Anfang der 1990er Jahre von Dessau nach Wörlitz

  • Hallo,

    der Betrieb in Dessau führte zunächst die Bezeichnung VEB (K) Bienenhonigabfüllung Dessau und wurde später durch Angliederung ein Betriebsteil des VEB Bienenwirtschaft in Meißen. Dieser Betrieb war der größte Honigabfüller der DDR und das Transportgut waren Honiggläser.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    genau in der Mitte der 1990er Jahre hat sich das eingesetzte Wagenmaterial und die Farbgebung geändert. Die Bahnanlagen sind begrünt und die DR zusammen mit der DB zur DBAG privatisiert. Ich besuchte die Strecke nach Wörlitz noch regelmäßig, denn es waren noch ehemalige Kollegen anzutreffen.

    Auf dem ersten Bild sieht man den abfahrbereiten Zug. Ich zeige das Bild, obwohl es durch das Gegenlicht nicht besonders ansehnlich ist.

    Das zweite Bild zeigt die Lok bei einer Rangierfahrt im Bahnhof.

    Viele Grüße, René

  • Also nochmals Danke für die Erklärungen.Das waren ja Dimensionen.Über Honig habe ich mich im Internet mal schlau gemacht.Eine Firma in Meisen existiert noch..Die Produkte werden in heutiger Zeit sicher per LKW befördert. :kaffee:

    Gruß
    Harald a.F.

  • Hallo Harald,

    schön, wenn ich dir deine Frage beantworten konnte.

    Dann möchte ich die Dokumentation weiterführen. Der Dessau Wörlitzer Bahnhof gliederte sich ehemals in einen südlichen und nördlichen Bahnhofsteil. Den südlichen Bahnhofsteil habe ich nun schon gezeigt. Der nördliche Bahnhofsteil befand sich nördlich der Humperdinckstraße und gliederte sich in 3 Gleise. Beide Bahnhofsteile wurden durch die Weiche 10 (DKW) voneinander getrennt. Gleis 1 war das durchgehende Hauptgleis auf welchem die Personenzüge ein- und ausfuhren und welches bis zum Bahnsteig führte. Gleis 2 war das Ein- und Ausfahrgleis für Güterzüge und Gleis 3 war das Übergabegleis zum Güterbahnhof. Dem Lageplan kann man entnehmen, dass sich in Kilometer 0,8 bis zum Jahr 1989 der Anschluss Kohle- und Baustoffhandel "Kohlmann" befand. Mit "Dn" ist nichts anderes als der Nordturm (Wärterstellwerk) gemeint, welcher schonmal im Bild vom Aufsichtgebäude auftauchte.

    Hier stehe ich im Jahre 1992 im Bereich des Gleises 3, während der Personenzug aus Wörlitz auf Gleis 1 in den Bahnhof einfährt. Dieses Bild habe ich mal während einer Tagschicht als Aufsicht des Güterbahnhofs gemacht, weshalb mir natürlich der Aufenthalt im Gleisbereich gestattet war.

    In Streckenkilometer 1,1 folgt der Bahnübergang Albrechtstraße (Bundesstraße 184), welche von Dessau nach Roßlau führt. Am 16. April 1994 ist hier ein Zug in Richtung Wörlitz unterwegs. Im Anschluss an den Bahnübergang befindet sich in Fahrtrichtung links das Gelände von Waggonbau Dessau. In Kilometer 1,52 befindet sich seit 1990 mit der Trapeztafel (Ne 1) die Begrenzung des Bahnhofs gegenüber der freien Strecke.

    Viele Grüße, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (25. August 2018 um 20:04) aus folgendem Grund: Datum ergänzt

  • Hallo,

    ich möchte mal einen Sprung in das Jahr 1997 wagen, weil ich in diesem Zusammenhang bildlich die gesamte Strecke in einem Kapitel abhandeln kann, bevor ich die eher kleinteiligen Dokumentation fortführe. Im Jahr 1997 fotografierte ich analog mit Ilford-S/W-Film. Die Bilder sind also nicht umgewandelt, sondern vom Papierbild gescannt.

