Aufarbeitung der Jung Hilax 8293 (1938) bei der Waldeisenbahn Muskau

  • Mahlzeit Leo,

    die Schrauben waren so montiert, daher wurde es auch beibehalten. In den Originalzeichnungen waren sie mit dem Kopf nach oben eingebaut, wie es der klassischen Lehre entspricht. Die Steinbruchwerkstatt hat es anders herum gemacht. Mit der Farbe drauf ist es höchst unwahrscheinlich, das sich da eine Schraubverbindung soweit lockert, das die Schraube herausfällt.

    Gruß Sven

  • Mahlzeit!

    Nun gibt es Neues aus der Werkstatt zu berichten:

    Die Bläserleitung wurde nun so überarbeitet, das sie der historischen Ausführung entspricht. Beim Neubau der Leitung vor einigen Jahren hatte ich noch keine brauchbare Biegewerkzeuge und die Rohrlänge war etwas zu kurz für einen ordentlichen S-Bogen. Dieser wurde nun durch Einschweißen eines neuen Rohrstückes hergestellt.
    Weiterhin wurde eine zweite Vorhangstange und ein Türhaken für die Lokführerseite geschmiedet.


    Ausgangspunkt der Arbeiten war der diagonal ausgeführte Versatz der Bläserleitung.


    Auf diesem Foto vom Sommer 1975 kann man die ursprüngliche Ausführung der Bläserleitung gut erkennen. Vor dem Führerhaus sind großzügige Radien als S-Bogen ausgeführt. Wann und warum die alte Leitung verschwand ist unbekannt. Bei der optischen Aufarbeitung 1998 wurde in Ermangelung besserer Möglichkeiten 10 mm Sanitärkupfer in die Überwürfe mit Silikon eingeklebt...

    Foto: Sammlung Sven Schlenkrich


    Wann und warum die alte Leitung verschwand ist unbekannt. Bei der optischen Aufarbeitung 1998 wurde in Ermangelung besserer Möglichkeiten 10 mm Sanitärkupfer in die Überwürfe mit Silikon eingeklebt. Die Aufnahme zeigt die Maschine im April 2000 vor dem Lokschuppen im Bahnhof Teichstraße.


    Im Jahr 2019 habe ich die Leitung aus Kupferrohr 15x2 neu gefertigt. Mein Sohn Arthur half damals bei der Montage.


    Schon damals war ich mit der Ausführung aber nicht ganz zufrieden, doch fehlte es an brauchbaren Fotos der ursprünglichen Ausführung.


    Der neue S-Bogen wurde aus Kupferrohr 15x2 mit einem Rohrbieger hergestellt.


    Mit dem fertigen Rohrbogen wurden nun die Schnittstellen angezeichnet.


    Nun erfolgte das Verschweißen der Nahtstellen mit WIG und Kupferschweißzusatz.


    Die Leitung ist fertig geschweißt.


    Die Schweißnähte sind gut geworden und haben der Wasserdruckprüfung mit 18 bar standgehalten.


    Kleine Schmiedearbeiten waren in Form einer Vorhangstange und eines Türhakens auszuführen.


    Die Vorhangstange ist fertig bearbeitet. Am abgewinkelten Ende wurde eine Lasche angeschweißt, das gerade Ende erhielt ein Gewinde.


    Die Vorhangstange wird beim nächsten Besuch in Zamberk auf der Heizerseite angebaut.

    Soweit für heute, im nächsten Bericht widmen wir uns wieder der Zerspanung.

    Gruß Sven

  • Mahlzeit!

    Wie angekündigt folgt nun der nächste Bericht aus der Werkstatt:
    Es wurden eine Reihe von Kleinigkeiten angefertigt, ua. noch mehr Whitworth-Schrauben, der "Aschenbecher" für den Lokführer, ein Schlüsselschild und eine neue Ölspritze nach historischem Vorbild.


    Weitere 1/2" Whitworth-Schrauben wurden angefertigt, um den Bedarf für die Montage der Führerhausteile zu decken.


    Die Schrauben werden beim nächsten Arbeitseinsatz in Zamberk eingebaut.


    Auf der Lokführerseite befindet sich am hinteren Führerhausfenster ein kleines Blechkästchen, das vermutlich als Aschenbecher genutzt wurde. Dieses ist aus verzinkten Blech gefertigt und war weich gelötet. Die Lötnähte waren allesamt gerissen und ließen sich wegen starker Oxidation auch nicht reparieren. Daher wurde das Kästchen neu angefertigt.


    Das neue Kästchen ist fertig gelötet.


    Alter und neuer Aschenbecher nebeneinander.


    Das neue Schlüsselschild für den Werkzeugkastendeckel wird am Schlüsselbund befestigt und der Ring wieder zusammengelötet.


    Diese Art von gelöteten Schlüsselringen waren typisch im deutschen Lokomotivbau.


    Ein weiteres kleines Detail ist fertig.

    Nun habe ich mich an den Bau einer Ölspritze gemacht. Die heute erhältlichen Produkte aus Pressblech oder Aluminium entsprechen weder meinem Anspruch an die Verarbeitung noch den an die Ästhetik. Die bisher auf der Maschine genutzte Ölspritze besitzt eine zu kurze Mündung, so das man beim Abschmieren der Aschlager durch die Aussparungen in dern Radkörpern Schwierigkeiten hatte. Daher habe ich mich zu einem Neubau entschlossen, der nun mit der anstehenden Fertigstellung der Maschine in Angriff genommen wurde.


    Für den Bau der Ölspritze wurde zunächst das nahtlos gezogene und geschliffene Rohr mit Gewinden an beiden Enden versehen. Grundlage war eine Zeichnung aus den Beständen der Eisenbahnpioniere im Ersten Weltkrieg. Laut Ersatzteilkatalog war die Lok bei der Auslieferung mit einer ähnlichen Ölspritze ausgestattet.


    Aus Rotguss wurden die Endkappen mit Feingewinde und Rändel hergestellt.


    Die Kontur an der Spitze wurde zunächst grob vorgearbeitet und anschließend mit handgeschliffenen Formstählen fertiggestellt.


    Das Mündungsrohr aus dickwandigem Kupfer wird in die Endkappe eingelötet.


    Der Knebelgriff wurde ebenfalls aus dem Vollen gedreht, zunächst vorgeschruppt und dann mit dem Kugeldrehapparat fertig bearbeitet.


    Nach der Fertigstellung wurde die obere Endkappe noch mit dem Herstellerschriftzug gestempelt. Der Knebelgriff wurde an die Kolbenstange gelötet.


    Alle Teile wurden nach der mechanischen Bearbeitung noch poliert. Das Rohr bekam das übliche Schild mit der Loknummer aufgelötet. Die Kolbenstange besitzt einen klassischen Kolben aus zwei Stützkörpern und Ledermanschetten.


    Die Ölspritze ist kleines Kunstwerk geworden, eine Hommage an eine Epoche in der auch profane Dinge mit einer ansprechenden Formgestaltung versehen wurden.

    Soweit für heute, den nächsten Bericht gibt es dann nach dem nächsten Werkstattbesuch in Zamberk.

    Gruß Sven