Mahlzeit,
Nun will ich weiter berichten:
Die umfangreichste Aufgabe in diesem Jahr ist zweifelsohne der Nachbau der originalen JUNG-Puffer. Wie bereits oben erwähnt, wurden diese irgendwann zwischen 1976 und 1983 in Gera abgebaut, um sie an das dortige Kupplungssystem anzupassen. Ihr Verbleib ist zweifelsfrei geklärt.
Zunächst waren umfangreiche Recherchen notwendig, die teilweise schon Jahre zurückliegen. Da keine Zeichnungen verfügbar waren, blieb nur das Vermessen der an den anderen in Deutschland erhaltenen Loks angebauten Kupplungen. Eine originale Ausführung hat jedoch nur noch die Lok 9294 in Oekoven, welche jedoch etwas anders gestaltet ist, als die Puffer der 8293. Wie die meisten Hersteller bot auch JUNG für seine Loks eine Vielzahl von Kupplungsvarianten an, darunter 2 Ausführungen mit breiter Pufferplatte und zwei gefederten Pufferhülsen.
JUNG 8293 besaß die Ausführung mit hochliegendem Zughaken und außenliegender Feder, während an der 9294 einen tiefliegenden Zughaken mit innenliegender Pufferfeder angebaut ist. Somit waren die Oekovener Puffer zum Vermessen für einen Nachbau nur bedingt geeignet.
Fündig wurde ich dann eher zufällig im Jahre 2010 im Harz beim Besuch der Gedenkstätte Dora Mittelbau, wo die Überreste einer JUNG-Hidalgo zu finden sind. An dieser ist genau die gesuchte Kupplungsvariante zu finden. Nachdem ich mich im Informationszentrum erkundigt hatte, konnte ich in Ruhe die Teile vermessen und skizzieren. Die stark beschädigten Teile hatten ihrerseits den Vorteil viele Details erkennen zu lassen.
Hintere Puffer der Hidalgo in der Gedenkstätte Dora-Mittelbau. Die Pufferhülsen sind gebrochen, die darin enthaltene Evolutfeder erkennbar.
Blick auf den Zughaken samt Kuppelkette.
Daheim begann dann die Konstruktionsarbeit am PC. Mehrmals wurde umkonstruiert, da ich anfangs noch davon ausging alle Teile neu fertigen zu müssen. In der Grafik fehlen noch die eingepressten Buchsen in den Pufferhülsen, die bei Verschleiß dann gewechselt werden können.
Basis der Pufferkonstruktion ist ein Pufferträger aus U300, an dem die beiden Pufferhülsen angeschraubt sind. Der gefederte Zughaken ist in einer angenieteten Führung untergebracht. An den Enden der Pufferstangen sitzt eine breite Pufferplatte aus 20 mm starkem Blech mit innen angenieteten Winkeln. Hinter den Pufferhülsen sitzen im U-Profil zwei Eichenholzunterlagen, die eine Deformierung des Profils verhindern sollen.
Nachdem ich im Jahr 2010 von einem Freund einen Hinweis bekam und ein Jahr später bei der Risten-Lakviks-Järnväg in Schweden die originalen Pufferhülsen der JUNG 3698/1925 kaufen konnte, reduzierte sich der Anteil der neu zu fertigenden Teile erheblich. Die Explosionsdarstellung zeigt die wesentlichen Neubauteile.
Es war schon erstaunlich, dass die Hülsen der in den frühen 70ern nach Schweden verkauften Lok noch nach 40 Jahren immer noch vorhanden waren, in Schweden wirft man scheinbar nichts weg. Sie wurden damals umgehend demontiert, um die Lok an die übliche Mittelpufferkupplung der schwedischen 600-mm-Schmalspurbahnen anzupassen.
Soweit bis hier, im nächsten Teil berichte ich dann von der Anfertigung der ersten Pufferteile.
Gruß Sven