De Reis na Noordfreesland

  • Während des winterlichen Aufenthaltes im Norden unseres Landes kamen mir die folgenden Gedanken, die ich hier gerne im Rahmen der Vielschichtigkeit des Threads einfügen möchte.

    Winter in der Marsch

    Der Blick gleitet über das gedeichte Land,
    der Himmel verdunkelt von gefiederten Leibern.
    Schwärme finden hier sporadische Heimstatt,
    die Marsch als Schutzraum vor Winterstürmen.

    Durchatmen während die Wolken fliehen,
    abseits vom Mainstream sprudeln Gedanken.
    Belanglosigkeit verliert hier an Bedeutung,
    in der Marsch, wo das Selbst genordet wird.

    Viele Grüße, René

  • Moin,

    nun möchte ich euch auf das vorläufig letzte Kapitel dieser Reise mitnehmen. Es geht wieder nach Hamburg. Von Tönning fuhren wir über die A23 / A7 bis zur Abfahrt Stellingen und dann zum Parkhaus bei Hagenbeck. Den Tierpark hatten wir bei unserem letzten Aufenthalt Ende November des letzten Jahres besucht. Diese bekannte Einrichtung ist immer einen Besuch wert, natürlich beeindruckt die riesige Anlage des "Eismeeres". Meine Tochter war begeistert, im Tierpark auch mal die wilde Ursprungsform der bekannten Hausmeerschweinchen beobachten zu können: Kinderfreunde mit wilden Wurzeln Deshalb sei dieser kurze Exkurs abseits der Gleise erlaubt, auch wenn das Bild ein paar Wochen alt ist.

    Mit Ehrfurcht erfüllt es wohl jeden empathischen Menschen, wenn die "Pazifischen Walrosse" im Becken auf den Besucher zugeschwommen kommen.

    Dieses Mal gingen wir aber gleich zur U-Bahn, welche in Hamburg von der Hochbahn betrieben wird. Ursprung des Hamburger U-Bahn-Netzes war nämlich eine Ringbahn, die auch heute noch in vielen Bereichen oberirdisch verläuft. Der Ring wird heutzutage von der Linie U3 befahren. Von den 23 Haltestellen des Ringes befinden sich nur 9 Haltestellen unterirdisch. Der Ring ist 17,487 km lang, unterirdisch verlaufen davon 5,113 km. Der schönste oberirische Abschnitt befindet sich dabei zwischen den Stationen Landungsbrücken und Baumwall mit dem schönen Blick über den Hafen.

    Auf dem folgen Bild fährt ein Triebwagen vom Typ DT4 von Niendorf Nord kommend in die Station Hagenbecks Tierpark ein.

    Von hier fuhren wir bis zur Station Schlump, stiegen dort in die U3 zu den Landungsbrücken um. Meine Tochter kannte eine Fahrt mit der U-Bahn bisher nur aus Budapest... und das ist ein paar Jahre her. Sie hatte es also nicht mehr in Erinnerung. Sie saß am Fenster und beobachtet zunächst die nah am Fenster vorbeirauschende Tunnelwand mit Argusaugen. An den Landungsbrücken machten wir uns auf den Weg zum Schiff für eine Hafenrundfahrt und bei dieser Tour und den zugehörigen Ausblicken kamen doch alte Erinnerungen in mir hoch.

    Hamburg ist da, wo man den Telemichel sehen kann. Wir sind also eindeutig am richtigen Ort. Im Bild auch die alte Fischauktionshalle am Fischmarkt in Altona aus dem Jahre 1896.

    Der echte Michel, die Landungsbrücken und der alte Elbtunnel gehören natürlich auch dazu.

    Am Burchardkai fährt ein VC-Portalhubwagen zum Transport und Stapeln von Containern. Meine Tochter hatte vor einiger Zeit einen Bericht über den Hamburger Hafen gesehen und fand es einfach toll, die Fahrzeuge aus dem Bericht auch mal im echten Einsatz sehen zu können.

