Unterwegs im unteren Saaletal

  • Hallo,

    heute fuhr ich mit meiner Tochter und ihrem befreundeten Klassenkameraden nach Petersberg. Dort gibt es einen schönen Bergtierpark, dessen Konzept darauf ausgelegt ist, den Tieren ganz nah kommen zu können. Hier der Link zum Tierpark Petersberg

    Der Petersberg selbst ist eine 250 Meter hohe sehr markante Erhebung im Saalekreis. Seine Silhouette wird unter anderem von einem Fernmeldeturm geprägt. Außerdem befindet sich auf ihm ein Kloster mit der jahrhundertealten Stiftsbasilika St. Petrus.

    Nach Besuch des Tierparks entschlossen wir uns zur Weiterfahrt in das etwa 15 Kilometer entfernte Halle (Saale). Dort verkehrt auf der Peißnitzinsel der Peißnitzexpress, die ehemalige Pioniereisenbahn der Saalestadt. Bevor wir zum Bahnhof gingen, gönnten wir uns erst ein Mittagessen in Wiederhold's Biergarten. Danach konnte gut gestärkt der Weg zum Bahnhof in Angriff genommen werden.

    Der Zug startet seine Rundfahrten immer zur halben und vollen Stunde. Wir fuhren zwei Runden (einmal im ersten Wagen und einmal im letzten Wagen des Zuges) und nach der zweiten Rundfahrt fotografierte ich den Abfahrtsanzeiger.

    Hier nähert sich der Zug dem Bahnhof. Über die Bahnhofseinfahrt führt die Peißnitzbrücke, eine markante Brücke über die Saale, die im Jahre 1899 fertiggestellt wurde. Der Zug ist mit Lok 399 611-3 (LKM Babelsberg, Ns2f, 262216, 1959) bespannt.

    Dieses Stillleben am Bahnhof ließ sich vor der Zugabfahrt betrachten. Die Züge waren am heutigen Tage bei unserer Anwesenheit sehr gut besucht.

    Der Zug steht abfahrbereit am Bahnsteig. Die Vorfreude auf die Fahrt ist bei Groß und Klein schon spürbar.

    Nun ist es Zeit für den Abfahrauftrag. Die Rundfahrt auf der 2 Kilometer langen Strecke, welche ungefähr 12 Minuten dauert, kann beginnen.

    Am Bahnhof Schwanenbrücke befindet sich auch die Fahrzeughalle der Parkeisenbahn. Am Bahnhof hat der Zug einen kurzen Aufenthalt, da die Vollschrankenanlage über den Weinberg-Weg vor Abfahrt des Zuges geschlossen werden muss.

    Die Strecke führt durch Auenwald und über Wiesen. Während der Fahrt kann man vom letzten Wagen schön entlang des Zuges auf die kurvenreiche Streckenführung blicken.

    Es war ein sehr schöner und lohnenswerter Ausflug, der potenziellen Gästen der Region nur empfohlen werden kann. Hier noch der Link zur Bahn: Peißnitzexpress

    Viele Grüße, René

  • Hallo Saarsachse,

    danke auch von mir für den Literaturhinweis.

    Hallo Lenni... und die anderen Leser,

    bei den Nachwuchssorgen, die gerade auch so mancher Museumsbahnverein hat, ist die Arbeit der Parkeisenbahn in Halle, die Kindern ab 10 Jahren die Möglichkeit gibt, bei der Eisenbahn im Verkehrs- und Betriebsdienst tätig zu werden, nicht gering zu schätzen. Eigentlich müsste jeder Verein und Eisenbahnfreund über dieses Engagement dankbar sein. Der Peißnitzexpress führt stattdessen in den Foren (auch hier) ein Schattendasein. Schade eigentlich. Immerhin befördert allein die Parkeisenbahn in Halle mehrere zehntausend Fahrgäste im Jahr, wodurch dem Peißnitzexpress ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu wünschen wäre. Das ist meine persönliche Meinung. :zwink:

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    zunächst einmal vielen Dank für das Interesse an diesem Thread. Ein Bild aus Halle möchte ich noch zeigen. Es handelt sich um ein ausgestelltes Diamond-Drehgestell mit dem typischen seitlichem Fachwerkrahmen, welches an einem Güterwagen der MPSB aus dem Jahre 1896 im Einsatz war. Bei der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn verkehrte der Güterwagen bis in das Jahr 1968 und wurde dann mit weiteren Wagen zur Pioniereisenbahn Halle abgegeben, wo sie auf den alten Rahmen und Drehgestellen zu offenen Personenwagen umgebaut werden konnten. Diese Personenwagen mit den alten MPSB-Drehgestellen blieben bei der Pioniereisenbahn bis zum Jahr 1990 im Einsatz. Einige der ehemaligen MPSB-Wagen wurden danach zur Britzer Parkbahn in Berlin abgegeben, ein anderer Teil wurde verschrottet. Ein Drehgestell verblieb zu Ausstellungszwecken beim Bahnhof Peißnitzbrücke.

