Ein Blick nach Jena

  • Hallo,

    über Pfingsten war ich mit Familie in Jena und ich habe mal ein paar Bilder und Eindrücke mitgebracht. Die Straßenbahn in Jena hat eine Spurweite von 1000 Millimeter. Da Straßenbahnen im Volksmund auch oft als "Bimmel" bezeichnet werden und die Bahn in Jena noch dazu auf schmalspurigen Gleisen unterwegs ist, dürfte ein Bericht hier im Forum nicht gänzlich deplatziert sein. :zwink:

    Als erstes Bild möge diese abendliche Ansicht von der Jenaer Skyline dienen, welche vom Turm der Stadtkirche und vom JenTower geprägt ist.

    Die Hauptlast des Verkehrs tragen insgesamt 33 GT6M-ZR als Zweirichtungsfahrzeuge, welche in den Jahren 1995 bis 2003 in Betrieb genommen worden. Das Bild zeigt einen Triebwagen nach Jena Ost an der Haltestelle Steinweg. Im Hintergrund sind wieder JenTower und Stadtkirche zu erkennen.

    Der JenTower ist mit 144,5 m Höhe (mit Antennenspitze 159,60 m) das höchste Bürogebäude der neuen Bundesländer nach offizieller Höhe (ohne Technikaufbauten). Er wurde am 2. Oktober 1972 feierlich eingeweiht. Von der Aussichtsplattform hat man einen schönen Blick über das Zentrum von Jena mit der Stadtkirche und dem alten Rathaus am rechten Bildrand. Im Hintergrund erhebt sich der Hausberg, auf welchem sich ehemals 4 Burganlagen befanden. Hiervon ist heutzutage nur noch der Fuchsturm erhalten geblieben, welcher auf dem Bild nicht erkennbar ist.

    Die spätgotische evangelische Stadtkirche St. Michael, deren Bau im Jahre 1380 begonnen wurde, prägt mit ihrem 75 m hohen Turm nun schon seit einigen Jahrhunderten das Bild der Universitätsstadt. Die Universität wurde im Jahr 1558 gegründet und gehört zu den traditionsreichsten und ältesten Universitäten Deutschlands.

    Im Inneren der Stadtkirche befindet sich der originale bronzene Epitaph, welcher das Grab Martin Luthers in Wittenberg bedecken sollte. Er kam aber wegen einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht in Wittenberg an, weshalb sich in der dortigen Schlosskirche nur eine Kopie als Abdeckung des Grabes befindet.

    Im Stadtzentrum befindet sich der Ernst-Abbe-Platz, welcher sich auf dem Gelände des ehemaligen Hauptwerkes von Carl Zeiss befindet. Hier befindet sich der Ausgangspunkt der Linie 5, welche nach Lobeda Ost führt.

    Beim Namen Ernst Abbe kommt wohl automatisch auch das Planetarium in Erinnerung an den Optiker in den Sinn. Das Planetarium ist unbedingt einen Besuch wert, denn die Programme sind vielfältig und interessant. Wir haben eine Präsentation zum Thema Schwerkraft, Raumzeit und Albert Einstein angesehen, natürlich in diesem Fall für Kinder aufbereitet, damit auch meine Tochter das Programm mit Wissenszuwachs verlassen konnte.

    Wir waren auch in Lobeda, denn dort befindet sich ein Reitverein und meine Tochter hat sich der Pferdepflege hingegeben und eine Reitstunde absolviert. So konnte ich mal zur Straßenbahn schauen und ein Bild von der Linie 4 nach Lobeda West machen. Sie erreicht gleich die Haltestelle Lobeda.

    An dieser Stelle verlaufen die Linie 4 und 5 zusammen, so dass ich an gleicher Stelle mit dem Smartphone auch eine kleine Videosequenz von der Linie 5 machen konnte.

    Die Straßenbahn Jena nahm am 6. April 1901 als neunte elektrische Straßenbahn in Thüringen ihren Betrieb auf und hat heutzutage eine Streckenlänge von 23,26 km.

    Viele Grüße, René

  • Hallo René,

    schöner Bericht über die ehrwürdige Universitätsstadt Jena nebst Blick vom Turm, respektlos auch "Keksrolle" genannt. Die Uni wurde von Johann Friedrich dem Großmütigen (von den Jenensern auch Hanfried genannt) als Ersatz für diejenige in Wittenberg gegründet, weil er nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg von "seinem" Kursachsen nur noch (aber auch immerhin) das kleine Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach behalten durfte, das keine Universität besaß. Sie war und ist seither bedeutender Leuchtturm in Thüringen und hat große (z.B. Schiller) und kleine (z.B. mich) Leute angezogen ;) Am Abbe-Platz durchfährt die Straßenbahn ja auch eine Gebäudefront, was bei Kindern immer viel Erstaunen hervorruft ;) Ein paar Meter weiter hinten habe ich vorzeiten als Jenenser Studiosus im ersten Staatsexamen geschwitzt...