    Die DB AG beabsichtigte, die Strecke insbesondere wegen des schlechten Zustands der Brücken über die Mulde und den Scholitzer See stillzulegen. Um dies zu verhindern, hatte sich bereits im Dezember 1993 der Verein zur Förderung der Dessau-Wörlitzer Museumsbahn e. V. gegründet, der in der Folgezeit ein Sanierungskonzept entwarf. Im Jahr 1997 gründete der Verein die Anhaltische Bahn-Gesellschaft mbH (ABG) als EVU, das am 29. Juni 1997 den Saisonverkehr im Auftrag der DBAG aufnahm, welche derweil Verhandlungen zur Übergabe der Strecke führte. Im Jahr 1998 wurde die Strecke dann von der Stadt Dessau übernommen, die nachfolgend das EIU Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft (DVE) gründete. Die ABG war bis zu ihrer Insolvenz im Dezember 2010 weiterhin mit Betriebsführung beauftragt. Die ABG setzte ab 1997 Uerdinger Schienenbusse im planmäßigen Betrieb auf der DWE ein.


    Ein abfahrbereiter Zug steht am Bahnsteig des Dessau Wörlitzer Bahnhofs.


    Die Trapeztafel in Streckenkilometer 1,52 markiert die Grenze des Dessau Wörlitzer Bahnhofs. Der Anschluss Waggonbau Dessau II in Kilometer 1,51 ist zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr nutzbar.


    Ein Zug nach Wörlitz fährt hier am Anschluss Waggonbau Dessau I in Richtung Wörlitz und wird gleich die Muldebrücke überqueren.


    Eine Übersichtsaufnahme der Anlagen des Anschlusses Waggonbau Dessau I.


    Kurz vor Oranienbaum wurde am Stellwerk "Kr" die Grubenbahn zum Kraftwerk in Vockerode gequert.


    Ein Zug ist am Bahnsteig des Bahnhofs Oranienbaum zum Halten gekommen. Diesen Bahnhof werde ich später noch näher vorstellen.


    Im Jahre 1997 präsentierte sich die Straßenseite des Bahnhofsgebäudes von O-baum in diesem Zustand.


    Ein Zug aus Wörlitz trifft in Oranienbaum ein und überquert den Bahnübergang der Straße von Dessau nach Gräfenhainichen.


    Das letzte Bild dieses Kapitels zeigt eine Übersichtsaufnahme des Endbahnhofs Wörlitz mit eingefahrenem Zug.

    Viele Grüße, René

    3 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (18. August 2018 um 07:19) aus folgendem Grund: Überflüssige Leerzeilen zwischen den Bildern entfernt.

  • Hallo,

    danke für euer Interesse an diesem Thema. Ich möchte gerne einen Lageplan des Anschlusses Waggonbau Dessau beifügen. Waren es während meiner Ausbildung hauptsächlich Kühlwaggons, welche den Anschluss des Waggonbaus verließen, wurden in meiner Zeit als Aufsicht hauptsächlich Gelenk-Containertragwagen hergestellt. Zwischen 1991 und 1995 wurden von Kombiwaggon bei der Waggonbau Dessau 1.250 Gelenkwagen beschafft, die intern als Sggnos 715.91 bezeichnet werden. 250 Waggons wurden von Kombiwaggon noch bei der Deutschen Reichsbahn eingestellt. Ich kann mich noch an die vielen Wagen erinnern, die in den "Hobusch" (Spitzname für den von Dessau zum Roßlauer Güterbahnhof verkehrenden Nahgüterzug) eingestellt wurden, für den ich oft die genug Wagenliste, Bremszettel und Lokdienstzettel ausfüllen musste.

    Vom Anschluss Waggonbau folgte vor Erreichen der Muldebrücke in Kilometer 2,46 noch der Anschluss Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb mit dem Nebenanschluss Kühlbetrieb. Im Jahr 1995 ist hier ein Zug in Richtung Dessau Wörlitzer Bahnhof auf der Muldebrücke unterwegs.

    Zum Vergleich möchte ich mal ein Bild zeigen, welches nach Sanierung der Strecke entstanden ist. Das Foto entstand aus einem Doppelstock-Schienenbus der Baureihe 670 ebenfalls mit Blickrichtung Dessau Wörlitzer Bahnhof.

    Außerdem möchte ich mich in diesem Kapitel intensiver mit der Heeresmunitionsanstalt Kapen beschäftigen, welche in Kilometer 9,4 an die Strecke angeschlossen war und sich im Sollnitzer Wald bei Oranienbaum befand. Im Gelände befanden sich auch umfangreiche Gleisanlagen, welche im nachfolgenden Lageplan von mir blau markiert worden sind.

