Auf geht's zur Wilden Zicke...

  • Hallo René,

    das sind ja tolle Neuigkeiten von dieser Bahn.

    Als ich vor längerer Zeit mal dort war, fielen mir auch noch recht gut erhaltene Gleise im Pflaster innerhalb der Altstadt auf, diese waren allerdings nicht mehr mit dem Ring verbunden. Gibt es die auch noch?
    Es muss also einst neben dem Ring wohl noch weitere Linien gegeben haben.

    Viele Grüße, Matthias

  • Hallo Matthias,

    die Strecke der Ringbahn führt bis 1976 über den Lindenring und Marktplatz. 1976 wurde die Ringbahn unterbrochen, da die Innenstadt zur Fußgängerzone umgebaut wurde und die Straßenbahn somit nicht mehr durch das Stadtzentrum fahren durfte. Ab 1980 fand eine Wiederherstellung des Rings mit veränderter Streckenführung über die Stadtpromenade statt. Diese neue Strecke wurde ein Jahr später gebaut und ab 1982 war wieder ein Ringverkehr möglich.

    Die alten Gleisanlagen am Markt sind erhalten geblieben. In Beitrag 5 auf Seite 1 dieses Threads findest Du auch ein Bild. Da hatte ich mal Glück, dass der Marktplatz frei von Autos war.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    hier habe ich noch einen schönen Bericht über die Naumburger Straßenbahn gefunden, der gut in diesen Thread passt. Es werden Szenen aus der Werkstatt der Bahn gezeigt. Der Bericht ist von "Einfach Genial" vom Februar diesen Jahres:

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    der Landrat hat bezüglich der Ringbahn verkündet, dass der Kreis demnächst ein Gutachten in Auftrag geben wird, das herausfinden soll, welches die richtige Streckenführung sein könnte. Mit Ergebnissen wird im kommenden Jahr gerechnet.

    Die Rückkehr zur Originalstrecke gilt aufgrund der zu engen Kurve an der Thüringer Pforte als sehr kompliziert. Im Gespräch sind alternative Routen entweder über den Kramerplatz und entlang des Domempfang-Parkplatzes oder eine Lösung über den Lindenring zurück zum Depot.

    Das Land Sachsen-Anhalt hat Fördermittel in Höhe von 80 Prozent für das Vorhaben zugesagt.

    Viele Grüße, René

  • Hallo Andi,

    deshalb sprach Herr Plehn von der Naumburger Straßenbahn in einem vor kurzer Zeit geführten Interview auch von der Verlängerung der Strecke in einzelnen Abschnitten, damit der Eigenanteil jeweils im überschaubaren Rahmen gehalten werden kann. Wenn der Eigenanteil durch Stadt, Landkreis, Eigenmitteln der Straßenbahn und durch Spenden aufgebracht werden kann und alle Beteiligten an einem Strang ziehen, könnte ich mir das Vorhaben als realistisch vorstellen. Da startet manch anderes Projekt mit deutlich schlechteren Vorzeichen, denn scheinbar haben die Beteiligten den Nutzen der Bahn erkannt, wie die kontinuierliche Entwicklung zeigt. Derzeit wird die Gebäudehülle des Depots der Bahn seitens der Stadt umfassend saniert (Dach und Außenwände).

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    im Thread Unterwegs im unteren Saaletal hatte ich es schon erwähnt, dass ich letzten Mittwoch nach Bad Kösen gefahren bin, um dort mit meiner Tochter ein paar erholsame Tage zu verbringen. Zuvor waren wir am Petersberg bei Halle, so dass wir am Nachmittag am Zielort eintrafen. Es blieb noch Zeit für einen schönen Spaziergang entlang des Gradierwerkes oberhalb der Saale zum Eiscafé, denn das Wetter zeigte sich an allen Tagen von seiner besten Seite.

    Am nächsten Tag machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Eckartsberga. Auf dem Weg dorthin schaute ich noch kurz am Bahnhof Bad Kösen vorbei. Das dortige Bahnhofsgebäude wird umfangreich saniert und mittlerweile sind eindeutige Baufortschritte erkennbar.

    In Eckartsberga steuerte ich den Sachsenberg an, um mir die Feldbahn anzuschauen, welche eine Spurweite von 600 mm hat. Durch einen Hinweis hier im Forum, wurde ich auf die Bahn aufmerksam. Leider ist der Besitzer vor einiger Zeit verstorben. Auf dem Gelände traf ich keinen Menschen an, um eventuelle Fragen stellen zu können. Sicher ist, dass die Feldbahn schon einige Zeit nicht mehr in Betrieb ist.