    Natürlich durfte ein Durchlaufen des alten Elbtunnels aus Kultgründen nicht fehlen. Der Baubeginn war im Jahre 1907 und am 07. September 1911 konnte er dem Betrieb übergeben werden. Die Tunnelröhre ist 426,5 Meter lang und vom Fischmarkt kommend, hat man vom gegenüberliegenden Elbufer in Steinwerder einen wunderschönen Blick auf Hamburg.

    Auf der Ringlinie U3 nähert sich hier ein neuer DT5 vom Baumwall kommend der Station Landungsbrücken. Im Hintergrund befindet sich mit der Elphi die neueste Sehenswürdigkeit von Hamburg.

    Nun fuhren wir wieder nach Stellingen... und so beende ich diese Reise mit einem dynamischen Bild von der Durchfahrt des neuen Hamburger Elbtunnels.

    Ich bedanke mich bei allen Lesern für das Interesse an diesem recht abwechslungsreichen Thread. Zumindest habe ich versucht Historie und Gegenwart, Schiffsverkehr, Nahverkehr, normalspurige und schmalspurige Eisenbahnen, sowie Feld- und Lorenbahn unter einen Hut zu bringen, um beim Leser keine Langeweile aufkommen zu lassen. Es wäre schön, wenn mir das im Ansatz gelungen wäre.

    Vielleicht schaffe ich es noch, ein paar ältere Negative zu scannen, um sie hier zu präsentieren. Ansonsten führe ich das Thema im Sommer gerne weiter.

    Bit anner Maal, René

  • Moin,

    in den (Ersatz-)Zügen, welche seit längerer Zeit auf der Marschbahn verkehren, empfiehlt sich die DB mittlerweile mit folgendem Fensterbild. Zur Erläuterung: Das Bild entstand in einem sich im Einsatz befindlichen stark verschmutzten ehemaligen InterRegio-Wagen auf der Linie RE 6 (Hamburg - Westerland). Da es nunmal die Situation des Bahnbetriebes auf der Marschbahn in den letzten Monaten widerspiegelt, kann man, glaub ich, dieses Bild mit in die Dokumentation aufnehmen.

    Mit ein wenig Verständnis für Ironie kann man über diesen Spruch sogar lächeln, wenn auch die betroffenen Fahrgäste vielleicht weniger. :zwink:

    Frohe Ostern!

    Viele Grüße, René

  • Moin,

    es ist schon einige Zeit her, als die folgenden Bilder entstanden sind. Vor 25 Jahren, im Jahre 1993, nahm ich gelegentlich das Fahrrad von Glückstadt mit nach Niebüll, um an der Strecke nach Dagebüll zu radeln. Dabei entstanden auch ein paar Bilder. Damals war die Strecke noch im Eigentum der NVAG.

    Im Staatsbahnhof Niebüll konnte der T 3 angetroffen werden, welcher auf Kurswagen vom IC wartet. Dieser im Jahr 1960 gebaute MaK-Großraumtriebwagen war bis zum Jahre 1996 zwischen Niebüll und Dagebüll unterwegs. Danach ging er nach Dänemark zur Museumsbahn in Tondern (ab 1999 in Apenrade), um dann im Jahre 2005 nach Deutschland zur DRE zurückzukehren. Am 26. Juni 2012 brannte der Triebwagen schließlich in Kiel-Meimersdorf aus.

    Gegenüber dem Staatsbahnhof befindet sich das einzige Bahnhofs- und Verwaltungsgebäude der NVAG. Auch heute noch wird dieses Gebäude von der neg genutzt, welche nun den Betrieb auf der Strecke führt.

    Ein Zug aus Dagebüll ist in Niebüll NVAG eingetroffen und wird gleich mit den Kurswagen das Verbindungsgleis zum Staatsbahnhof befahren.

    Ausfahrt eines Zuges nach Dagebüll, bestehend aus DL 2, NVAG-eigenen Personenwagen und IC-Kurswagen verlässt den Bahnhof Niebüll NVAG.

