Aufarbeitung der Jung Hilax 8293 (1938) bei der Waldeisenbahn Muskau

  • Guten Abend Sven,

    ich möchte auch nochmal meine Bewunderung für dieses Projekt und deine Begeisterung für selbiges aussprechen. Tip Top deine Arbeit die du verrichtest, ich glaube, dass sich da ein paar Facharbeiter von dir eine Scheibe abschneiden könnten. :sing: Und ich möchte mal dazu sagen, dass ich als Lehrling mir selbstverständlich auch eine Scheibe abschneiden kann.

    Und zu der Sache mit den Computern: Ich habe mich neulich erst sehr lange mit einem unserer Facharbeiter unterhalten über das Thema "Computergesteuerte Maschinen". Er meinte nur dazu, dass es unheimlich schwierig ist diese Maschinen zum Beispiel in Stand zu halten. Von Reparaturen ganz zu schweigen. Er ist froh, dass es bei uns im Betrieb bis auf wenige Ausnahmen keine solche Maschinen gibt. "Die kann man wenigstens noch selber reparieren, warten und in Stand halten.", so seine Worte. So ist auch meine Meinung. Der einzige Nachteil, den wir z.B. bei unserer DDR-Bohrmaschine haben, ist, dass wir keine Ersatzteile mehr bekommen für das gute Stück... Aber sonst, sie funktionieren doch einwandfrei, also warum nicht nutzen?

    Das dazu und nochmals Dankeschön für die wunderbaren Bildberichte. Ich lese sie mir gerne durch.

    Mit freundlichen Grüßen


    Paul

  • Mahlzeit!

    Im Folgenden nun wieder ein paar Neuigkeiten aus der Werkstatt.


    Bei den Sicherheitsventilen wurde nun mit dem Drehen der Federteller begonnen.

    Die die neuen Ventilfedern sind bestellt, die Gehäuse zur Bearbeitung der Ventilsitze in eine befreundete Lokwerkstatt gegangen, da ich sie auf meiner Drehmaschine mangels ausreichendem Spindeldurchlasses nicht spannen kann.


    Nach langer Suche konnte ich kürzlich zwei alte LKW-Scheinwerfer für die Maschine erwerben. Für eine Zulassung der Lok nach der BO P ist eine elektrische Beleuchtung notwendig, diese soll jedoch nicht fest installiert, sondern steckbar gestaltet werden, um den Eingriff in das optische Bild problemlos rückgängig machen zu können. Orientiert habe ich mich bei der Anordnung an einer Maschine gleichen Typs, die in den 50er Jahren als Werklok 15 auf der Abraumbahn des Braunkohlenwerks "Frieden" bei Weißwasser im Einsatz war.


    Die Bosch-Scheinwerfer aus den 50er Jahren sind vergleichsweise günstig gewesen, Vorkriegsausführungen werden schonmal mit 200-300€/Stück gehandelt. Die Aufarbeitung gestaltete sich bei einem Scheinwerfer recht mühsam, da man diesem in der Vergangenheit mittels "Schlauchsäge" von Fahrzeug entfernt hatte. Der Rest der Halterung steckte noch im Lampenfuß.


    Für die Klemmverbindung wurde dann ein neuer Zapfen gedreht, welcher Teil eines geschweißten Halter ist. Dieser kann an die an der Lok verbauten "leichten Signalstützen" gesteckt werden.


    Nach der Fertigstellung aller Teile wurden diese lackiert.


    Beim nächsten Besuch der Maschine Mitte November wurden die Laternen gleich angebaut.


    Noch wirken die Lampen etwas gewöhnungsbedürftig, hatte die Lok zu Betriebszeiten doch keine Laternen getragen. Allerdings ist es gegenüber den bislang aufgesteckten Petroleumlampen von Formsignalen schon ein Fortschritt.Langfristig ist die Beschaffung passender Petroleumlaternen vorgesehen, diese sind jedoch ausgesprochen schwer zu bekommen.


    In aller Stille feierte die Lok am 19.11.2018 ihren 80. Geburtstag. Bis zu ihrer Wiederinbetriebnahme liegt noch ein gutes Stückchen Arbeit vor uns.


