De Reis na Noordfreesland

  • Moin tosamen

    mit Hoogdüütsch geiht dat hier beter as op Platt... denn ich möchte hier einen neuen Thread eröffnen, da die Berichte im verlinkten Thread doch etwas über die Thematik Lorenbahn Nordstrandischmoor hinausgingen. Immerhin bietet Nordfriesland mit den Lorenbahnen und einigen anderen ehemaligen Schmalspurbahnen durchaus eine Vielfalt an möglichen Themen. Zunächst jedoch für Leseratten der Link zum alten Thread: Lorenbahn Nordstrandischmoor

    Nun habe ich in diesem Sammelthread im "Blick über den Tellerrand" die Möglichkeit der Berichterstattung über die:
    - Lorenbahn Lüttmoorsiel - Nordstrandischmoor (in Betrieb)
    - Lorenbahn Dagebüll - Oland - Langeness (in Betrieb)
    - Amrumer Inselbahn (stillgelegt)
    - Sylter Inselbahn (stillgelegt)
    - Kleinbahn Niebüll - Dagebüll (heute normalspurig unter der Betriebsführung der NEG)
    - Feldbahnmuseum in der Tolk-Schau

    und im Nachbarlandkreis Dithmarschen die:

    - Kreisbahn Norderdithmarschen (stillgelegt)
    - Feldbahn des Torfwerkes in Dellstedt (in Betrieb)

    Ein gelegentlicher Streifzug zur Eisenbahn auf der Halbinsel Eiderstedt sei mir auch gestattet. Dieser Bahnlinie habe ich seit einigen Jahren eine umfangreiche Homepage gewidmet, welche durch die Mithilfe vieler Bahn- und Heimatfreunde immer mehr an Gestalt gewinnt. Ein besonderer Dank geht hier an die Herren Alberto Brosowski (Verein zur Förderung und Dokumentation der Eisenbahngeschichte: VT92 501) und Fred Steen (Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte: Tönninger Stadtgeschichte).

    Eisenbahn auf der Halbinsel Eiderstedt (Update: Link zur eigenen Homepage mittlerweile leider inaktiv)

    Zu Beginn dieses Threads möchte ich auf ein meist unbekanntes Thema eingehen, nämlich die Planungen für den Bau einer Inselbahn auf Föhr:

    Nach Eröffnung der Kleinbahn von Niebüll nach Dagebüll wurden auch auf Föhr Stimmen laut, die die Erschließung der Insel durch eine Bahn forderten. Aber erst 1906 wurde der Plan dank der Initiative von Eduard Boetius konkreter: Es sollte eine Bahngesellschaft unter Beteiligung der Wyker Dampfschiff-Reederei, der Stadt Wyk, der Kleinbahn Niebüll - Dagebüll und der Landgemeinden auf Föhr gegründet werden. Eine Linie sollte über den Südstrand und Nieblum und Utersum, die andere nördlich über die Dörfer nach Utersum führen. Dort sollte ein neuer Anleger entstehen und die HAPAG für eine Verbindung nach Hörnum auf Sylt gewonnen werden. Die Finanzierung dieser ehrgeizigen Pläne erwies sich jedoch als unmöglich.

    1911 gab es Bemühungen zur Errichtung einer "gleislosen Bahn", also eines Obus-Betriebes, die aber ebenfalls am mangelnden Kapital scheiterten. Nun kam es im Frühjahr 1913 zur Gründung der Föhrer Autobusgesellschaft, die am 11.06.1913 mit zwei Bussen den Betrieb auf einer Inselringlinie aufnahm. Doch das Zwischenspiel währte nur kurz, denn mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden die beiden Busse beschlagnahmt, was auch das Ende der Gesellschaft und des Kapitels "Föhrer Inselbahn" bedeutete.

    Zukünftig werde ich diesen Sammelthread sporadisch mit weiteren Beiträgen füllen.

