Die Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-(Gemunden)

  • Kurz etwas zur Vorgeschichte wie wir dahin kamen.

    Als nach dem Fall der Mauer für uns aus der DDR die Reisebeschränkungen entfielen, konnten wir auch in Länder reisen, wovon wir bisher nur träumen konnten. So nutzten wir auch die Möglichkeit nach Österreich zu fahren um mal die Alpen in ihrer wirklichen Schönheit bewundern zu können. Wir hatten uns beim Erhalt der Begrüßungs- D-Mark nicht vom Konsum leiten lassen, sondern hatten es für den nächsten Urlaub gespart, da wir nach Ungarn das nächste Mal durch Österreich fahren und mit der D-Mark wenigstens ein paar Schillinge tauschen wollten. Wie geplant so später auch getan. Im Juni 1990 verwirklichten wir unseren Plan.

    Zunächst fuhren wir nur bis nach Kaplice (CZ) übernachteten dort und fuhren am nächsten Tag, nach immer noch lange dauernden Grenzkontrollen, über Wullowitz ins Österreich. Auf der Fahrt auf der B 310 Richtung Freistadt fielen mir dann die Hinweisschilder zu den Relikten der Pferdeeisen bahn Linz- Budweis auf. Da wir aber andere Planungen hatten, war es nur ein Vormerk für spätere Besuche.

    In der Zwischenzeit hatte ich mich über Literatur mit dieser Bahn beschäftigt und der Gedanke reifte, sich bei der nächsten Fahrt nach Österreich, sich mal genauer die Sache anzuschauen.

    Diese Pferdeeisenbahn wurde im Jahre 1832 zwischen Budweis und Linz als erste Pferdeeisenbahn in Betrieb genommen. Im Jahre 1836 wurde sie bis nach Gmunden verlängert. Die zwischen 1827 und 1836 abschnittsweise eröffnete Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden war die zweite öffentliche Eisenbahnlinie auf dem europäischen Festland und diente hauptsächlich dem Transport von Salz aus dem oberösterreichischen Salzkammergut nach Böhmen. Der Pferdebahnbetrieb wurde später im Dezember 1872 eingestellt.


    1994 war es dann wieder einmal soweit und bei der Fahrt nach Österreich wurde gezielt nach den Hinweisen und Relikten der Bahn gesucht.

    Auf der tschechischen Seite bei Holkov gibt es noch den Stationsplatz, jetzt als Gaststätte und auf der anderen Straßenseite ist noch gut erkennbar der Bahndamm mit einer kleinen Bogenbrücke.


    Oben darüber hat man die damalige Gleisanlage zur Demonstration nachgebaut.


    Zwischen Holkov und Bujanov findet man ebenfalls noch einen Durchlass, welcher aber zu einem Keller umfunktioniert wurde.



    Kurz vor dem Grenzübergang Dolni Dvoriste liegt etwas abseits das Dorf Bujanov. Dort hat man auf tschechischer Seite im Laufe der Jahre auch ein sehr schönes Museum aufgebaut. Es liegt direkt am Haltepunkt der Strecke von Budweis nach Summerau. Es ist aber meist nur an Wochenenden geöffnet.


    Nach Überquerung der Grenze, findet man an der Straße einen Wegweiser zum nächsten Relikt. Die Brücke bei Edlbruck. Liegt etwas abseits, ist aber gut zu finden.



    Zurück auf die B 310 trifft man in der Ortschaft Kerschbaum dann auf den Nächsten Stationsplatz. Die Stationsplätze dienten in damaliger Zeit
    zum Pferdewechsel. Sie lagen ca. 20-25 km auseinander, was mit den schweren Salzloren für die Pferde völlig ausreichend war.


    Seit dem Jahr 1996 fährt die Pferdeisenbahn wieder in der Gemeinde Rainbach. Bei der Wiedererrichtung der Pferdeeisenbahn durch einen Verein in Kerschbaum wurde besonders auf die historischen Grundlagen geachtet und so ist die heutige Nostalgiefahrt eine Zeitreise in das Biedermeier. In den ehemaligen Gewölbestallungen des Pferdebahnhofes ist heute das Pferdeisenbahnmuseum untergebracht.
    Das Pferd wird von einem Bediensteten der Bahn im Anhänger mitgebracht und kommt nach getaner Arbeit wieder in häuslichen Stall zurück.


    Die Fahrten finden ab Mai an den Sonntagen und im Juli und August an Mi. –Fr. Nachmittags statt.

    Die Fahrt beginnt am Salettl was direkt an der B 310 zu sehen ist und führt zum Museum.


    Dabei mit ausgestellt ist ein Wagen mit den Salzfässern wie diese damals auf der Strecke von den Pferden gezogen wurden.



    Bei den heutigen Nostalgiefahrten kommen vorwiegend der Luxuswagen „Hannibal“ , in welchem die Herrschaften des Habsburger Kaiserreiches reisten …



    ... oder der gelbe große Postwagen zum Einsatz.



    Im Verlauf der Bahntrasse ist dann hinter Freistadt an der B 38 nach Bad Leonfelden noch eine sehr schön erhaltene Bogenbrücke, die Kronachbrücke zu finden.


    Ich hoffe mein etwas anderer Bimmelbahnbeitrag, mal ohne Dampf oder Diesel, dafür mit PS, gefällt und regt vielleicht mal zu einem Besuch der Nostalgiebahn in Kerschbaum an, falls jemand dort mal hinkommen sollte.


    Vielen Dank fürs anschauen,viele Grüße von Rudi.

    Einmal editiert, zuletzt von rekoheizer (28. Juni 2018 um 21:07)

  • Sehr anregend sogar!!! Vielen Dank für den Bericht, das macht wirklich Lust auf mehr (dafür kann sich dann auch meine Frau, die selebr Kutsche fährt, begeistern)! Wunderschöne Bauten gibt es da an der Strecke, ich habe mal direkt weitergegooglet.

    Für mich eine neue Welt!, danke!
    Lenni

  • Hallo,

    vor zwei Jahren sind wir auch einmal in Kerschbaum gewesen. Vor dort kann man herrliche Spaziergänge/Wanderungen machen. Die Touren sind auch für ungeübte Wanderer und Radfahrer geeignet, es geht ja schließlich an/auf einer Bahntrasse entlang. Am Ende unserer Tour sind wir im "Gasthof zur Pferdeeisenbahn" eingekehrt. Die Kellnerin sprach schönstes Sächsisch... .

    Im Museum der ÖGEG in Ampflwang steht übrigens auch ein schönes Modell eines Bahnhofs der Pferdeeisenbahn.

    mfg André

    PS: 1106 mm sind auch Schmalspurbahn!