenommen. Das ist anhand einer Vielzahl von Details erkennbar.

    Das Schweinschnäutzchen war nie im Jagsttal, sondern wurde vom DEV erworben welcher das Fahrzeug vom Borkum übernommen hatte.
    Vermutlich verwechselst du da was. Es gab ein weiteres Schweinschnäutzchen im Eigentum der DGEG welches im damaligen Museum in Viernheim ausgestellt war. Für dieses Fahrzeug gab es Pläne für einen Einsatz im Jagsttal. Diese scheiterten aus mir unbekannten Gründen. Jedenfalls wurde das Fahrzeug bei Auflösung der Schmalspursammlung der DGEG von dieser wieder nach Borkum verkauft und kann dort ja perfekt restauriert im Einsatz erlebt werden.

    Der Verkauf des VT 2 von Mügeln an Guttwein ging vor Gericht. Eine Rolle spielte wohl "gutgläubiger Erwerb gemäß BGB". Auch nach meinem Kenntnisstand gehört der VT Schöntag.

    Die blaue V 51 gefällt mir in ihrer Lackierung überhaupt nicht. Sicherlich Geschmackssache, aber für mich kommt da nur Rot in Frage. Ich finde es aber schön, dass die Lok so aufwendig aufgearbeitet wurde und in einem so guten technischen Zustand ist.

    Die V 51 902 war vor einigen Jahren mal relativ stark zerlegt. Das ist aber seit längerem nicht mehr der Fall. Ich kenne Leute welche die Lok vor nicht allzu langer Zeit besichtigen konnten und da war die Lok in einem optisch guten Zustand und komplett. Natürlich habe ich keine Ahnung über den technischen Zustand dieser Lok. Ich vermute jedoch, dass keine großen technischen Instandsetzungen an der Lok stattfanden und nur eine sogenannte Pinsel-HU durchgeführt wurde.

    Beste Grüße Württemberger

  • Hallo nach Württemberg,

    das heißt also, dass Hermann Schöntag noch immer aktiv ist. Hier hört man seit Jahren nichts mehr von ihm. Mein letzter Wissensstand war eben, dass V 51 902 zerlegt ist.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Dampfachim + Württemberger,

    ganz vielen Dank für die aktuelle Hintergrundinfo. Das war mir nicht (mehr?) bekannt, dass es mal (beinahe) zwei verschiedene 750 mm Schweineschnäuzchen im Württembergischen gegeben hätte. Ich kann mich auf alle Fälle noch erinnern, das Fahrten mit dem Wismarer auf der Jagsttalbahn schon beworben wurden, Bilder des Fahrzeugs in Faltblättern auftauchten und auch der oben erwähnte Name. In den alten Zeiten ohne Internet und Foren hat man sich auch immer einiges selbst versucht zusammenzureimen ...

    Dieser Herr Schöntag geistert ja nun auch schon recht lange und an verschiedenen Orten duch die Szene. Ich stieß dieses Jahr im Sommer zufällig auch auf die Sammlung in Kranzach. Den am Hof herumstehenden Tendern nach zu urteilen, müssen die PX 48 auch irgendwo dort sein (vielleicht in der Halle). Nicht dass mir jetzt so sehr viel an diesen liegen würde. Es ist auf alle Fälle ein ganz schönes Sammelsurium - quer durch Europa. Einerseits schade, dass da so vieles im verborgenen ruht - andererseits auch für die nachfolgenden Generation eine Chance was zu entdecken, wenn sich da mal in 20-30 Jahren vielleicht auch mal wieder Tore öffnen.

    Viele Grüße

    Matthias

  • Vielleicht geht ja die V51 902 zur Weißeritztalbahn, um die zweite Garnitur zu bespannen, wenn wieder nach Kipsdorf gefahren wird. :rp: :B :hot:

    Aber mal im Ernst: Es ist immerhin positiv zu hören, dass sie offenbar nicht mehr zerlegt ist. :)

    Und Danke an Matthias, für diesen interessanten Bericht. :spos:

    Grüße Erik

    Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!

  • Hallo Matthias und Dampfachim,

    so arg zerlegt war die V 51 902 nie. Ich meine das beschränkte sich darauf, dass die Drehgestelle, Hauben und Führerhaus von der Lok entfernt waren.
    Die Lok ist schon seit einigen Jahren wieder komplett zusammengebaut. Daraus aber nun abzuleiten dass Schöntag immer noch aktiv ist, ist zu viel in diese Aussage hineininterpretiert. Aktuell und die letzten Jahre dürfte er aus verschiedenen Gründen kaum an seinen Fahrzeugen Arbeiten durchgeführt haben.