    Viele Grüße, René

  • Moin,

    passend zum Ostersonntag lasse ich mal die NVAG mit zwei weiteren Bildern auferstehen. Sie zeigen die ehemalige DL 1, welche im Jahre 1955 bei MaK in Kiel (Fabriknummer: 400 004; Typ 400 C; Bauart: C-dh) gebaut wurde und zur Kleinbahn Gittelde - Bad Grund ausgeliefert wurde. 1971 ist diese Kleinbahn stillgelegt worden und der Abbau der Gleisanlagen erfolgte im Jahre 1972. Im gleichen Jahr verkaufte man die Lok zur NVAG nach Niebüll, wo sie weitere 22 Jahre vorhanden war. Im Jahre 1994 ging sie dann nach Dänemark zur Museumsbahn in Tondern (später Apenrade). Der Lokschuppen, welcher das Zuhause der Lok in Bad Grund war, wurde 1984 abgebaut und bei der Museumsbahn in Almstedt-Segeste wieder aufgebaut.

    Während einer Tour zur NVAG konnte ich die Lok im Jahre 1993 ablichten. Sie war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Einsatz und schon von der DL 2 abgelöst.

    Frohe Ostern!

    René

  • Moin,

    hier folgt der letzte Beitrag zur NVAG im Jahre 1993. Mit dem Fahrrad war ich nach Dagebüll unterwegs. Am ehemaligen Haltepunkt Blocksberg kam mir der Zug aus Dagebüll entgegen, bestehend aus dem Steuerwagen des NVAG-eigenen Wendezuges, der DL 2, den IC-Kurswagen und einem Stückgutwagen. Leider hatte ich keine Zeit einen anderen Fotostandpunkt zu erreichen, weshalb dieser Schnappschuss reichen musste. Historisch ist das Bild allemal, denn weder die NVAG, den Haltepunkt Blocksberg und die Gaststätte (ehemalige Agentur) gibt es heutzutage noch.

    Das nächste Bild entstand in Dagebüll Hafen. Der Bahnhof war damals schon dem Bahnhbetrieb bei Sturmfluten und geschlossenem Deichgatt vorbehalten.

    Auf der Mole umfahren Lok und Steuerwagen die Kurswagen, um nach der Ankunft der Fähre wieder in Richtung Niebüll abfahren zu können.

    Ein Blick durch das Deichgatt auf die Mole, links der Eingang zum Strandhotel.

    Hier präsentiert sich der abfahrbereite Zug in seiner eigenwilligen Komposition auf der Mole.

    Dem puristischen Freund von stilreinen Zügen dürfte beim Anblick solch pragmatischer Zugbildung der Blutdruck steigen. Aber wie sagt man eben abgeklärt im Norden: Ümmer suutje blieven, blot nich överdrieven!

    In diesem Sinne verabschiede ich mich bis irgendwann im Sommer aus diesem Thema.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    da Husum die Kreisstadt des Landkreises Nordfriesland ist, möchte ich die Gelegenheit ergreifen, an dieser Stelle die 3 Husumer Bahnhöfe vorzustellen. Der heutige Bahnhof ist der dritte Bahnhof der Stadt. Die Gebäude der beiden Vorgängerbahnhöfe sind auch heute noch im Stadtbild zu finden. Auf engstem Raum trifft man hier auf pure Eisenbahngeschichte.

    Der englische Bahnhof (Poggenburgstraße)

    Der erste Husumer Bahnhof wurde im Jahr 1854 seiner Bestimmung übergeben. Das Empfangsgebäude ist hinter der Bebauung auf der Südseite der Poggenburgstraße erhalten. Der Bahnhof lag an der Eisenbahnstrecke von Flensburg nach Tönning, die von 1852 bis 1854 vom Engländer Samuel Morton Peto errichtet wurde. Diese Eisenbahnlinie diente vor allem dem Viehexport nach England. Ab dem Jahr 1857 bestand Anschluss an eine Bahn zum Husumer Hafen. Diese Hafenbahn ist bis zum Anschluss an die Marschbahn im Jahr 1891 mit Pferden betrieben worden.