    Kurze Zeit später konnte ich bei einem Besuch im Frankfurter Feldbahnmuseum einen originalen Woener-Öler gegen eine Schmierpumpe der Fa.H.Krause, Rosswein/Sa. tauschen,die von einer LKM-Dampflok stammt. Die Hilax war bis zum Ende ihres Einsatzes mit demn werkseitig gelieferten Woerner-Öler ausgerüstet, dieser ging erst während der Abstellung in Gera verloren.Bei der Ankunft der Lok in Weißwasser wurde sie daher ebenfalls mit einem Krause-Öler ausgerüstet, den ich vor fast 10 Jahren dann nocheinmal gründlich aufarbeitete. Für die Restaurierung imangestreben, letzten Einsatzzustandes habe ich mich seit Jahren um einen Woerner-Öler bemüht. Herzlichen Dank an die Gebrüder Benner an dieser Stelle.

    Der Öler verfügt über ein Fassungsvermögen von 1L. Angetrieben wird er über einen Hebel mit Rollenfreilauf, der auf die horizontal angeordnete Schneckenwelle wirkt. Auf der senkrecht laufenden Pumpenwelle sitzt eine Taumelscheibe, die die beiden kreisförmig angeordneten Pumpenelemente antreibt. Jedes Element besteht aus nur einem Kolben und einem federbelastetem Steuerventil, welches über eine separate Kurvenscheibe angetrieben wird.


    Das originale Fabrikschild mit der Fabriknummer 18686 und der Kennzeichnung D.R.P. (Deutsches Reichs-Patent). Eine Baujahr kann derzeit noch nicht zugeordnet werden, jedoch wurden diese Öler seit 1922 gebaut.


    Rückansicht des Ölers mit den beiden Anschlüssen für die Schmierleitungen und dem nachgefertigten Blechdeckel. Die Ölpumpe versorgt die beiden auf den Schieberkastendeckelnangebrachten Ölsperren.


    Es ist geplant, den Deckel nach Muster nachzufertigen, sofern nicht doch irgendwo noch ein Orignal zu bekommen ist. Eine erste Anfrage beim Hersteller blieb jedoch erfolglos. Dieser liefert immerhin noch Pumpenelemente, mit denen der Öler vor einiger Zeit noch neu ausgestattet wurde. Das fehlende Schauglas muss ich jedoch selbst herstellen, was aufgrund der gewölbten Fläche nicht ganz einfach.


    Das Innenleben scheint in einem recht guten Zustand zu sein, näheres wird die Zerlegung und Reinigung zeigen.


    In Frankfurt konnte ich mir auf der dortigen, 1941 gebauten Hilax einen baugleichen Öler mit originalem Deckel anschauen.


    Weiterhin wurden einige Zeichnungskopien aus dem heute nicht mehr exisistierenden JUNG-Werksarchiv übergeben, die die Aufarbeitung ungemeint erleichtern. Auch dafür nochmals herzlichen Dank.


    Blick auf eine Übersichtszeichnung aus dem JUNG-Archiv. Die Maschine wurde auf Wunsch auch mit Dampfbremse ausgeliefert.

    In nächsten Bericht geht es dann weiter mit der Aufarbeitung des Ölers.

    Gruß Sven

  • Hallo Sven

    das sieht ja doch etwas lustig aus - diese Laternenhalterung. Aber wenn es so etwas schon mal gab - so ist es dann auch wieder richtig.
    Soll denn für die Stromversorgung noch dafür eine Batterie bzw Akku vorgesehen werden? Oder willst Du diese im Lampengehäuse verstecken?

    Betrifft nun den Öler. Die Frankfurter haben scheinbar ein Adapterstück für das Schauglas angefertigt. Wäre als Ersatzglas auch ein
    zurechtgearbeitetes "Kunststoffglas" denkbar?

    Schön daß Du uns mit dem Baufortschritt auf dem Laufenden hältst.