    Am Bahnhof Peißnitzbrücke steht auch die Werklok 2 des VEB Ziegelwerke Halle, Betriebsteil Bruckdorf vom Typ Ns2f. In der Region Bruckdorf war 1832 die Braunkohlegewinnung aufgenommen worden. Im Jahr 1905 entstand eine Brikettfabrik und 1906 errichtete man außerdem ein Ziegelwerk. Hier konnte der beim Kohleabbau gewonnene Ton und Lehm zu Ziegeln gebrannt werden. Das Ziegelwerk in Bruckdorf war bis 1991 in Betrieb. Nach Produktionseinstellung wurden die Anlagen abgerissen. Die Lok wurde bei LKM in Babelsberg unter der Fabriknummer 248244 im Jahr 1954 gebaut. Nach ihrem Einsatz in der Ziegelei Bruckdorf kam sie zur Bahngruppe Köhler und von dort im Jahr 1997 zum Peißnitzexpress und wurde schließlich 1999 als Denkmal am Bahnhof Peißnitzbrücke aufgestellt.

    Sollte es Korrekturen zu den vorangegangenen Angaben geben, würde ich mich über Ergänzungen an dieser Stelle sehr freuen.

    Viele Grüße, René

  • Hallo René,

    kleine Korrektur, die Fabriknummer der Denkmal-Ns 2 f kann so nicht stimmen. Listen im Netz sprechen von 248444, könnte natürlich fehlerhaft sein. Eine 248244 gab es definitiv nicht, weil das Nummersystem bei LKM für alle Loks bis kurz vor der lfd. Nummer 444 nur eine 48 vorangestellt hatten. Somit wäre das dann die "48244", was aber eine Lok des Vorgängertyps Ns 2 a...e (je nach Variante) mit Kettenantrieb und Zweiganggetriebe war. Zur Systematik der LKM-Nummern kann man bei Andreas Christopher unter => LKM nachlesen, das gibt den Stand der Forschung gut wieder. Fazit, Tipp- oder Ablesefehler ist am wahrscheinlichsten. Viele Grüße,

    Marian Sommer.

  • Hallo Marian,

    die Korrektur ist berechtigt. Natürlich stimmt die Nummer 248444, es war ein Tippfehler meinerseits. Die restlichen Angaben sollten aber hoffentlich stimmen.

    Vielen Dank für Deinen Beitrag.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    über die fehlerhafte Fabriknummer hat Marian ja bereits was erzählt. Zu erwähnen wäre aber noch das bis vor einigen Jahren hinter der Ns2f noch eine sehr interessante Kipplore mit Innerahmen stand. Beim letzten der dort regelmäßig stattfindenden großen Hochwasser, bei welchem die Anlagen der Parkbahn wieder meterhoch überspielt wurden, wurde auch jene Kipplore mit weggeschwemmt. Bis heute konnte die nicht wiedergefunden werden. Die liegt also sicher irgendwo auf dem Grund der Saale.

    Und zu den dort eingesetzten MPSB Wagen ist noch zu sagen das genau nur ein einziger nach der Wende dort verschrottet wurde. Eben von dem stammt auch das Drehgestell. Alle anderen haben mehr oder weniger bis heute überlebt. Näheres dazu wurde mal ausführlich im Kipploreforum diskutiert.

    http://www.kipplore.com/t11011-erhalte…?highlight=MPSB


    VG Felix

  • Hallo Felix,

    sehr schön, was hier an sachlichen Informationen zusammengetragen wird. Dankeschön auch an Dich. Ich habe es am letzten Wochenende tatsächlich zum ersten Mal zum Peißnitzexpress geschafft. Sonst habe ich bei meinen Besuchen der Saalestadt mit der Familie immer den Bergzoo besucht. Ich fand Bahn und Strecke sehr schön und wenn man sich mit der Bahn und ihrem Umfeld beschäftigt, kommen doch viele interessante Details an's Tageslicht. In den letzten Jahren hatte ich schon regelmäßig die Entwicklung der Bahn verfolgt, die nicht nur durch die Hochwasser 2011 und 2013 vom Aus bedroht war. Ich wünsche dem Peißnitzexpress eine gute Zukunft und werde bestimmt nicht zum letzten Mal vor Ort gewesen sein. Dann werde ich auf jeden Fall hier wieder berichten. Auch bin ich bei der Rückfahrt am historischen Straßenbahndepot vorbei gefahren. Die Tore standen offen und ich konnte einen Blick auf die Sammlung erhaschen. Ein weiterer Punkt für einen erneuten Besuch der Stadt.