    (Quelle: Heimatkalender "Zwischen Eider und Wiedau, Nordfriesland 1969, Frenz Bertram)


    Das Gebäude des 'englischen Bahnhofs' ist auch am 14. Oktober 2016 noch vorhanden.


    Diese Gedenktafel am Gebäude erinnert an die Bedeutung des Bahnhofs für die Stadt und die Region.

    Der Marschbahnhof (Nordbahnhofstraße)

    Ab 1887 bestand für die Husumer die Möglichkeit, Hamburg auch direkt über die neue Marschbahn zu erreichen, die in diesem Jahr ihre Strecke bis zum dänischen Ribe ausgebaut hatte. Das Husumer Empfangsgebäude der Marschbahngesellschaft lag am Ende der heutigen Nordbahnhofstraße und ist noch vorhanden, dient allerdings nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck, da das Gebäude im Jahr 1943 für den Verkehrsdienst geschlossen wurde. Es besteht aus einem zweigeschossigen Mittelrisalit mit flacher Dachneigung und zwei eingeschossigen Flügelbauten mit Rundbogenfenstern, die eine starkplastische Ziegelsteinumrahmung aufweisen. Gesimse und Blenden gliedern den kontrastreichen Bau aus rotem und gelbem Mauerwerk. Die Lage des Empfangsgebäudes wurde maßgeblich von der Nähe des Viehmarktes bestimmt, der mit großen Viehtransporten einen wesentlichen Teil des Verkehrsaufkommens der Marschbahn bestimmte. Das Verkehrsaufkommen war so bedeutend, dass in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes sogar ein Bahnhofshotel eröffnet wurde.


    Das ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs Husum Nord im Zustand vom 11. Februar 2012.

    Die ausgedehnten Gleisanlagen des Bahnhofs "Husum-Nord", wie der Bahnhof der Marschbahn später genannt wurde, sind heute weitgehend verschwunden. Ebenso existieren auch der imposante Lokschuppen und die weiteren Gebäude des Bahnbetriebswerkes Husum nicht mehr. Diese wurden im Jahr 1969 abgebrochen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in Husum Dampfloks beheimatet.

    Nach Stilllegung der Husumer Pferdebahn zum Hafen wurde eine neue Hafenbahn ausgehend vom Marschbahnhof errichtet. Im Mai 1890 wurde die zunächst 0,29 km lange Bahn zum Binnenhafen in Betrieb genommen. Im September 1891 folgte die zunächst 0,18 km lange Bahn zum Außenhafen. Zum 31. Dezember 1960 wurden die beiden Hafenbahnen von der Bundesbahn stillgelegt. Zumindest die Hafenbahn zum Außenhafen hatte aber einen längeren Bestand als Anschlussgleis. Sie wurde zuletzt in den Jahren 2002 und 2003 von der damaligen Nordfriesischen Verkehrsbetriebe AG (NVAG) mit Getreidewagen bedient. Im Jahre 2003 musste die NVAG aber wegen zu ambitionierter Pläne im schleswig-holsteinischen Güterverkehr (Neubeschaffung von mehreren Triebfahrzeugen) den Konkurs anmelden. Nach diesem Zeitpunkt wurde auch die Husumer Hafenbahn nicht mehr befahren. Mit Stichtag 31. Dezember 1960 hatte die Bahn zum Binnenhafen eine Länge von 0,40 km und die Bahn zum Außenhafen war zu diesem Zeitpunkt 0,64 km lang.


    Das Gleis der Hafenbahn zum Außenhafen ist im Jahr 2012 noch vorhanden.