    Einen schönen Advent wünscht Dir und allen anderen Mitlesern der Dagvuchel :weg:

  • Mahlzeit Dagvuchel,

    natürlich hätte man die Lampe auch etwas eleganter direkt an die Lok anschrauben können, doch die mit der gewählten Variante ist der Eingriff in die Substanz am geringsten und es lässt sich ohne Werkzeug wieder abbbauen. Die Lok bekommt eine Stromversorgung über eine Batterie, die im Werkzeugkasten hinter dem rechten Tritt unter dem Führerhausboden untergebracht wird. Die Schutzrohre für die Kabel werden so versteckt, dass sie nicht ins Auge fallen. Auf den vorhandenen Haltern für Manometer- und Wasserstandsleuchte werden ebenfalls steckbare elektrische Leuchten angebracht und von der Batterie versorgt. Ein kleiner unauffälliger Schaltkasten wird im Führerhaus untergebracht.

    Beim Öler ist der erste Versuch ein Schauglas aus Plexiglas zu basteln fehltgeschlagen, nun warte ich auf die Lieferung einer Polycarbonatplatte.

    Mehr dazu demnächst.

    Gruß Sven

  • Mahlzeit!


    Während die Sicherheitsventile auf Ihre neuen Federn und die Bearbeitung der Gehäuse warten, habe ich mich weiter dem neuen Öler gewidmet.



    Zunächst habe ich mich an die Anfertigung eines neuen Schauglases gemacht. Wie auch schon bei dem auf der Lok montierten Krause-Öler ist das Glas mit einer Brille aus Blech vor die Öffnung im Gehäuse geschraubt. Während beim Krause-Modell eine ebene Fläche vorhanden ist, bietet die gewöblte Fläche des Woerner-Ölers einige Herausforderung für den Bau des Schauglases. Echtglas schied damit aus, jedoch bot größere Tafel Plexiglas im Lager ausreichend Material zum Experimentieren.



    Nach dem Zuschnitt wurde der Rohling mit den ersten beiden Bohrungen versehen und vorsichtig mit der Brille angebaut.



    Durch behutsamen Anwärmen mit dem kleinen Lötbrenner wurde das Material nach und nach in Form gebracht und die rechtlichen Bohrungen eingebracht.



    Trotz aller Vorsicht passierte es dann beim Anziehen der letzten Schraube doch und das Glas war gerissen!
    Nach Rücksprache mit einem Glaser, habe ich auf dessen Empfehlung eine kleine Platte aus Polycarbon bestellt, das äußerst schlagfest und gut warm formbar ist.



    Die Zwischenzeit wurde zur weiteren Reinigung genutzt. Beim Füllen des Gehäuses mit Kaltreiniger bekam das Schauglas weitere Risse, hielt jedoch einigermaßen dicht.



    Das Oberteil mit der Pumpenmechanik wurde unterdessen genauer unter die Lupe genommen.



    Der untere Zapfen der Pumpenwelle ist durch das Einspannen in einen Schraubstock beschädigt und muss überarbeitet werden.



    Nach dem Leeren des Gehäuses blieb ein Bodensatz aus feinem Sand zurück, der sorgsam ausgespült werden muss. Möglicherweise stammt Öler von einer Spielplatzlok.
    Die Schnecke auf der Antriebswelle ist leicht angerostet, eine der Madenschrauben zu ihrer Sicherung ist abgebrochen. Ihre Entfernung gestaltete sich wegen der engen Platzverhältnisse ausgesprochen schwierig. Der Versuch die Madenschraube auszubohren schlug fehl, da sie gehärtet war. Letztlich gelang es durch leichtes Klopfen mit dem Schonhammer auf die Welle, die Schraube zu lösen und mit einer Gripzange herauszudrehen.



    Waren die bislang zu Tage getretenen Mängel noch ohne größere Probleme zu beheben, war das gelegentliche Haken des Klemmrollenfreilaufes ein untrügliches Zeichen für größere Schäden. Beim Zerlegen des Freilaufes viel zunächst das stark verschmutzte Fett ins Auge.



    Das in den Öler geschraubte Freilaufgehäuse ist an zwei Stellen gerissen.



    Das Gegenstück in der Hebelnahme weist an 4 Stellen glatte Brüche auf.



    Beide Teile sind gehärtet und weisen geschliffene Laufbahnen für die Klemmrollen auf. Da sie beim Hersteller nicht mehr erhältlich sind, müssen sie neu angefertigt werden.