    Viele Grüße, René

  • Hallo,

    danke für das Interesse an diesem Thread. Da es uns am letzten Samstag so gut gefallen hat, sind wir heute wieder in Richtung Petersberg und Halle gefahren. Zum Petersberg hatte ich ja schon im ersten Beitrag einige Informationen geliefert. Fährt man in Nehlitz in Richtung Kütten, dann hat man diesen Blick auf die markante Erhebung.

    Natürlich besuchten wir auch den Bergtierpark Petersberg. Hier wurde wieder Kontakt zu den Tieren aufgenommen.

    Nach einem Imbiss fuhren wir dann wieder nach Halle auf die Peißnitzinsel. Dort machten wir eine Rundfahrt mit der Parkeisenbahn. Dabei kam ich auch mit dem jugendlichen Zugführer in's Gespräch, der sehr aufgeschlossen war. Hier erreicht der Zug den Pahnhof Peißnitzbrücke.

    Auch die im Thread schon besprochene Ns 2 f habe ich aus anderer Perspektive nochmals im Bild festgehalten.

    Meine Form der Berichterstattung beinhaltet meist auch sehenswerte Dinge abseits des Kernthemas und so besuchte ich das historische Depot der auf schmalspurigen Gleisen verkehrenden Straßenbahn Halle.

    Vor ziemlich genau 140 Jahren wurde im Jahre 1878 der erste öffentliche Nahverkehr mit Pferdeomnibussen auf der Linie vom Markt nach Trotha aufgenommen. Schon im Jahre 1882 wurden die Pferdeomnibusse durch Pferdestraßenbahnen abgelöst, die auf der nun verlängerten Linie Hauptbahnhof - Markt - Trotha abgelöst, damals unter dem Namen Hallesche Straßenbahn-AG („Rote Bahn“). Im Jahr 1889 nahm mit der Stadtbahn Halle („Grüne Bahn“) eine zweite Gesellschaft den Pferdebahnbetrieb auf. Der elektrische Betrieb auf der Stadtbahn Halle begann im April 1891. Durch den hohen Konkurrenzdruck war auch die Hallesche Straßenbahn-AG gezwungen, ihre Strecken zu elektrifizieren. Der elektrische Betrieb wurde im Mai 1899 aufgenommen. In der Gemeinde Giebichenstein wurde im Jahr 1899 auch ein neues Depot in Betrieb genommen.

    Dieses historische Depot kann man regelmäßig besuchen und so waren die Tore auch heute geöffnet. Ich übergab eine kleine Spende, durfte wegen ungünstiger Parkplatzsituation mit dem Auto auf das Gelände fahren und bekam von einem netten Vereinsmitglied eine Führung durch das Depot. Eine interessante Auswahl an Fahrzeugen hat sich dort versammelt.

    Der historische Triebwagen Nr. 4 wurde im Jahre 1894 bei Herbrand/Köln für die Altenburger Straßenbahn gebaut. Als die dortige Straßenbahn 1920 infolge der Inflation eingestellt wurde, fand der Wagenkasten als Hühnerschuppen in einer Gartenanlage nahe Zwickau eine neue Verwendung. Erst im Jahre 1981 wurde er wieder entdeckt und 1983 nach Halle überführt. Mit diesem Fahrzeugtyp wurde am 24. April 1891 in Halle das erste elektrische Straßenbahnnetz Europas eröffnet ("Grüne Bahn"). Triebwagen 4 ist das älteste noch betriebsfähige Fahrzeug in Europa.

    Der Triebwagen 410 ist ein Lindner-Triebwagen aus einer Serie von 10 Triebwagen, die im Jahre 1928 gebaut wurden. Derzeit ist der triebwagen wegen Fristablauf abgestellt. Mit dem Lindner-Triebwagen 401 gibt es auf der meterspurigen Straßenbahn in Halle auch ein betriebsfähiges Fahrzeug dieses Typs. Ein weiterer betriebsfähiger Lindner-Triebwagen auf meterspurigen Gleisen mit Baujahr 1928 befindet sich mit der Nummer 17 bei der Naumburger Straßenbahn.

    Wenn ich mal etwas mehr Zeit habe und keine müden Damen im Auto, werde ich das Depot nochmals besuchen und mir das interessante Museum ganz in Ruhe anschauen. Dann berichte ich in diesem Thread.

    Viele Grüße, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (15. September 2018 um 22:40)