Grevesmühlen - Klütz (Klützer Kaffeebrenner)

  • Hallo,

    in einem anderen Thread hatte ich zugesagt, einen Bericht über die Bahnlinie kurz vor der Stilllegung zu verfassen. Diese Zusage möchte ich gerne einlösen und um etwas weiter auszuholen, beginne ich mit einer

    Einleitung

    Nach meiner Ausbildung zum Facharbeiter für Eisenbahnbetrieb beim Dessauer Hauptbahnhof war ich als U&K-Vertreter (also ohne Planstelle) als Zugführer im Nahverkehr, als Aufsicht auf dem Güterbahnhof und auf dem Rangierstellwerk "Dr 2" eingearbeitet. Als Zugführer befuhr ich auch die Strecke der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn sehr regelmäßig. Dies geschah auch schon während der Ausbildung und so bin ich mit dieser Strecke sehr vertraut. Die Züge waren meist aus Bghw-Wagen gebildet und mit V 60 (DR) oder V 100 (DR) bespannt.

    Zum Jahresbeginn 1993 wechselte ich im Rahmen der Personalhilfe für die Deutsche Bundesbahn zur Einsatzstelle Hamburg-Altona. Zu meinen planmäßig befahrenen Strecken als Zugführer gehörten die IC auf der Marschbahn, die EC auf der Vogelfluglinie, die IC/EC auf der Strecke nach Berlin und dann die IR auf der Strecke nach Rostock. Hierbei entstand mein erster Kontakt zur Bahnstrecke Grevesmühlen - Klütz. Später erfuhr ich dann, dass diese Strecke eingestellt werden sollte und weil die Zugbildung den Zügen der D.W.E. entsprach, entschloss ich mich aus nostalgischen Gründen zu einem Besuch.

    Ab 01. März 1995 war ich zum Zivildienst bei der Bahnhofsmission Hamburg-Altona einberufen worden. Umsteigehilfe für Fahrgäste mit Handicap und die Versorgung und Betreuung von Obdachlosen gehörten nun zu meinen Aufgaben (einige Monate später wurde diese Tätigkeit und die Betreuung von Straßenkindern in der Stadtmission Altona gebündelt). Schon am folgenden Wochenende hatte ich frei. Am Samstag, den 04. März 1995 sah ich also die Gelegenheit für eine Tour in den Klützer Winkel gekommen. Sehr in der Frühe startete ich in Glückstadt und fuhr über Hamburg-Altona, Hamburg Hbf und Lübeck Hbf nach Grevesmühlen.

    Bahnhof Grevesmühlen

    Folgenden Fahrplan hatte ich mir herausgesucht und im Vordergrund stand eine Mitfahrt mit dem Zug.

    08.44 Uhr an Grevesmühlen aus Lübeck Hbf

    09.04 Uhr ab Grevesmühlen
    09.37 Uhr an Klütz
    10.58 Uhr ab Klütz
    11.32 Uhr an Grevesmühlen

    12.18 Uhr ab Grevesmühlen nach Lübeck Hbf

    Nach Ankunft in Grevesmühlen schaute ich mir die Bahnanlagen an und dabei entstand auch ein Bild der Straßenseite des Bahnhofsgebäudes. Der Bahnhof befindet sich in Streckenkilometer 36,7 der im Jahre 1870 eröffneten Bahnverbindung von Lübeck nach Bad Kleinen.

    Als ehemaliger Stellwerkswärter interessierte ich mich natürlich auch für das Gebäude des mechanischen Stellwerkes, welches direkt an der Rehnaer Straße gelegen ist.

    Natürlich weckte auch der Zug nach Klütz mein Interesse, denn ich freute mich sehr auf die Mitfahrt. Mit der Dampfheizung waren die Wagen gut vorgeheizt worden und wie man den Bildern bestimmt ansehen kann, war es an diesem Tag ziemlich kühl. So war der wohlig gewärmte Wagen ein gern aufgesuchter Ort.

    Der Zug fuhr los und ich genoss diese mecklenburgische Nebenbahnromantik in leeren Zügen (vom Gefühl her natürlich in vollen Zügen), denn wenn ich mich recht erinnere, war ich an jenem Samstag der einzige Fahrgast im Zug, zumindest verließ ich in Klütz als einziger Fahrgast den Zug.

    Die nächsten Bilder entstanden dann in Klütz und diese hebe ich mir für einen zweiten Teil dieses Themas auf. Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht das Interesse des einen oder anderen Bahnfreundes wecken konnte.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    mit dem Zug bin ich damals nach Klütz gefahren und habe während des Aufenthaltes ein paar Bilder vom Umfeld des Bahnhofs gemacht.

    Kilometrierung der Strecke:

    km 00,00 Grevesmühlen
    km 01,70 Grevesmühlen Industriegelände
    km 04,30 Gostorf
    km 06,80 Moor
    km 10,80 Reppenhagen
    km 12,16 Stellshagen
    km 15,32 Klütz (Meckl.)

    Das Bahnhofsgebäude von der Straßenseite betrachtet.

    Die Drehscheibe diente dem Erreichen des Gleises zum Umsetzen der Lokomotive und des Gleises zum Lokschuppen.

    Da die Drehscheibe zum damaligen Zeitpunkt nicht nutzbar war, fuhr der Zug in den Bahnhof ein und musste dann zum Umsetzen der Lok über die Einfahrweiche zurücksetzen. Das Bild zeigt eine Übersichtsaufnahme vom Bahnhof.

    Der betriebliche Ablauf gestaltete sich in dieser Weise:

    - Einfahrt des Zuges
    - Rangierfahrt durch Zurückdrücken über die Einfahrweiche
    - Zugführer schließt die Einfahrweiche auf und legt diese um
    - Abteilung rangiert in das Nachbargleis und die Lok kann an das andere Ende des Wagenparkes setzen
    - Abteilung rangiert wieder über die Einfahrweiche
    - Zugführer stellt Einfahrweiche in Grundstellung und verschließt diese wieder
    - Bereitstellung der Rangierabteilung im Hauptgleis
    - Zug steht wieder am Bahnsteig zur Abfahrt bereit

    Von der Drehscheibe führte ein Gleis zum Lokschuppen, welcher zwar nicht in Nutzung war, aber das Bahnhofsensemble vervollständigte.

    Der Blick gleitet vom Kilometer 15,0 über den Bahnhof und die Silhouette der Kleinstadt mit der Kirche und dem Speicher des Landhandels. Der 1926 errichtete große Speicher neben dem Bahnhof Klütz gehörte früher dem 1812 gegründeten Holz- und Landhandel der Familie Christian Callies und wurde 2004 vom Lübecker Bauverein gegen den politischen Wunsch der Stadt Klütz abgerissen. Der Güterverkehr auf der Strecke wurde zum Jahresende 1993 eingestellt.

    Der Zug steht abfahrbereit am Bahnsteig für die Rückfahrt nach Grevesmühlen. Auch hier prägt im Hintergrund die markante backsteingotische Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert das Bild.

    Wie hier im Forum vor einigen Tagen gemeldet wurde, wird die heutige Schmalspurbahn, welche bisher von Klütz bis Reppenhagen führt, derzeit bis zum Hof Gutow (zwischen den ehemaligen Haltepunkten Reppenhagen und Moor gelegen) verlängert. Der neue Endpunkt entsteht an der Dorfstraße, welche das Dorf Gutow mit dem Hof Gutow verbindet.

    Viele Grüße, René