    Die Heeresmunitionsanstalt Kapen wurde ab 1935 aufgebaut und zur Verfüllung von konventionellen Sprengstoffen, aber auch mit chemischen Kampfstoffen in herkömmlicher Munition betrieben. Die Produktion begann im Jahre 1938. Die Heeresmunitionsanstalt Kapen diente während des Dritten Reiches unter anderem der Lagerung und Mischung von chemischen Reizstoffen sowie der Herstellung reizstoffhaltiger Munition auch auf Basis arsenorganischer Verbindungen. Der Kampfstoffbunker bestand aus acht Zisternen mit einem Volumen von je 600 Kubikmeter, jedoch ist die Füllmenge bei Kriegsende nicht bekannt. Bekannt ist, dass nach Kriegsende 226 italienische Transportbehälter sowie ein Zug mit Kesselwagen vorhanden waren.

    Nach dem Krieg wurde das Gelände von den Sowjets genutzt. Nach 1945 diente die ehemalige Füllstelle als zentraler Sammelplatz der sowjetischen Besatzungszone für Kampfstoffe sowie Kampfstoffmunition. Die Entgiftung erfolgte in offenen Gräben, da die Kapazität des Verbrennungsofens nicht ausreichend war. Kampfstoffmunition wurde auch auf Freiflächen verbrannt. Diese Aktivitäten, die sich bis 1956 Jahre hinzogen, haben erhebliche Kontaminationen des Bodens, der Gebäudesubstanz und des Grundwassers verursacht.

    Die in Kapen gelagerte Kampfstoffe vernichteten die sowjetischen Truppen zwischen 1945 bis 1947 außerdem durch Verklappung größerer Mengen in die Ostsee. Eine nicht bekannte Menge von chemischen Kampfstoffen wurde in Kapen unterirdisch entsorgt und mit einer dicken Betondecke zugedeckt. 1948 wurde durch die Sowjets im Chemiewerk die Konfektionierung von Sprengstoffen und Zubehör wieder aufgenommen.

    Vermutlich im Jahr 1956 bekam die DDR einige Teile des Geländes sowie Teile des Werkes zurück übertragen. Es entstand der VEB Chemiewerk Kapen. Hier wurden angelieferte Sprengstoffe weiterverarbeitet, u.a. erfolgte hier später auch die Produktion sämtlicher Selbstschussanlagen, welche an der innerdeutschen Grenze zum Einsatz kamen.

    Nach der Wende wurde das Chemiewerk geschlossen. Die auf dem Geländeteil der Sowjets befindlichen Gebäude, Bunker und unterirdischen Anlagen wurden bei ihrem Abzug und vor Übergabe an die Vertreter der Bundesrepublik im Jahr 1992 gesprengt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass die Detonationen bis nach Dessau zu hören waren. Auf dem freigewordenen Militärgelände verblieben eine Unmenge an konventioneller Munition und Mienen im Waldboden. Ab dem Jahr 2004 begann man mit der Sanierung des gesamten Geländes.

    Viele Grüße ... und ich hoffe, dass dieser kleine Ausflug in die regionale Geschichte etwas Anklang findet.

    René

  • Hallo André,

    ich habe den Lageplan der Muna selbst aus keiner Veröffentlichung gescannt. Den Lageplan habe ich als Kopie vor vielen Jahren (es sind nach meiner Erinnerung bestimmt schon 20 Jahre) von meinem Onkel bekommen, der sich intensiv mit der Geschichte aller Dessauer Bahnhöfe beschäftigt hat, auch mit der Geschichte der DWE und der DRKB und im Laufe der Jahre an einigen Veröffentlichungen zu dieser Thematik mitgewirkt hat bzw. für Veröffentlichungen notwendige Zuarbeiten geleistet hat. Dafür war und ist mein Onkel Stammgast in vielen Archiven, vor allem natürlich im Dessauer Stadtarchiv. Wo nun der Plan genau herkommt... ich habe wirklich keine Ahnung. Es sind anhand der Kopie auch keine Merkmale erkennbar, die auf eine Veröffentlichung in einem bestimmten Werk hindeuten würden. Die anderen Lagepläne gehören zum Anhang des Bahnhofsbuches des Wörlitzer Bahnhofs in Dessau, welches sich im Original in meinem Besitz befindet. Hierbei habe ich aber die im Anhang befindlichen Bedienungsanweisungen für die Anschlussbahnen im Original meinem Onkel zur Verfügung gestellt und mir nur Kopien der Lagepläne behalten. Natürlich könnte ich in diesem Fall die Originale bei meinen gelegentlichen Besuchen in Dessau einsehen.

