Mahlzeit!
Die ersten Teile für das linke Speiseventil sind angefertigt. Eine Herausforderung ist das zweigängige Rechteckgewinde für die Ventilspindel.
Aber nun der Reihe nach:
Begonnen wurde mit der Aufarbeitung des Handgriffes für die Ventilspindel. Nach dem Entrosten wurde mit der Anfertigung eines neuen Holzheftes begonnen.
Das Holzheft entsteht aus einem Buche Rundstab.
Nachdem die Form gedrechselt ist und am rechten Ende ein Kupferring aufgepresst war, wurde die Oberfläche mit dem Lötbrenner gebräunt, um den Griff zu schwärzen.
Nach dem Zusammenbau wurde das Holz noch mehrfach mit Leinölfirnis behandelt. Somit macht der Griff einen nicht gar zu neuen Eindruck und passt dann besser zum Ventilgehäuse.
Nun widmete ich mich der verbogenen Ventilspindel:
Zunächst bin ich noch davon ausgegangen die alte Ventilspindel retten zu können. Daher wurde im ersten Schritt die genaue Biegestelle ermittelt.
Das Richten war erfolgreich, letztlich fand ich jedoch einen gerissenen Gewindegang, so dass es nun doch eine neue Spindel werden sollte.
Es handelt sich um ein zweigängiges Rechtsgewinde mit 2 1/2 Gang pro Zoll und 20 mm Außendurchmesser und rechteckigem Querschnitt. Eine typische Krauss-Spezialität, gefertigt nach eigener Werksnorm. Glücklicherweise habe ich die Originalzeichnung des Ventils, rein messtechnisch hätte ich eine Steigung von 10 mm ermittelt, tatsächlich sind es aber 10,16 mm. Da ich noch nie ein zweigängiges Gewinde gedreht habe, war das eine neue Herausforderung. Zunächst wurde ein passender Drehstahl aus HSS geschliffen und im "Handbuch der Dreherei" von 1920 nachgelesen, wie die Herangehensweise ist.
Auf meiner großen Hofstetter S6-Drehmaschine hätte ich mich mit einer Wechselradberechnung beschäftigen müssen, die kleinere UNION-WERK von 1939 hat dagegen die 2 1/2 Gang pro Zoll auf der Gewindetabelle verzeichnet.
Um nicht teures Buntmetall zu verschwenden habe ich zunächst ein Probestück aus C45 gedreht. Der erste Gewindegang ist sehr sauber geschnitten, dank des sorgfältigen Abziehens des Drehstahls.
Nun musste der Oberschlitten um die halbe Steigung , d.h. 5,08 mm verschoben werden, um den zweiten Gang zu drehen. Die Messuhr hilft bei der exakten Verschiebung.
Noch einmal wird die richtige Postion des Drehstahls ohne Zustellung geprüft.
Nun konnte der zweite Gang gedreht werden.
Das Ergebnis ist gar nicht schlecht für den ersten Versuch.
Das Probestück wurde noch markiert und gerändelt, um es als Lehre für das Innengewinde nutzen zu können.
Ich habe im Laufe der Aufarbeitung der Lok bereits einige Lehrgewinde gedreht. Dieses hat so ziemlich fast alles gefordert, was es beim Drehen an Herausforderungen gibt, abgesehen vom Linksgewinde...Ob es für solch ein Spezialgewinde überhaupt eine Wendeplatte gegeben hätte, wage ich zu bezweifeln. Natürlich hätte man Einsatz und Spindel auch mit einem genormten Trapezgewinde erneuern können, doch das ist nicht der Sinn einer Restaurierung. Davon abgesehen, wären die Kosten und der Aufwand auch nicht geringer gwesen.
Zufrieden mit dem Ergebnis konnte ich mich dann an die Anfertigung der eigentlichen Spindel machen,
dazu mehr im nächsten Bericht.
Gruß Sven