    Das Gelände mit dem Lokschuppen ist eingezäunt und natürlich habe ich nur Bilder von öffentlichen Grund aus angefertigt. Vor dem Lokschuppen sind einige Loren abgestellt. In der Hauptsache waren es Kipploren.

    In einer Kurve verlässt die Strecke das eingezäunte Privatgrundstück und überquert die Straße "Unter den Windmühlen". Oberhalb der Feldbahn befindet sich das von 1830 bis 1831 als Turmwindmühle erbaute technische Baudenkmal. Die Windmühle ist nicht nur ein Wahrzeichen von Eckartsberga, sondern zudem für Deutschland und das nördliche Europa einmalig. Ansonsten sind derartige Windmühlen nur im Mittelmeerraum sowie in Spanien und Portugal anzutreffen.

    Die Gleisanlagen sind vorhanden, verstecken sich aber hinter dem Bahnübergang unter einer sehr dicken Grasnarbe, weshalb eine fotografische Dokumentation unmöglich ist. Am anderen Ende der Feldbahn befindet sich ein kleiner Bahnhof, auf dessen Beginn und Existenz dieser aus dem Gras ragende Weichenhebel hinweist.

    Zurück fing ich noch diese feldbahntypische Szene ein.

    Der Lokschuppen der Feldbahn ließ sich nur sehr schwer von außerhalb des Geländes dokumentieren. Die ehemals vorhanden Dampflok wurde verkauft. Ob die Ns 2 f von LKM (Fabriknummer 262026; Baujahr 1958) noch vorhanden ist, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Die blaue Lok kam im Jahre 1993 vom VEB Thüringer Ziegelwerke Erfurt, Betriebsteil Eisenach in die privaten Hände nach Eckartsberga.

    Danach fuhr ich mit meiner Tochter in Richtung Eckartsburg. Unterhalb der Burg befindet sich der "Freizeitspass" mit Irrgarten, Geisterhaus, Sommerrodelbahn, Burgenland und Dinowelt. Hier verbrachte ich mit meiner Tochter eine freudige Zeit. Natürlich besichtigten wir auch die Eckartsburg. Die Höhen- und ehemalige Reichsburg wurde im Jahre 998 an der Via Regia erbaut.

    Selbstverständlich bestiegen wir auch den Bergfried, von welchem man eine schöne Aussicht auf den Ort und die Umgebung in Richtung Apolda und Buttstädt hat. Hier befindet sich auch ein Diorama mit Vortrag über die Schlacht bei Auerstedt. Im Jahre 1806 fügte hier das französische Heer dem zahlenmäßig überlegenen preußischen Heer eine empfindliche Niederlage zu. Tausende Soldaten verloren allein bei dieser Schlacht auf beiden Seiten ihr Leben.

    Nach diesen interessanten Eindrücken stärkten wir uns bei einem Mahl in der Burgschänke. Eckartsberga befindet sich im letzten Zipfel des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Der zugehörige Bahnhof an der Pfefferminzbahn befindet sich jedoch schon im Bundesland Thüringen.

    Auf dem Streckenabschnitt von Buttstädt nach Großheringen endete der planmäßige Personenverkehr zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017. Heutzutage wird die Pfefferminzbahn nur noch im Abschnitt Sömmerda - Buttstädt im SPNV betrieben, während die anderen Streckenabschnitte nur noch dem Güterverkehr dienen. Der Bahnhof Eckartsberga befindet sich im Streckenkilometer 45,09 der Bahnlinie.

    Hier noch eine Übersichtsaufnahme aus Richtung Großheringen. Der Agrarhandel verfügt über eine Anschlussbahn und wird noch im Güterverkehr bedient. Bei meinem kurzen Aufenthalt erfolgte gerade die Entladung der linkerhand sichtbaren Wagen.

    Den Abschluss dieses Beitrages bildet ein Bild vom Zustand des Innenlebens des Bahnhofsgebäudes. Ein genetisches Überbleibsel des germanischen Volkes der Vandalen scheint gerade auch im heutigen Deutschland an vielen Orten unübersehbar vorhanden. Das leerstehende Bahnhofsgebäude war durch die Zerstörungswut anderer Zeitgenossen nahezu uneingeschränkt begehbar. So kann ich euch dieses Lost Place-Bild an dieser Stelle zeigen, wobei die Allgemeinheit diesen Ort vergessen hat, wobei es besser gewesen wäre, wenn es die Randalierer getan hätten.