    Der heutige Bahnhof (Herzog-Adolf-Straße)

    Im Jahre 1910 wurde der heutige Bahnhof errichtet. Das Empfangsgebäude konnte im Jahr 1911 fertiggestellt werden. Ein Neubau war notwendig geworden, nachdem eine neue Bahnlinie nach Rendsburg errichtet wurde und der veraltete Bahnhof von 1854 das gestiegene Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen konnte. Der gesamte neu errichtete Gleiskörper wurde höhergelegt, so dass drei großzügig angelegte Bahnsteige durch einen Tunnel vom Empfangsgebäude aus erreicht werden können. Ein vierter Bahnsteig diente der nach dem Ersten Weltkrieg angelegten Flensburger Strecke. Zwei große Hallen in Stahlbauweise überdachten die Anlage. Das Empfangsgebäude ist zweigeschossig mit übergiebelten Mittelrisalit in Formen des Heimatschutzes. Das Gebäude entstand in regionaltypischer Architektur in Form schleswig-holsteiner Herrenhäuser des 18. Jahrhunderts. Nach der Stilllegung der Flensburger und Rendsburger Strecken nimmt der Bahnhof heute den Zugverkehr auf zwei modernisierten und verlängerten Bahnsteigen von und nach Hamburg, Westerland, Kiel und Bad St. Peter-Ording auf. Die beeindruckende Bahnhofshalle zum Schutz der Bahnsteige musste im Jahr 2001 wegen Baufälligkeit entfernt werden. An ihre Stelle trat eine moderne Bahnsteigüberdachung.


    Das Bahnhofsgebäude von Husum im Zustand vom 15. Februar 1994

    Viele Grüße, René

  • Hallo Gerd,

    bezüglich der Lorenbahnen und der Torfbahn Dellstedt etc. wird es sicherlich keinen Interessenskonflikt mit der Welt der Schmalspurbahnen geben. Dieser Thread liegt mir persönlich besonders am Herzen, fühle ich mich doch zwischen Hamburg und Niebüll sehr heimisch. Ein Kompromiss wird sich sicher finden lassen. Mal schauen, ob und in welchem Rahmen ich diesen Thread fortführen kann. Der normalspurige Anteil wird sicherlich etwas sinken.

    Wobei ich mir eigentlich vorgenommen hatte, eine Streckenbeschreibung mit einigen historischen Informationen von der Eiderstedter Strecke hier einzufügen. Vielleicht winken es die zwei neuen Admins noch durch. Denn wenn man seine innere Heimat verleugnen muss, dann fühlt man sich irgendwie auch nicht zu Hause. :zwink:

    Auf jeden Fall werde ich versuchen der schmalspurigen Berichterstattung hier im Forum mehr Raum zu geben.

    Viele Grüße, René

  • Beschreibung der Eiderstedter Strecke Teil 1 (Streckenabschnitt von Husum nach Tönning)

    Die Kilometrierung der Strecke:

    - km 00,0 Husum
    - km 04,7 Abzweig Hörn
    - km 05,6 Platenhörn
    - km 09,9 Büttel (b. Husum)
    - km 11,8 Witzwort
    - km 15,4 Harblek
    - km 21,2 Tönning
    - km 25,6 Kating
    - km 28,4 Katharinenheerd
    - km 31,5 Garding
    - km 33,2 Sandwehle
    - km 35,3 Heisternest
    - km 36,5 Tating
    - km 40,9 Bad St. Peter Süd
    - km 43,6 Bad St. Peter-Ording

    Die Eiderstedter Strecke nach Bad St. Peter-Ording nimmt ihren Ausgang im Bahnhof Husum an der Marschbahn. Der heutige Bahnhof wurde im Jahre 1910 auf dem Gebiet der Gemeinde Rödemis errichtet. Er lag damals noch außerhalb der städtischen Bebauung. Auf den ersten Kilometern benutzen die beiden Bahnlinien in Richtung Elmshorn und Bad St. Peter-Ording einen gemeinsamen Bahnkörper. Zunächst führt die Strecke durch die Südermarsch und dann durch den Margarethenkoog und überquert dabei den Großen Sielzug, welcher in den Husumer Außenhafen mündet. Erst am Abzweig Hörn schwenkt die Eiderstedter Strecke in südwestliche Richtung ab. Nach wenigen hundert Metern wird die Bundesstraße 5 gequert. An dieser Stelle befand sich bis zum 30. Mai 1981 der Haltepunkt Platenhörn. Ebenfalls befand sich an dieser Stelle die ehemalige Kreisgrenze des Altkreises Eiderstedt.