    Freundlichen Gruß, René

  • Moin,

    wie die Menschen in früherer Zeit den Bau der Eisenbahn empfunden haben, zeigt dieser Zeitzeugenbericht aus Bönningstedt, an der Kiel-Altonaer-Chaussee gelegen. Die Gemeinde erhielt im Jahre 1884 Anschluss an die Altona-Kaltenkirchener Eisenbahn-Gesellschaft (AKE)... heute immer noch Bestandteil der AKN von Eidelstedt über Kaltenkirchen nach Neumünster. Auch wenn der Bericht nicht aus Nordfriesland ist, sondern aus Holstein stammt, ist er doch ein interessantes Zeitdokument. Er ist auf Plattdeutsch verfasst, da zu jener Zeit die Bevölkerungsmehrheit dieser Region auf Platt kommunizierte:

    Man weet hüt nich mehr, wie een Firma dat trechkreegen hätt, op den Sommerweg von de Chaussee een Gleis von de AKE (Altona Kaltenkirchener Eisenbahn) to leggen -von Quickborn bit Altno (Gählersplatz). De Anwohners hebbt sik erst freut, dat se nu een Bohnverbindung to Stadt harrn, un de Törffirma in Quickborn kunn ehrn Törf good an Kunden lebern. Ober dat duur nich lang, dor kämen de Beschwerden. Wogenperd un anner Veeh, wat lang de Stroot dreeben wörd, harn doch noch nie son Dampungetüm sehn. Se worden bang un wild un flüchten ober de Groben in de Gorns von de Anwohner. To Sekerheit müssen vor de Rod von de Lokomotiven iserne Platten montiert warn. Dat holp ober nich veel, un Hovaree gäw dat immer mehr. Lokführer un Kutscher warn sik ok nich immer eenig ober de Vorfohrt. Besonders de Buurn wull'n de Bohn von de Stroot hebben. Dat güng ober nich so gau. Doch dor passier een Malöör. Anni Feind, een 12 jährige Deern wörd mol ton Koopmann schickt. Se wull noch gau vor den Zug ober de Schienen, hokt mit'n Foot achtert Gleis un fallt hin. De Zug föhrt se ober un föhrt so dood. Nu duur dat nich mehr lang, bit dat Gleis in de Feldmark verleggt wörd. Dat war 1912.

    Da hier wohl nicht nur Plattschnacker lesen, möchte ich eine Übersetzung des Textes beigefügen:

    Man weiß heute nicht mehr, wie eine Firma es hinbekommen hat, auf den Sommerweg von der Chaussee ein Gleis von der AKE zu legen... von Quickborn bis nach Altona zum Gählersplatz. Die Anwohner haben sich zunächst gefreut, dass sie nun eine Bahnverbindung in die Stadt hatten, und die Torffirma in Quickborn konnte ihren Torf gut an die Kunden liefern. Aber es dauerte nicht lange, da kamen die Beschwerden. Wagenpferde und anderes Vieh, welches entlang der Straße getrieben wurde, hatten noch nie so ein Dampfungetüm gesehen. Sie wurden mächtig wild und flüchteten über den Graben in die Gärten der Anwohner. Zur Sicherheit mussten vor die Räder der Lokomotive eiserne Platten montiert werden. Das half aber nicht viel und es gab immer mehr Havarien. Lokführer und Kutscher waren sich auch nicht immer über die Vorfahrt einig. Besonders die Bauern wollten die Bahn von der Straße haben. Das ging aber nicht so schnell. Doch dann passierte ein Missgeschick. Anni Feind, ein 12-jähriges Mädchen, wurde zum Kaufmann geschickt. Sie wollte noch schnell vor dem Zug über die Schienen, verhakt sich mit dem Fuß hinter der Schiene und fiel hin. Der Zug fuhr über sie drüber und fuhr sie so tot. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis das Gleis in die Feldmark verlegt wurde. Das war im Jahre 1912.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo René,

    einen schönen Sprachkurs hast Du hier dargeboten. Eine interessante Geschichte noch dazu.
    Nun habe ich zwar nie selbst platt sprechen gelernt, aber durch die Verwandschaft einiges mitbekommen. Durch Lesen mittels "stummen Sprechens" war mir auch die Übersetzung ohne Deinen Service möglich.