    Am Abend fuhren wir noch nach Naumburg, denn ich hatte meiner Tochter den Besuch einer Pizzeria versprochen. In diesem Zusammenhang unternahmen wir auch eine Fahrt Salztor - Hauptbahnhof - Salztor mit der Straßenbahn. Unter anderem von diesen Eindrücken soll der nächste Beitrag handeln.

    Ich bedanke mich für euer Interesse an diesem Thread und an dieser wirklich schönen Region.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    am Abend fuhr ich dann mit meiner Tochter nach Naumburg und parkte an der Vogelwiese. Von dort liefen wir auf dem Wenzelsring, wo uns der Triebwagen 51 auf dem recht neuen Streckenabschnitt in Richtung Salztor begegnete.

    An der Wasserkunst der Wenzelsmauer betraten wir die Altstadt, denn wir wollten in die Salzstraße, um in der dortigen Pizzeria wirklich leckere Pizzen zu essen. Dabei hatten wir diesen Blick auf den Turm der Wenzelkirche, der in einem weiteren Kapitel noch eine Rolle spielen soll.

    Gut gesättigt liefen wir zum Salztor, um eine abendliche Fahrt mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof und zurück zu unternehmen. Der Triebwagen wurde an diesem Abend im Planverkehr von Herrn Plehn, einem der Geschäftsführer der Naumburger Straßenbahn, gefahren. An der neuen Endhaltestelle vor dem Hauptbahnhof entstand dieses Bild. Wie man sieht, hat die Straßenbahn auch noch am Abend regen Zuspruch. Das Fahrzeug war in Richtung Stadt gut gefüllt.

    Am anderen Endpunkt entstand dieses Bild bei einbrechender Dunkelheit. Wir stiegen aus und liefen zur Vogelwiese zurück. Der vorbeifahrende Triebwagen in Richtung Hauptbahnhof bimmelte zum Gruß meiner winkenden Tochter. Vielen Dank an Herrn Plehn für den netten Kontakt. Die Naumburger Straßenbahn verfügt wirklich über ein stets freundliches Team. Auch diese Erfahrung lässt eine Mitfahrt zum Erlebnis werden.

    Danach fuhren wir wieder in die Unterkunft nach Bad Kösen und konnten auf einen wirklich erlebnisreichen Tag zurückblicken.

    Viele Grüße, René

  • Hallo ins Forum,

    Am 11.11.2017 hatte ich nach sehr vielen Jahren wieder einmal das Vergnügen, mit der Naumburger Straßenbahn fahren zu dürfen. Hier muss ich mich kurz outen: Als leidenschaftlicher Fan des großen 1.FC Magdeburg nutzte ich das Pokal - Auswärtsspiel meines Lieblingsvereins, um mit der Zicke ans Stadion zu gelangen.

    Und was soll ich sagen: Ich war hellauf begeistert. Sowohl was die Strecke an sich, als auch die Fahrzeuge und die Freundlichkeit und Kompetenz der Vereinsmitglieder betraf. Um es ganz klar zu sagen: Wer Naumburg besucht und die Straßenbahn links liegen lässt, hat etwas ganz tolles verpasst.

    Straßenbahnnostalgie vom Feinsten!

    Übrigens hat sich der FCM an diesem denkwürdigen Tag wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert und ist mit einem glücklichen 2:1 über den vier Klassen tiefer spielenden Gegner eine Runde weiter gekommen. Das haben wir als Familie viel später noch zu spüren bekommen, als uns wütende Halle- Fans (Naumburg ist traditionell HFC-Land, was wir leider erst später erfuhren) noch am selben Abend unter wüsten Beschimpfungen unserer Schals und Mützen in der Naumburger Innenstadt beraubten. Dabei haben wir mit Ultras oder sonstigen Extremfans mal so gar nichts am Hut...

    Aber bei einem seeeehr leckeren, hausgebrauten Bier im Naumburger Ratskeller konnten wir den Frust darüber verdauen und Naumburg trotzdem in guter Erinnerung behalten.

    Fazit: Naumburg ist sowieso immer eine Reise wert, und den sympathischen Aktiven der Wilden Zicke wünsche ich alles erdenklich Gute zum weiteren Aufbau dieser wahnsinnig liebenswerten Straßenbahn!

    Gruß Tobias