    Nun führt die Strecke immer geradlinig durch mehrere Köge auf die Bahnstation Witzwort zu. Dort wo die "Friedrichstädter Chaussee" von der Bundesstraße nach Tönning abzweigt, befand sich ebenfalls bis 30. Mai 1981 der Haltepunkt Büttel. In früherer Zeit gab es hier sogar einen Bahnhof mit Empfangsgebäude. Bis zur Eröffnung der Marschbahn fungierte Büttel als Bahnstation für die nahegelegenen Gemeinden Koldenbüttel und Friedrichstadt. Der Bahnhof erhielt im Jahr 1908 ein mechanisches Kurbelstellwerk der Bauart Jüdel. Die Bezeichnung des Stellwerkes war "Bl". In einer Akte aus dem Jahr 1927 wird erwähnt, dass der Bahnhof zu dieser Zeit keine Signalanlagen hatte und alle Weichen handbedient waren. Das Kreuzungsgleis konnte aufgrund fehlendem Zwischenbahnsteig nur von Güterzügen genutzt werden. Der Wagenladungstarifpunkt wurde schon am 01. Juni 1959 geschlossen. In den vorausgegangenen Jahren waren nur noch geschlossene Wagenladungen (Viehverladung) abgefertigt worden. Heutzutage ist von den einstigen Bahnanlagen nichts mehr erkennbar. Es existiert nur noch das durchgehende Hauptgleis. Das Empfangsgebäude wurde Ende der 1960-er Jahre abgetragen.


    Der Bahnhof Büttel (b. Husum) im Zustand des Jahres 1955 (Archiv der Gemeinde Witzwort)

    Am westlichen Ende des Büttelkooges wird auf einer kleinen Brücke der Witzworter Sielzug überquert, welcher am Hafen Reimersbude über ein Schöpfwerk in die Eider mündet. Neben dem Sielzug quert hier auch der Kirchenweg die Bahnlinie. An dieser Stelle befand sich bis zum Jahr 1906 das Gasthaus Jordankrug.


    Das Bahnwärterhaus Jordan am Bahnübergang Kirchenweg im Jahre 1935.

    Der folgende Haltepunkt Witzwort befindet sich an der Witzworter Siethwende, welche im Jahre 1853 zur Grandchaussee ausgebaut wurde. Diese Straße führt von Witzwort nach Reimersbude. Der Haltepunkt liegt 1,8 Kilometer von der namensgebenden Ortschaft entfernt. In früherer Zeit besaß der Bahnhof ein Empfangsgebäude mit Wartesaal und Fahrkartenausgabe. Die Gemeinde Witzwort ist für den naheliegenden "Roten Haubarg" aus dem Jahre 1647 bekannt.


    Hier blickt man vom "Eiderstedter Hof", welcher im Jahr 1910 erbaut wurde, auf den Bahnhof Witzwort. (1914)

    Weiterhin parallel zur Bundesstraße verläuft die Bahnlinie bis zum nächsten Haltepunkt Harblek. Hierbei handelt es sich um die Bahnstation der Gemeinde Oldenswort, welche aber wieder in einer Entfernung von etwa 2,2 Kilometern zur Ortschaft liegt. Auch Harblek besaß früher einen Bahnhof mit Güterverkehr. Wie der Bahnhof Büttel wurde auch der Bahnhof Harblek im Jahre 1915 mit einem mechanischen Kurbelstellwerk der Bauart Jüdel ausgerüstet. Die Bezeichnung dieses Stellwerkes war "Hl". Im Jahr 1963 wurde dieses Stellwerk in ein mechanisches Stellwerk der Bauart Einheit umgebaut. Das vorhandene Kreuzungsgleis lag hinter dem Bahnsteig und wurde während der Viehsaison von Mitte April bis Ende November zum Abstellen von Viehwagen genutzt. Während der Viehsaison ist das Kreuzungsgleis (Hauptgleis) somit in ein Nebengleis umgewandelt worden. Zur Sicherung erfolgte der Einbau einer Gleissperre. Die beiden Ausfahrsignale am Abstellgleis waren während dieser Zeit außer Betrieb gesetzt. Der Bahnhof wurde während des Winterfahrplanes 1976/77 als Wagenladungstarifpunkt geschlossen. Die Umwandlung des Bahnhofs Harblek in einen Bedarfshaltepunkt erfolgte im Jahr 1980. Daraufhin wurde das Empfangsgebäude im Dezember desselben Jahres abgerissen und durch eine Wartehalle ersetzt. Bis auf das durchgehende Hauptgleis sind im Jahre 1982 sämtliche Gleisanlagen zurückgebaut und die Viehverladerampe geschleift worden. Kurz hinter Harblek überquert die Strecke die Alte Eider. Die alte Eiderschleife mündet in Rotenspieker in den heutigen Flussverlauf.