    Gruß
    217 055

    Gruuß

    217 055

  • Moin,

    danke für Deine positive Anmerkung. Erst hatte ich überlegt, es nur im Original zu schreiben, dann aber den Entschluss gefasst: "Das kannst Du auch nicht machen." Vieles können sich die meisten Leser wohl herleiten, aber eben nicht Alles, zumal wenn man keine Erfahrungen mit dieser Sprache hat. :zwink:

    Un dat Best is: Bold fahrt wi wedder na Plattdüütschland.

    Dann bringe ich natürlich Berichte und auch Bilder mit.

    Freundlichen Gruß, René

  • Moin,

    blicken wir nun gemeinsam in das Jahr 1994 zurück, denn hier beginnt die Reise nach Nordfriesland. Ich war zu dieser Zeit als Zugführer bei der Dienststelle Hamburg-Altona im Einsatz. Zu den befahrenen Strecken gehörten die IC/EC-Verbindung nach Berlin, die ICE-Verbindungen nach Fulda und nach Frankfurt und natürlich die IC-Verbindung auf der Marschbahn nach Westerland auf Sylt. Gelegentlich ging es bei Dispo-Schichten auch auf der Vogelfluglinie nach Puttgarden oder nach Köln.

    Auf dem Bild schreiben wir den 12. März 1994 und es findet gerade der Lokwechsel in Hamburg-Altona statt. 218 153-5 und 218 287-1 werden bei typischen Hamburger Schmuddelwetter den IC 632 nach Westerland bespannen.

    Wie sagt man sprichwörtlich in Hamburg? "Das Wetter ist in der einen Hälfte des Jahres schlecht, während es in der anderen Zeit regnet." Da fühlt sich der Hamborger Plattschnacker erst richtig wohl. :zwink:

    Freundlichen Gruß, René

  • ... lesen, wo't wiedergeiht...

    Ich möchte mit meiner Erzählung noch kurz in Hamburg verweilen. Wir befinden uns im Jahr 1993. Ich hatte meine Anstellung im Fernverkehr in Hamburg-Altona angetreten und wer nun denkt, dass Wohnraummangel in größeren Städten eine Entwicklung der Gegenwart ist: Nein! Die ersten Monate verbrachte ich im Wohnheim der Deutschen Bundesbahn in Hamburg-Wilhelmsburg, bevor ich eine geeignete Wohnung gefunden hatte.


    Im Süden grenzt der Stadtteil Wilhelmsburg an die Süderelbe. Nu sett ik mi an'n Elvstrandrand... denn hier hat man einen Blick auf die Süderelbe-Brücke, welche gerade von einer S-Bahn der Linie 3 überquert wird, welcher aus Triebwagen der Baureihe 472/473 gebildet ist. Das Bild entstand am 27. Mai 1994.


    ... und wo wir gerade an der Süderelbe sind. Wie sagt man doch so liebenswürdig in Hamburg: :zwink:

    "Alles südlich der Elbe ist Norditalien!"

    Freundlichen Gruß, René

  • Moin leeve Lüüd,

    dann möchte ich mal mit meinem kleinen Bericht fortfahren. Immer noch sind wir dabei in Hamburg, aber nicht mehr so weit in der Vergangenheit. Am 05. Februar startete ich mit meiner Tochter wieder für ein paar Tage nach Nordfriesland. Dabei gilt es auch den Hamburger Elbtunnel zu durchfahren. Mit diesem etwa 3 Kilometer langen Nadelöhr des Nordens verbindet mich eine echte Hassliebe. Einerseits ist das Erreichen dieses Tunnels natürlich Ausdruck des baldigen Ankommens "im echten Norden" (Wahlspruch des Bundeslandes Schleswig-Holstein), andererseits quälen natürlich die ständigen Erfahrungen von Staus und stockendem Verkehr das Gemüt. Nun gut, auf der Hinfahrt nach Norden sollte sich der Elbtunnel aber dieses Mal sehr durchlässig zeigen.


