Verschiebebahnhof Berlin Tempelhof (Schöneberger Südgelände)

  • Hallo in die Runde und einen schönen guten Abend!

    Ich hatte die letzten zwei Wochen Urlaub und war unter anderem auf dem ehemaligen Verschiebebahnhof Tempelhof in Berlin. Ohne den Hinweis meiner Tante wäre ich aber nie auf die Idee gekommen mich dort einmal umzuschauen, da ich nicht einmal wusste, dass es diesen Bahnhof gab. Nicht verwunderlich, ich habe zu seiner Stillegung noch lange nicht gelebt...

    Kommen wir aber zu der Geschichte: 1889 fertiggestellt als Rangierbahnhof war er einer der größten in Berlin, von dort wurden die Züge zusammengestellt und die Lokomotiven konnten hier sogar gründlichen Untersuchungen unterzogen sowie gewartet werden. Wie so ziemlich alle Bahnhöfe in Berlin war dieser auch Kriegswichtig, doch vor allem im zweiten Weltkrieg gingen von hier viele Versorgungszüge und mit Kriegsmitteln beladene Züge an die Front. Nach dem Jahre 1945 war der Bahnhof durch die besondere politische Lage in Berlin schrittweise 7 Jahre später 1952 stillgelegt worden. Die Natur machte sich des Bahnhofes mächtig und überwucherte die Gleise, Weichen wurden zur unkenntlichkeit bewachsen und sind nur noch durch den Umstellhebel zu erkennen. In den 1980ern wurde dann der Versuch unternommen den Bahnhof wieder aufzubauen, doch durch eine Bürgerinitiative und eine Gruppe von faszinierten Wissenschaftlern und Naturschützern passierte nichts. Warum fasziniert? Man entdeckte nach der Stillegung, dass der Bahnhof in zugewucherter und überwachsener Form vielen Tieren Schutz bietet, die so in Berlin selten oder gar nicht zu finden sind.

    1995 trat die Deutsche Bahn AG 18 Hektar der Bahnanlagen an den Senat ab um einen Ausgleich herzustellen zu den Eingriffen in die Natur für den Ausbau der Verkehrsanlagen in Berlin. In den folgenden Jahren wurde das Gebiet erschlossen und so vorbereitet, dass es 2000 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Auch wurde ein großer Teil zum Naturschutzgebiet erklärt, deswegen wurden Stege errichtet, damit man die Flora nicht zerstört.

    Faszinierend ist, dass in dem nicht als Naturschutzgebiet deklarierten Gebiet die Gleise zu Wegen gebaut wurden. (Leider habe ich keine bzw. zu wenige Bilder gemacht)

    Doch für mich der Höhepunkt war die Baureihe 50 die da noch mit abmontierten Pleuel und Hebeln steht. (Ob die Lokomotiven-Nummer stimmt weiß ich leider nicht, da sie nur behelfsmäßig mit weißer Farbe aufgemalt war. Das es sich hierbei um eine BR 50 oder 52 handelt ist zu erkennen, aber der Rest... Da von dieser Bauart mehr als 7000 Exemplare für den Krieg hergestellt wurden ist es wohl auch schwierig nachzuvollziehen. Aber vielleicht weiß ja jemand mehr :zwink: )

    Soviel von mir, mein Wissen darf gerne konstruktiv korrigiert werden oder auch gerne erweitert werden. Ich fand diese Art Naturschutzgebiet sehr schön und es war etwas was ich in der Art noch nie gesehen habe. Ich wünsche euch einen angenehmen Abend und hoffe das man einen guten Start in die Woche hatte!


    Mit freundlichen Grüßen

    Paul

    Einmal editiert, zuletzt von 99 715 (7. August 2018 um 12:07)

  • Lieber Paul,

    ich kann Dir dazu garnix sagen, außer, dass die Stege vermutlich errichtet wurden, damit man die Flora NICHT zerstört :lol:

    Grüße,

    Lenni

  • Hallo Paul.

    Ja die Loknummer stimmt fast.
    Es handelt sich um eine 50.35.
    Es handelt sich eigentlich um 50 3708 die 1989 ihre Identität mit 50 3707 tauschte.

    Gruß André

  • Hallo Paul,

    schöner Beitrag. Tempelhof Verschiebebahnhof ist nicht richtig. Rangierbahnhof wäre richtig. Verschiebebahnhof war Schöneweide gewesen. Der Unterschied ist mir selbst auch nicht ganz klar. Beide Bahnhöfe habe das selbe gemacht.