    Der Gleisplan des Bahnhofs Harblek im Zustand des Jahres 1972


    Diese Aufnahme vom Bahnhof Harblek entstand im Jahr 1932 (Chronik der Gemeinde Oldenswort)

    Rechterhand befindet sich nun eine besondere archäologische Fundstätte. Die Siedlung Tofting war schon seit dem 1. Jahrhundert bewohnt. Bis zum 5. Jahrhundert häuften die Bewohner immer mehr Kleie auf und es entstanden Warften zum Schutz vor Hochwasser. Die Bewohner der Dorfwarft Tofting betrieben Viehzucht und Getreideanbau.

    Bald ist die Stadt Tönning erreicht. Noch vor der Einfahrt in den Kopfbahnhof wird die Norderbootfahrt überquert. Hierbei handelt es sich um einen künstlich angelegten Kanal, der die Gemeinden Garding, Tetenbüll, Katharinenheerd und Kotzenbüll mit dem Hafen von Tönning verband. Ab dem Jahr 1612 wurden auf Eiderstedt die Kanäle Norderbootfahrt, Süderbootfahrt und Nye Gruft angelegt. Diese hatten eine Gesamtlänge von etwa 27 Kilometern. Auf die Norderbootfahrt entfielen etwa 15 Kilometer. Auf den genannten Kanälen wurden mit Waren beladene Boote getreidelt. Noch heute hat die Norderbootfahrt eine sehr wichtige Funktion: So sammelt dieser Kanal das Regenwasser einer Fläche von 3750 Hektar und sorgt somit für die Entwässerung von etwa 10% der Fläche von Eiderstedt.

    Die Silhouette der Stadt wird von der imposanten St. Laurentius-Kirche dominiert, welche im Jahr 1180 errichtet wurde und im Jahr 1703 ihren prägenden barocken Turm erhielt, der immerhin eine Höhe von 64 Meter aufweist. Tönning war in früherer Zeit der Hauptort der Harde Eiderstedt und zuletzt die Kreisstadt von Eiderstedt. Im Jahr 1970 erfolgte die Eingliederung des Altkreises in den neu gegründeten Landkreis Nordfriesland.

    Von rechts nähert sich nun das Streckengleis aus Bad St. Peter-Ording. Beide Gleise vereinigen sich an einer Weiche und führen gemeinsam die letzten Meter in den Bahnhof hinein.

    Der Bahnhof Tönning verfügte ehemals über zwei Stellwerke, nämlich über das Wärterstellwerk "Tw" und das Fahrdienstleiterstellwerk "Tg". Beide Stellwerke wurden im Jahr 1904 in Betrieb genommen und waren mechanische Kurbelstellwerke der Bauart Jüdel. Im Jahr 1974 erhielt der Bahnhof ein neues Empfangsgebäude mit integriertem elektromechanischen Fahrdienstleiterstellwerk der Bauart E 43. Gleichzeitig konnten die beiden mechanischen Stellwerke außer Betrieb genommen werden.

    ... das zweite Kapitel wird sich mit dem Bahnhof Tönning beschäftigen.

    Viele Grüße, René