Inbetriebnahme der HG 4/4 704 bei der DFB

  • Hallo zusammen,

    nach einer mehrjärigen Totalrevision wird bei der DFB dieser Tage die HG 4/4 704 ex Vietnam in der Schweiz getestet und in Betrieb genommen:
    https://www.dfb.ch/index.php?id=2058&L=0

    Besonders interessant bei dieser Lokomotive ist der imposante Zylinderblock mit übereinander liegenden Adhäsions- und Zahnrad-Antriebszylindern. Bei den älteren Originalloks der FO HG 3/4 und BVZ HG 2/3 liegt der Zahnradantrieb dagegen verdeckt im Rahmen.

    Die HG 4/4 entspricht vom Antriebskonzept etwa der 97 5 (siehe 97 501 der ZHL).

    Es sieht schon klasse aus, wenn die Lok mit gegeneinander und unterschiedlich schnell laufendem Zahnrad- und Adhäsionstriebwerk über einen Zahnstangenabschnitt fährt.


    Viele Grüße

    Matthias

  • Ach die schweizer Loks sind ja schon einfach traumhaft! Diese ist ja wirklich besonders interessant mit diesen völlig verqueren Achsständen. Tolle Lok, sieht aus wie neu (ist sie wahrscheinlich auch).

  • Ja, ich liebe sie auch diese unverkennbare besondere Ästhetik der SLM Loks.
    50% der Lok sind neu - vielleicht hat man es auch ein wenig übertrieben mit dem Neubau von Teilen. Andererseits ist das auch nicht unbedingt nur ein reines Museumsstück sondern für den harten täglichen Einsatz der nächsten Jahre konzipiert.
    Dennoch: im Gestänge der Lok finden sich auch noch Einschuss-Spuren aus dem Vietnam Krieg.

  • Hallo zusammen,

    Wie Matthias schon schrieb - die Lok ist zur Hälfte neu, zur Hälfte wie neu aufgearbeitet.
    Der Rahmen ist neu, ebenso die Wasserkästen, die Achswellen, das Führerhaus samt Kohlekasten und natürlich auch viele Kleinteile.
    Im Prinzip ist der genietete Kessel noch alt, aber mit einigen neuen Teilen, vor allem im Bereich rund um den Stehkessel.

    Die Feuerbüchse wurde komplett neu in Kupfer hergestellt, das ist absolut sehenswert:

    Die Jungs von der DFB haben sich hydraulische Nietzangen zugelegt und damit sowohl den Kessel als auch den Rahmen, die Wasserkästen usw. nach alter Herren Sitte in Niettechnik verbunden.
    Und auch sonst: Schweizer Präzision vom feinsten - nicht umsonst hat die Revision trotz voll ausgestatteter Werkstatt und einer sehr großen Truppe freiwilliger Helfer 12 Jahre gedauert.

    Der Maschinist lässt uns ja freundlicherweise an der Aufarbeitung der Hilax der Waldeisenbahn teilhaben. Wenn man sieht, was er dort schon für die „wenigen“ (nicht abwertend gemeint) bisher bearbeiteten Teile am Aufwand benötigt, lässt erahnen, was getan werden muss, um eine nahezu schrottreife, komplette Lok wieder besser als neu hinzubekommen.

    Hut ab vor dieser Leistung - und natürlich auch vor Maschinisten :thumbup:

    mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt
    Marcus

    Feldbahnmuseumselektriker

  • Absolut Hut ab! Ich ermute allerdings auch schwer, dass in der Schweiz gerade für solche Dinge seeeeehr viel Geld im Hintergrund lauert, oder??

  • Ja, das ist anzunehmen. Geld schadet da nicht - aber es gibt auch sehr viel Freiwillige Helfer - Fronarbeiter genannt.
    Allein die Konstruktion des BÜ in Oberwald mit versenkbarer Zahnstange muss ein Millionenprojekt gewesen sein. Eine Einzelanfertigung, weil Kreuzungen größerer Straßen mit Zahnstangengleis in der Schweiz nicht mehr erlaubt sind.

    Nur mit so einer Organisation wäre z.B. die Jagsttalbahn (siehe Lost Places) noch zu retten gewesen. Aber da muss schon einiges an positiver Energie zusammenkommen und die Anlieger/Gemeinden müssen dabei auch mitspielen.

  • Absolut Hut ab! Ich ermute allerdings auch schwer, dass in der Schweiz gerade für solche Dinge seeeeehr viel Geld im Hintergrund lauert, oder??

    Hallo Lenni
    Da täuscht du dich im wesentlichen:
    Es lauert kein Geld im Hintergrund. Es muss gesammelt werden. Das ist vielleicht der grösste Unterschied in der Mentalität zu Deutschland.
    Zuerst wird einmal Einsatz verlangt und persönliche Beteiligung.
    Das meiste Geld für solche Projekte kommt über Sammelaktionen zusammen:
    https://www.google.com/search?rls=com…1.0.sb7XpL4eGdI

    Erst wenn sich abzeichnet, dass die Sache Hand und Fuss hat, gibt es manchmal etwas vom Staat. Meistens aus dem Lotterie Fonds.
    Nicht umsonst ist auf dem Vierwaldstättersee auf jedem Dampfschiff eine Tafel, auf der die Gönner aufgelistet sind.
    Jetzt ist gerade wieder der Dampfer Stadt Luzern fällig, für den die Dampferfreunde 4 Millonen zusammenbringen wollen:
    https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz…sion-ld.1018737
    Mit diesem Zustupf, kann die Schifffahrtsgesellschaft das Schiff zu gleichen Kosten, wie ein Motorschiff betreiben.

    So funktioniert das in der Schweiz. Auf den Staat wartet niemand hier.
    https://www.bls.ch/de/unternehmen…ngen/2016/12-22
    Gruss Guru

  • Hallo Guru,

    mit Geld im Hintergrund meinte ich tatsächlich nicht den Staat, sonder Privatiers, die es in der Schweiz, so denke ich, doch vermehrt gibt. Und deren Geld ist natürlich beim Einkauf von Geräten und Teilen im Ausland zudem noch mehr wert.

    Dennoch gebe ich Dir natürlich Recht, dass zunächst einmal die Initiative zählt!! Das ist noch mehr wert!

    Grüße,
    Lenni