Sonne, Dampf und Zucker - Bahnen in Kuba (Teil 1)

  • 1998 überredete mich Kurt, mit dem ich schon mehrmals in Polen war, doch einmal nach Kuba mitzukommen.

    Die Aussicht amerikanischen Lokomotivbau zu studieren, gab schlussendlich den Ausschlag.

    Also flogen wir am 23 1. 1999 von Malpensa ab mit der Air Europe nach Havanna.

    Schon im Flieger wurde uns klar, dass wir in einem Bumsbomber gelandet waren. Die Passagiere waren fast nur Männer, Single und auf Aufriss gestylt.
    Später hat sich dann der erste Eindruck bestätigt. Viele waren in unserem Hotel, und man sah einige der Herren schon am nächsten Tag mit Begleitung.


    Nun Ja, der Jetlag machte mir zu schaffen, so dass ich schon morgens früh wach lag. Ein Bild aus dem Hotel zeigte ungestörtes Familienleben:


    Nach dem Frühstück gings dann zum Hauptbahnhof.

    Schon der Erste Eindruck gefiel:


    Der Zweite auch: Ein Sigolintriebwagen:


    Mit spartanischen Führerstand:


    und netter Inneneinrichtung:

    Man sieht: Geschlechtergetrennte WCs sind keine Europäische Erfindung!


    Und ein schöner alter Wagen:


    Am nächsten Tag gings dann los. Zuerst stand die Cai (Zuckermühle) Manalich auf dem Programm.

    Dazu ist zu sagen: Die Mühlen tragen alle die Namen von Leuten, die in irgendeiner Form der Revolution gedient haben. Und die Loks sind auch immer nach der «Central» (eben der andre Name der Zuckermühlen) angeschrieben. Ein Umstand der das Einordnen der Dias, nah 18 Jahren unheimlich erleichtert.

    Für Kubaunkundige habe ich eine Karte kreiert, vom hier beschriebenen Teil der Reise:

    https://drive.google.com/open?id=13BU0L…z_E&usp=sharing


    Wie gesagt, in Manalich die erste Dampflok und dann noch in Schmalspur:


    Schmalspur kreuzt Normalspur:

    Diese Art der Kreuzung ist gang und gäbe. Auch Normalbahnen kreuzen sich mitunter so. Drehscheiben in Kuba habe ich nirgends gesehen. Alles lief über Gleisdreiecke!



    Der Normalspurdiesel holte die gefüllten Wagen:


    Im Depot stand so einiges rum:

    Schmalspur:


    und Normalspur:


    Vor dem Depot waren tiefe Einblicke in die Lokomotivanatomie möglich:

    Man muss wissen, dass in Kuba nur (bis auf eine Ausnahme) Oelloks verkehren. Alle haben so eine Einbaute in der Feuerbüchse.


    Alle Feuerbüchsen sind stark eingezogen, damit sie tief zwischen die Barrenrahmen passen:


    Am Schluss, fröhliches Mitreiten bis zum Bus:

    Man sieht gut den Oeltender, der übrigens heiss war. Das Oel wird vorgewärmt!


    Nun gings zur nächsten Cai: Boris Luis Santa Coloma. Ein richtig schöner spanischer Halbkreisname!



    Normalspur und zum Teil mit Diesel:


    Trotzdem bleibt für den Dampf noch genügend zu tun:



    Am Gleisdreieck ist mir noch was ganz Besonderes aufgefallen:

    Eine Weiche mit beweglichem Herzstück.

    Das Herzstück wird nach der Brachialmethode gestellt, indem der Spurkranz die Schienen auseinandertreibt. Amerikanischer Einfluss halt!


    Am nächsten Tag waren wir in der Cai Manuel Isla Perez.


    Ja, was uns auffiel: Je nach Central, waren die Loks besser oder schlechter gepflegt. Hier waren sie, und auch der Rest der Anlage, in sehr schlechtem Zustand.

    Überall stand Schrott rum:


    An und für sich wunderschöne Loks:


    Aber überall tröpfelte es raus:


    Steuerung innenliegend:


    Hoffentlich nie:


    Da hauts mir doch das Blech weg!


    Wasserfassen:

    Kubanische Siesta:



    Schweizer Siesta:

    Toni, der Beste Führer aller Zeiten, geht’s ruhig an!


    Das Abschiedsbild dieser Mühle:


    Nachher stand die Cai Ruben Martinez Villena auf dem Programm.

    Was kam da um die Ecke:


    Eine Tenderlok!


    Name wahrscheinlich Galileo Galilei (..und sie bewegt sich doch!).


    Die Gegend hatte ihren maroden Charme:

    In Kuba wird nichts weggeworfen, sondern stehen- und liegengelassen, wos halt kaputtgeht.


    Ochsengespanne sah man noch oft:


    Trotzdem: ein schön proportioniertes Lokomotivchen:


    Auch im Depot stand noch das eine oder andere rum:


    Des könnte aus Europa sein:


    Am nächsten Morgen waren wir bei Cardenas auf der Cai Jose Smith Comas.


    Auch hier, malerisches Durcheinander!


    Übers Gleisdreieck wird gewendet:


    Und nach der anstrengenden rangiererei ausgeruht!


    Bevor dann der Zug mit Gebimmel und Gepfiffe über den Bahnübergang verschwindet:


    Das dreieckige Symbol zwischen den Sternen soll eine Zuckerrohrstaude symbolisieren. Das Zeichen für die Zuckerindustrie. Man sah das noch oft.


    Am Verladeplatz angekommen wird wieder munter rangiert:


    Nachher waren wir noch bei der Cai Jesus Rabi zu Gast:


    Ein Musterbetrieb!

    Man schaue die peinliche Sauberkeit in den Räumen an:




    Bei der Esse ist wohl die Luftleitung ein wenig überdimensioniert!


    Dafür haben die Diesel einen Seuthe eingebaut:


    Hier konnten wir einmal eine Verarbeitungsanlage ansehen: Das Zuckerrohr wird geschnitten und die Blätter mittels Luft weggeblasen. Die lagern sich in grossen Haufen ab und geraten in Gärung. So eine Anlage findet auch ein Blinder, denn es herrscht immer ein säuerlicher Geruch!


    Das feingeschnittene Rohr wird dann in die Wagen gefüllt. Die werden dann in der Mühle gekippt. Die Ganze Verarbeitung ist eigentlich nichts anders als Saft auspressen, Eindicken und Abzentrifugieren der Melasse.


    Im Hintergrund ein Wagen in der Beladeanlage:



    Ja das war der erste Teil.

    Am nächsten Tag waren wir in Santa Clara. Dort gings natürlich nicht ohne Besuch vom Che Guevara Memorial ab:



    Ich hoffe der Ausflug hat Spass gemacht. Der zweite Teil wird folgen.


    Gruss Guru