    Allerdings meldete der Verkehrsfunk schon vor dem Elbtunnel eine einseitige Vollsperrung der Autobahn nach einem Verkehrsunfall und eine Staulänge von 4 Kilometern zwischen Pinneberg und Tornesch. Darauf hatten wir nun gar keinen Bock und so fuhr ich in Pinneberg von der Autobahn, um über Uetersen in Tornesch wieder auffahren zu können.

    In Uetersen Ost befindet sich die Immobilie des Lokschuppens / der Werkstatt der Immobiliengesellschaft Uetersener Eisenbahn, eines ehemaligen Verkehrsunternehmens mit sehr wechselvoller Geschichte. Über diese Bahn möchte ich kurz berichten. Was hat diese Bahn mit Nordfriesland zu tun? Die Uetersener Eisenbahn verkaufte die Strecke und das bewegliche Inventar am 01. Januar 1998 an die NEG in Niebüll. Dieses Unternehmen gehört mittlerweile zur Luxemburger CFL. Auf der Bahnstrecke Tornesch - Uetersen Ost führt die Tochtergesellschaft CFL Cargo Deutschland den Betrieb, welche ihren Sitz ebenfalls bei der NEG in Niebüll hat.

    Bei der Vorbeifahrt sah ich, dass das Gelände am Lokschuppen verwaist war, aber zu meiner Freude fuhr gerade eine Rangierabteilung aus dem Anschlussgleis der Uetersener Feldmühle (Papierfabrik) in den Güterbahnhof Uetersen Ost ein. Da suchte ich mir natürlich nahebei eine Parkmöglichkeit.

    Der Zug nach Tornesch wird im Güterbahnhof Uetersen Ost gebildet. Er ist mit Gravita 261 004-6 bespannt, welche auf den Namen "Paula" hört, wie es eine Anschrift an der Lok verrät. Diese Lok wurde am 01. Juli 2010 bei der northrail GmbH in Kiel in Betrieb genommen und ist seit 2017 an die CFL Cargo Deutschland vermietet. Vorher hatte sie längere Zeit in Skandinavien ihr sporadisches Zuhause. Gleich neben dem Güterbahnhof befindet sich der städtische Kindergarten und Lok "Paula" scheint bei den Kids mittlerweile eine Art Kultstatus zu besitzen, denn die Zugbildung und Zugabfahrt wurde von den am Zaun stehenden Beobachtern mit lauten "Paula"-Rufen begleitet.

    Aufgrund der Verkehrslage konnte ich den Zug auf der 4 Kilometer langen Strecke erst kurz vor Tornesch wieder überholen. Hier muss der Zug die Esinger Straße überqueren und der Triebfahrzeugführer muss dafür die Sicherungsanlage des Bahnüberganges einschalten. Im Hintergrund befindet sich der 30 Meter hohe markante Turm der Tornescher Kirche aus dem Jahre 1960.

    Wenig später überquert der Güterzug den Bahnhofsvorplatz von Tornesch. Hier bestand schon ab Betriebseröffnung der Uetersener Eisenbahn AG am 02. September 1873 Anschluss an die Altona-Kieler Eisenbahn. Die Uetersener Eisenbahn wurde zunächst als Pferdebahn betrieben. Im Jahre 1908 wurde der Betrieb mit Pferden eingestellt und Dampftriebwagen aus Berlin und Kastendampfloks übernahmen die Transportaufgaben. Die Strecke war zweigleisig ausgeführt. Ein Gleis diente dem Güterverkehr, während das andere Gleis dem Personenverkehr vorbehalten war. Nach Einstellung des Personenverkehrs am 30. Mai 1965 wurde das zweite Gleis abgebaut.

    In Tornesch konnte ich dann wieder auf die Autobahn auffahren und wir erreichten staufrei unser Ziel, die Stadt Tönning an der Eider auf der Halbinsel Eiderstedt... natürlich nun in Nordfriesland.