    Die Teile wurden im ersten Schritt vermessen und skizziert. Anschließend wurde Rohmaterial aus Nitrierstahl 31 CrMoV9 bestellt, das nach der Bearbeitung Nitriert worden soll. Dieses Verfahren wurde gewählt, da es sich für endbarbeitete Werkstücke bestens eignent und ich keine Möglichkeit zum Innenrundschleifen habe.



    Mittlerweile was das Polycarbonat eingetroffen und wurde nach Abziehen der oberen Schutzfolie in gleicher Weise wie oben gebohrt und eingespannt. Für das gleichmäßigere Erwärmen habe ich extra dann eine Heißluftpistole gekauft.



    Die Detailansicht vermittelt einen Eindruck über den zu biegenden Radius.



    Im Vergleich zum Plexiglas war das Polycarbonat wesentlich einfacher zu formen und problemlos zu bohren.


    Weiter geht es, wenn das bestellte Material eingetroffen ist.


    Gruß Sven

  • Mahlzeit zusammen!

    @Lenni Danke für die Blumen, da bei dem Projekt kein Zeitdruck besteht, kann ich mich auch um solche Nebensächlichkeiten kümmern.

    @mirquidi: Danke Falk, wie du weißt, habe ich einen sehr guten Lehrmeister, der mir diese Leidenschaft mit in die Wiege gelegt hat :zwink:

    Je mehr ich die Pumpe zerlegt habe, desto stärker muss ich mich gegen den immer mal wieder aufkommenden Gedanken wehren, dass die auf der Lok montierte Krause-Schmierpumpe eigentlich auch ganz nett und vorallem einwandfrei funktionsfähig ist. :wall1:



    Bei der weiteren Zerlegung der Pumpenwelle fiel noch eine improvisierte Madenschraube auf, die den Drehwinkel der Kurvenscheibe begrenzt, welche die Pumpenelemente antreibt. Hier Wurde eine Schraube bis zum Anschlag hereingedreht und einfach abgeschnitten. Die Anstrengungen das ganze zu zerlegen waren nicht unerheblich.



    Die ausgebaute Pumpenwelle wurde dann zunächst mit einer Zentrierbohrung am unteren Ende versehen, um den beschädigten Lagerzapfen im Anschluss abdrehen zu können. Da die Lagerung im Gehäuse selbst nicht auszubuchsen ist, habe ich mich zum Aufschrumpfen einer Hülse auf die Welle entschlossen.



    Selbige wurde zunächst auf das passende Maß gedreht, um danach mittels Lötbrenner auf die Fügetemperatur erwärmt zu werden. Manch einer würde die Verbindung heute sicherlich kleben, ich bin da jedoch etwas "konservativ".



    Nach dem Aufschrumpfen wurde die Hülse noch auf das Endmaß bearbeitet. Nun läuft die Welle wieder sauber und ohne merkliches Spiel.
    Nachfolgend wurden die restlichen Einzelteile der Baugruppe gereinigt und sofern notwendig entrostet, um anschließend zusammengesetzt werden zu können.



    Auch das Gehäuse wurde entrostet. Die starken Rostnarben auf der Außenseite sollen nach dem Grundieren gespachtelt werden.



    Innen wie außen wurden die bearbeiteten Flächen abgeklebt, um keine unnötige Arbeit zu haben. Im Anschluss erfolgte das Grundieren.



    Ebenso bei den restlichen Gehäuseteilen. Die fehlenden Überwurfmuttern M11x1 werde ich vermutlich selbst anfertigen müssen, die Anfrage bei Hydraulikhändlern vor Ort blieb erfolglos.
    Da die Krausepumpe mit einem Adapter montiert ist, werde ich beim nächsten Besuch jedoch noch einmal nachmessen.



    Während die Grundierung trocknet, wurde die zweite Sicherheitsventilspindel in Angriff genommen.


    Soweit für heute, das Material für die restlichen Schmierpumpenteile ist leider noch nicht eingetroffen.


    Gruß Sven

  • Hallo Sven

    Großes Kino was Du da machst,da lacht das Metallbauer Herz,leider musste ich aus Gesundheitlichen Gründen den Metallbauberuf aufgeben,aber wenn ich sowas was sehe,könnte ich gleich zu Maulschlüssel,Schraubendreher und Co greifen.

    Gruß Matthias

    Gruß aus DD

    Matthias.