    Viele Grüße, René

  • Mitte der 1990er Jahre hat sich das eingesetzte Wagenmaterial und die Farbgebung geändert ...

    Die in Kapen gelagerte Kampfstoffe vernichteten die sowjetischen Truppen zwischen 1945 bis 1947 außerdem durch Verklappung größerer Mengen in die Ostsee.

    Hier wurden angelieferte Sprengstoffe weiterverarbeitet, ...


    Danke für die logischen und schlüssigen Hinweise auf das eingesetzte Wagenmaterial und die angelieferten Sprengstoffe. Kann sich auch ein nicht eingesetztes Wagenmaterial ändern? Können auch Sprengstoffe verarbeitet werden, wenn sie vorher nicht angeliefert werden? Auch nach langem Grübeln habe ich keine Antworten gefunden.

    Und mit den Sprengstoffen war es genau umgekehrt! Nicht die Sprengstoffe haben die Truppen vernichtet, sondern die Truppen haben die Sprengstoffe vernichtet bzw. verklappt (und das übrigens mitsamt der Schiffe!). Solche Stilblüten machen immer wieder Spaß!


    Wenn Dich die DWE-Geschichte so sehr interessiert: Warum erwähnst Du nicht das einschlägige DWE-Buch?



    :sorry:

  • Lieber Ludger,

    der Sinn der von Dir genannten Stilblüten sind vom Leser hier im Forum wohl richtig gedeutet worden. Auch ist der Wortlaut verschiedener Fachliteratur über die Muna entnommen. Steinige also bitte verbal die Professoren, welche die (in deinen Augen) entsprechenden unsinnigen Machwerke verfasst haben.

    Vernichtet wurden nach dem Krieg die in Kapen vorhandenen Sprengstoffe und es wurden aus der gesamten SBZ die Sprengstoffe nach Kapen angeliefert und vernichtet. Der VEB Chemiewerk Kapen bekam aus der DDR die Sprengstoffe angeliefert und sie wurden dann verarbeitet. Natürlich lassen sich auch nicht angelieferte Sprengstoffe verarbeiten, nämlich wenn sie die Fabrik selbst herstellt und verarbeitet, weil die entsprechenden Grundsubstanzen eben noch kein Sprengstoff sind.

    Wenn über den Zeitraum von Jahren hinweg, wie aus dem Kontext meiner Doku ersichtlich, der Einsatz von Fahrzeugen nicht konstant bleibt, dann hat sich eben eine Änderung im eingesetzten Fahrzeugmaterial ergeben. Eigentlich versteht das jeder Mensch mit gutem Willen... außer man möchte es nicht verstehen.

    Ich entnehme Deinen Zeilen aber eher den verletzten Stolz, dass ich Deine Publikation nicht erwähnt habe. Ist das jetzt schon Zwang, dass man auf die Publikationen aus Deinem Hause hinweisen muss, weil sonst der Bericht einen qualitativen Mangel hat? Vor Erscheinen des Buches erreichte mich eine Nachricht von Dir über DSO, ob ich zur DWE entsprechende Hinweise geben könnte. Ich habe Dir entsprechend geantwortet, auch auf meinen Onkel und seine Kenntnisse hingewiesen und dann habe ich keine Antwort von Dir erhalten. Ich könnte dieses Verhalten als Unhöflichkeit werten und werde somit auch nicht auf Dein Buch verweisen, welches sich folgerichtig nicht in meinem Besitz befindet. Eigentlich müsste ich die Administration sogar bitten, diese Werbung aus meinem Thread zu entfernen, aber ich gönne den Lesern dieses Threads natürlich auch den Hinweis auf weiterführende Informationen. Ich habe da nicht so kleinliche Persönlichkeit, die im verletzten Stolz ertrinkt.

    Viele Grüße und Danke für die Belebung dieses Themas. Ich hoffe nun zur eigentlichen Dokumentation zurückkehren zu können. Natürlich muss Niemand dieser Doku folgen, wenn er im Besitz des Kenning-Buches ist. Themen, die in einem Kenning-Buch aufgegriffen worden, dürfen scheinbar nicht von anderer Seite thematisiert werden. Ich bitte hier öffentlich für dieses Sakrileg um Entschuldigung.

    René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (17. August 2018 um 16:12) aus folgendem Grund: Es wurde ein Buchstabe ergänzt und ein Satzzeichen von Punkt auf Fragezeichen geändert, um weiterer Foreninquisition zu entgehen.