    Der Einsatz des Viernheimer Schweineschnäutzchens war schon konkret geplant. Ich habe mal gehört, dass die Achsen des Fahrzeuges schon beim Umspuren waren. Man ging wohl davon aus, dass die Achsen einfach umgepresst werden können. Beim Umpressen hätte dann eine Radscheibe gefressen und dann wurden die Arbeiten abgebrochen. Möglicherweise wurde das Vorhaben auch durch die schlechter werdende Kooperation zwischen DGEG und SWEG als Betreiber der Jagsttalbahn beeinflusst. Die SWEG beendete ja den Vertrag mit der DGEG Ende 1984 und davor hatte man sich schon ein paar Jahre gestritten. Das Vorhaben mit dem Schweineschnäutzchen müsste ja etwa Anfang der achtziger Jahre geplant gewesen sein.
    Ich kenne von dieser Sache aber nur Dinge vom Hörensagen vor vielen Jahren. Allerdings von Leuten die damals schon damit zu tun hatten.

    Beste Grüße Württemberger

  • Hallo Württemberger,

    vielen Dank für die interessante Hintergrundinformation. Jetzt wird mir im Nachhinein - nach mehr als 30 Jahren - einiges klar. Ich habe mich immer gefragt, weshalb die 99 633 - kaum dass sie fertig aufgearbeitet war - von der Jagsttalbahn zum Öchsle kam. Und warum die Helene dann nie zusammen mit den Seidensticker Loks unterwegs war (vielleicht waren bei Helene auch 1985 die Fristen abgelaufen ...).
    Jedenfalls tauchten dann so etwa 1984 bis 85 die vier Seidensticker Loks auf - die drei HF 110 C und die HF 210 E - und übernahmen den Touristik- bzw. Museumsverkehr. Derweil stand die Helene kalt im Schuppen und die DGEG Mitarbeiter die vorher den Betrieb geschmissen hatten waren Zaungäste. Den Eindruck hatte ich zumindest, als ich mich mal mit ein paar Leuten am Möckmühler Lokschuppen sprach.
    Bis auf den kleinen Württemberger Personenwagen ("Putzi") waren DGEG Fahrzeuge auch nicht mehr in die Züge eingereiht. Z.B. meine ich, dass der schöne ex KOK Post-Packwagen bei den Schmalspurspektakeln nicht dabei war.

    Viele Grüße aus Hessen,

    Matthias

  • Hallo Matthias,

    klar, die 99 633 ging Anfang 1985 zum Öchsle weil der Vertrag zwischen der DGEG und der SWEG über die gemeinsame Durchführung von Dampfzugfahrten auf Ende 1984 gekündigt wurde.

    Die Helene erlitt an Ostern 1984 während einer Fahrt einen Kesselschaden und ist seitdem nicht mehr betriebsfähig. Für eine Wiederinbetriebnahme müsste man der Lok einen Neubaukessel spendieren. Helene war schon mal zusammen mit der Frank S. unterwegs, aber das war wohl eine einmalige Fahrt. Weitere gemeinsame Fahrten konnten aus dem obigen Grund dann nicht mehr stattfinden.

    Die Aktiven der DGEG beteiligten sich ab 1985 nicht mehr am Betrieb. Nachdem die meisten DGEG-Aktiven deutlich näher bei der Jagsttalbahn als beim Öchsle wohnten, wurde dort weiter aktiv gearbeitet. Ab 1985 fanden in Möckmühl durch die DGEG Aktiven dann aber nur noch Wagenaufarbeitungen statt.
    Wegen der Kündigung der DGEG wurde dann ja im März 1984 u.a. auf Initiative des damaligen SWEG Betriebsleiters Braun der Verein der Jagsttalbahnfreunde gegründet. Dieser übernahm dann ehrenamtliche Arbeiten bei der Jagsttalbahn die zuvor überwiegend von den DGEG Aktiven ausgeführt wurden. Entsprechend war das Verhältnis zwischen der DGEG und diesem Verein dann viele Jahre lang zerrüttet.

    Der Wagen Stuttgart 21 (Putzi) hätte bereits 1985 mit der 99 633 aufs Öchsle kommen sollen. Ein Abtransport aus Möckmühl wurde dann aber von der SWEG verhindert, da bei Aufarbeitung des Fahrzeuges Teile aus dem Ersatzteilbestand der SWEG (Puffer, Radsätze, Achslager, Federn) leihweise in den Wagen eingebaut wurden. Der Wagen stand sogar eine Zeitlang ohne diese Teile aufgebockt in Möckmühl. Letztlich wurde der Wagen zähneknirschend im Jagsttal belassen und kam dort zum Einsatz. Erst lange nach Stilllegung konnte von den Wageneigentümern (das war nicht die DGEG) diese Sache bereinigt werden und der Wagen wurde schließlich 1997 aufs Öchsle umgesetzt.

    Beste Grüße Württemberger