    Das Tempelhof Rbf 1952 sillgelegt wurde möchte ich dementieren. Richtig ist, auf den westlichen Anlagen des Bahnhofs wurde der Betrieb eingestellt. Wobei mir das genaue Datum jetzt nicht bekannt ist. Im alten West-Berlin war es üblich die nicht mehr benötigten Anlagen einfach nur brach liegen zu lassen. Die Natur holte es sich alles einfach nur zurück und fertig. Diese Praxis hängt wahrscheinlich mit dem Viermächtestatus der Stadt Berlin zusammen. Die DR hatte bekannter Maßen die Betriebsrechte in West-Berlin.

    Tempelhof Rangierbahnhof existierte bis irgendwann nach 2000. Ich weiß es jetzt nicht so genau. Der Bahnhof wurde auch gebraucht. Schließlich war damals dort auch das Raw Tempelhof anschlossen bis zur Schließung. Des weiteren gelangte man zum Postbahnhof / Anhalter Güterbahnhof. Tempelhof Rbf wurde von Zügen nach Berlin-Marienfelde durchfahren. Später auch von den Müllzügen Berlin-Neukölln nach Schöneicher Plan. Auch das alte Bw war noch bis in die 1980er Jahre Einsatzstelle von Berlin Grunewald. Danach war da auch irgend was noch drin. Ich weiß es jetzt nicht so genau.

    Der Laufweg der Züge nach Marienfelde bzw. Schöneicher Plan war von Tempelhof kommend in Tempelhof Rbf durch die Stellwerksbereiche Tfw, Tfr und ehemals Tfd. Letzteres außer Betrieb und hießt Abzw. Marienfelde am S-Bahnhof Attilastraße gelegen. Dort ging auf auf die S-Bahngleise rauf im Gemeinschaftsbetrieb Richtig Marienfelde. Heute ist die Situation etwas anders da dort alles neu gestaltet wurde.

    Hier ein Bild aus dem Jahr 2000 mit der 232 333-5 von Schöneicher Plan kommend im Bahnhof Tempelhof Rbf.

    Gruß, Thomas

  • Hallo zusammen,

    ich habe in den Jahren 1994 bis 1996 nur wenige Meter entfernt in Berlin-Tempelhof gewohnt. Zum damaligen Zeitpunkt war das Gelände schon unbenutzt und weitgehend zugewachsen. Direkt am Südende des Geländes trennen sich die Dresdener und die Anhalter Bahn. Lange Zeit fuhr die S-Bahn nur auf der Dresdner Bahn, ab 1995 auch wieder auf der Anhalter Bahn. Lediglich die Müllzüge fuhren von Neukölln kommend über das Gelände des Bahnhofs und fädelten am S-Bahnhof Attilastraße auf die S-Bahn in Richtung Blankenfelde ein. Damals war das Gelände m. M. nicht öffentlich zugänglich. Südlich überspannten unzählige Eisenbahnbrücken aus Stahl den Prellerweg, von denen nur wenige für die S-Bahnen nach Blankenfelde und später wieder nach Teltow sowie die Müllzüge benutzt wurden. Ich fand es immer spannend, die Ludmillas auf den S-Bahn-Gleisen zu sehen. Ich denke, auch einige Anschlüsse in Marienfelde und Buckow wurden über diesen Weg bedient, oder?

    Im Zuge des Baus des Berliner Pilzkonzeptes wurde bis 2006 die Strecke Halle-Berlin im Zuge der Anhalter Bahn neu gebaut und verläuft heute am Ostrand des Geländes. Dafür wurden einige der alten Brücken abgerissen. Seit Mai 2006 fahren dort die Fernzüge von und nach Halle. Bereits damals wurden auch die Brücken für die Dresdner Bahn neu gebaut, auch wenn der Ausbau der weiteren Strecke erst vor kurzem begann. Wenn man heute von Westen den Prellerweg durchfährt, unterquert man zuerst die vier S-Bahn-Gleise auf Stahlbrücken, dann fünf alte, heute unbenutzte Stahlbrücken, dann kommen die großen neuen Betonbrücken der Dresdner und Anhalter Bahn und zuletzt die Stahlbrücke des erwähnten Verbindungsgleises zum Ring (Streckennummer 6172), was wohl immer noch vorhanden ist.

    Wenn ich mal wieder in Berlin bin, muss ich das Gelände unbedingt mal besuchen. Danke für den Tipp!

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Als Ergänzung zur Lok noch eine kleine Besonderheit. 50 3707 ist nämlich eine der Loks die mit einem auf Kohle rückgebauten Öltender gekuppelt ist. Der war früher mit 50 0016 gekuppelt. Auch 50 3708 hat einen solchen Tender nämlich den von 50 0025. Und wer mal nach Prora zur 50 3703 kommt kann dort den alten Tender von 50 0072 bewundern.

    Gruß André