    Grüße,
    Rolf

  • Hallo Rolf,

    die Durchfahrt durch die Gebäudefront habe ich natürlich auch gesehen. Ich konnte aber nicht auf die Abfahrt der Straßenbahn warten, denn in der Goethe Galerie wartete das Stresa mit leckerem Eis. Übrigens waren wir auch noch im Experimentarium "Imaginata", was sehr interessant war.

    Imaginata

    Jena ist definitiv eine Reise wert, denn auch das Wandergebiet am Hausberg ist sehr schön. Natürlich waren wir auch am Fuchsturm... als Teil der 7 Wunder von Jena, mit seiner Gastronomie und den schönen Ausblicken u.a. auf Ziegenhain mit seiner markanten Kirche aus dem Jahre 1424, welche ursprünglich als Wallfahrtskirche geplant war.

    Viele Grüße, René

  • Guten Abend

    Ein ehemaliger Jenaer TW, ist über die Umwege Hamburg und Halberstadt nun in Oschersleben gelandet. Er gehört nun zum NVA Museum, nebst zugehörigen Imbiss und soll saniert in diesen als Innenbereich integriert werden.

    Im Moment ist da wohl noch viel Arbeit von Nöten. Ich habe den TW heute absolut zufällig auf einer Tour mit dem LKW entdeckt, als ich in Oschersleben zu laden hatte.

    Viele Grüße

    Jörg

    Viele Grüße

    Jörg

  • Hallo Kollegen,

    schön auch hier mal etwas aus meiner Heimat zu sehen... und ich denke, daß dieser Beitrag hier im Forum richtig placiert ist- "schimpfen" wir doch unsere Straßenbahn "Bimmel".

    Obwohl die Bahn noch fast überall auf den alten Trassen unterwegs ist- erinnert seit den neunziger Jahren fast nichts mehr an den historischen Betrieb. Überall kommt die Bahn modern daher. Und in der nächsten Zeit wird sich wieder einiges ändern. Die "TramLink" sollen einen Teil der GT6M (die im Original-Lack) ersetzen.

    Auf dem Bild in Burgau hat man es geschafft einen Gleisbogen zu bauen, bei dem jeder Schienenstoß deutlich zu spüren ist.

    Jena ist auf alle Fälle eine Reise wert- nicht nur wegen des Planetariums. Sondern auch wegen der im letzten Krieg zerstörten und mittlerweile wieder restaurierten Stadtkirche. Sie beherbergt zum Beispiel den originalen Epitaph von Luthers Grab. Aber auch wegen eines der Jenaer Wunder. Nämlich dem Altar. In Jena konnte man nämlich über einem Heuwagen heiraten. Unter der Apsis ist eine Durchfahrt- da die Bebauung bis an die Kirchenmauer reichte.

    Nicht weit davon, am historischen Rathaus befindet sich der Schnapphans. Wenn dieser den gereichten Kloß in den Mund bekommt- wird die Stadt Jena untergehen.

    Im Gegensatz zum ortsansässigen Fußballverein ist die Stadt nicht untergegangen.

    Aber auch das optische Museum ist, wenn es wieder eröffnet wird, sehenswert. Im phyletischen Museum kann man etwas über die Abstammung der Arten lernen. Nebenbei ist das Gebäude architektonisch interessant. Auch wenn nicht mehr viel von der originalen, mittelalterlichen Architektur erhalten ist, kann man heute noch erahnen, wie verträumt das kleine Jena vor der Industrialisierung gewesen sein muss.

    Leider ist von den ursprünglich zwei kompletten Gotha- und Reko-Zügen nur noch ein gemischter Zug erhalten. Und auch der einzigartige Fahrschulzug aus den T2D- Wagen wurde inzwischen verkauft. Der Triebwagen wird, inzwischen umgebaut und umlackiert, in Liberec erhalten...

    Ich erinnere mich gern an die Zeit zurück- als ich täglich mit den rumpelnden Zweiachsern zur Schule oder später auf Arbeit gefahren bin. Besonders interessant war der Inselbetrieb während des Streckenneubaus in der Kahlaischen Straße. Zwei Triebwagen pendelten zwischen Hermann- Löns- Straße und Winzerla. Bei Schulschluss waren die Wagen brechend voll.

    Es tut mir in der Seele weh, wenn ich die im Freien abgestellten Wagen sehe. Wenn an der "Hundertsieben" etwas gemacht ist, möchte ich nicht wissen, wie der Wagen vorher aussah.

    Ich hoffe, daß ich Euch mit meinem OT nicht gelangweilt habe.

    Viele Grüße

    Christian