    Freundlichen Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (7. Juni 2018 um 10:25)

  • Moin,

    ich möchte nochmals kurz zur Uetersener Eisenbahn zurückkommen. In der ersten Hälfte der 1990-er Jahre war ich einige Male in Tornesch und Uetersen. Dabei bin ich die Strecke abgelaufen und habe mir dann diesen schematischen Gleisplan von Uetersen Ost gezeichnet. Einen Computer besaß ich damals noch nicht und so wurden Grafiken von mir von Hand erstellt. Heute... 25 Jahre später... ein fast undenkbares Szenario.

    Im Jahre 1904 wurde in Uetersen die Norddeutsche Papierfabrik gegründet, welche im Jahre 1905 die Papierproduktion aufnahm. Später wurde sie nach Fusion in Uetersener Papierfabrik umbenannt und noch später mit anderen Unternehmen zur Feldmühle zusammengeschlossen. Nach einigen Eigentümerwechsel war sie zuletzt wieder unter dem Namen Feldmühle Uetersen aktiv. Am 25.01.2018 wurde die Insolvenz des Unternehmens bekanntgegeben. Mehrere Investoren haben aber zwischenzeitlich ihr Interesse an der Übernahme bekundet. Hoffentlich legt ein neuer möglicher Eigentümer ebenso Wert auf den Schienengüterverkehr, denn die Feldmühle ist seit längerer Zeit der einzige verbliebene Güterkunde der ehemaligen Uetersener Eisenbahn.


    (Copyright-Hinweis: Dieses Bild ist unter freier Lizenz zur Veröffentlichung verfügbar.)

    Hier ein Blick auf die Norddeutsche Papierfabrik im Jahr 1907. Im Vordergrund befindet sich die Pinnau. Der Pinnauhafen war lange Zeit ein weiterer wichtiger Güterkunde der Bahn. Dafür führte ein Gleis durch die Stadt zum Stadtbahnhof, wo das Anschlussgleis zum Hafen abzweigte. Der Güterverkehr zum Hafen endete aber auch schon Anfang der 1990-er Jahre. Ein genaues Datum ist mir nicht bekannt. Heutzutage ist das Gleis noch vorhanden, wird aber seit langer Zeit nicht mehr genutzt und ein Prellbock in Uetersen Ost verhindert die Befahrbarkeit. Im Jahre 1996 wurde die Strecke zum Hafen nochmals im Rahmen der Festlichkeiten "125 Jahre Eisenbahn Tornesch - Uetersen" (Gründung der Bahngesellschaft) von der damaligen zweiachsigen MaK-Stangenlok zu Führerstandsmitfahrten genutzt. Dies ist auch die letzte mir bekannte Nutzung der Strecke zum Hafen.

    Die zweiachsige Mak-Stangenlok vom Typ 240 B war von 1954 bis 1998 bei der Uetersener Eisenbahn im Einsatz. Sie prägte das Gesicht der Bahn, als ich die Strecke kennenlernte. Im Jahre 1998 erlitt sie einen Motorschaden und wurde danach in Kiel-Friedrichsort als Denkmal aufgestellt. Im Februar 2005 wurde sie als Ersatzteilspender an die AHE Almstedt-Segeste abgegeben und für die Ersatzteilgewinnung in Kiel zerlegt, wobei nicht benötigte Teile vor Ort verschrottet wurden.

    Freundlichen Gruß, René

  • Moin,

    nun geht es mal weiter in Richtung Norden und gleichzeitig zurück in die Vergangenheit im Jahr 1994. Nun befinden wir uns in der Wilstermarsch, welche von der Bahnstrecke Wilster - Brunsbüttelkoog durchquert wird. In der Marsch befindet sich nahe der Bahnlinie in der Gemeinde Neuendorf-Sachsenbande die tiefste Landstelle der Bundesrepublik Deutschland mit 3,54 m unter NHN (Normalhöhennull).

    An einem Tag mit echten Schmuddelwetter stand ich auf dem Bahnsteig des ehemaligen Haltepunktes Schotten (Kreis Steinburg) im Kilometer 4,38 der Bahnlinie. Ein Personenzug würde hier nicht mehr halten, denn der Personenverkehr war schon vor Jahren eingestellt worden. Dafür gab sich die Zugspitze in der norddeutschen Tiefebene die Ehre und beglückte mich mit der Durchfahrt eines Güterzuges von Itzehoe nach Brunsbüttel. Bespannt war er mit Lok 364 863-1, während am Zugschluss die 365 158-5 ein wenig Unterstützung leistete.

    ... Blickrichtung Wilster

    ... Blickrichtung Brunsbüttel

    Warum befindet sich die tiefste Landstelle unserer Republik nun im Landesinneren und nicht direkt an der Küste? Man gestatte mir für die Landratten einen kleinen Exkurs in das Themengebiet der Sachkunde: In früherer Zeit trat die Elbe regelmäßig über die Ufer und Sinkstoffe lagerten sich besonders stark im Uferbereich ab. So bildete sich ein natürlicher Uferwall. Dieses Gebiet nennt man deshalb Hohe Marsch. Die Ablagerungen nehmen landeinwärts ab, da diese Bereiche nicht so oft vom Elbwasser überflutet wurden. Das Land liegt deshalb niedriger als unmittelbar am Flußufer, weshalb man hier von Niedriger Marsch redet. Begrenzt wird das Gebiet der Marsch von der Geest. Der Geestrücken bei Itzehoe erreicht eine Höhe von etwa 50 m über NHN. Die Geest ist durch Gletscherablagerungen während der Eiszeiten entstanden. Zwischen Geest und Marsch befinden sich noch die Randmoore, die sich durch Stauung von Regenwasser bilden. Bei normalen Fluthochwasser der Elbe würde sich der tiefste Punkt Deutschlands übrigens etwa 5 Meter unter Wasser befinden.

    Freundlichen Gruß, René

  • Moin,

    nun geht es endlich nach Nordfriesland. Ich kann nur sagen: Egal ob Ost oder West... ich mag die entspannte Art der Menschen im nördlichsten deutschen Bundesland. Das Reizklima der Küste ist nicht umsonst für tiefes Durchatmen bekannt. :zwink:

    Dazu passend möchte ich ein paar Bilder von abendlichen Stimmungen auf Eiderstedt zeigen, welche nahe Tönning entstanden sind:

    Für die Dreilande (Halbinsel Eiderstedt) typisch sind die Haubarge. Das Wort „Haubarg“ bezeichnet eine Stätte zum Bergen (Stapeln) von Heu. Mensch und Tier lebten in Haubargen jahrhundertelang unter einem Dach, wenn auch in getrennten Räumen. Ein typisches Merkmal dieser großen meist quadratischen Bauernhäuser ist das große Reetdach. Die Bauweise trägt unter anderem dazu bei, das Haus widerstandsfähig gegen Naturgewalten, insbesondere Stürme und daraus resultierende Sturmfluten, zu machen. Selbst wenn eine Sturmflut die Mauern eindrückt, halten die Ständer noch das Dach. Die Grundstruktur des Hauses bleibt unbeschädigt.

    Hier nun ein Blick in die meist durch Weideflächen und einzelstehende Gehöfte geprägte Landschaft der Marsch auf Eiderstedt. Alles erstrahlt in der abendlichen Wintersonne in einem goldenen Ton.

    Zwischen Harblek und Tönning ist hier ein Triebwagen der RBSH in Richtung St. Peter-Ording unterwegs. Auch hier zeigt sich die landwirtschaftliche Prägung von Eiderstedt durch die Stoppeln des im Vordergrund befindlichen abgeernteten Maisfeldes. (Foto vom 07. Februar 2018)

    Ich wünsche allen Lesern einen besinnlichen Sonntagabend und morgen einen guten Start in die Woche.

    René