Seltener Übernachtungsgast in Göhren

  • Hallo liebe Schmalspurfreunde,

    keine Sensation, keine total außergewöhnliche Neuigkeit, aber doch etwas besonderes habe ich Euch zu zeigen.

    Heute findet auf unserer Insel die Sportveranstaltung Ironman 70.3 statt, weswegen neben einem Teil der Inselstraßen auch unsere Schmalspurbahn auf dem Abschnitt Putbus - Binz zeitweise gesperrt wird. Das machte umfangreiche Fahrplanänderungen und auch eine Veränderung des Lokumlaufs nötig.
    Aus diesem Grund verkehrte gestern (08.09.2018) der P 113 nach Göhren mit der 99 4632 als Zuglok. Heute wurde der P 222 von Göhren bis Putbus durchgebunden und die Vulcan-Lok auf diese Art wieder nach Putbus gebracht. Sie wird heute vsl. auch den P 109/110 zwischen Putbus und Göhren bespannen.

    Kommt es tagsüber immer wieder auch im Sommer zum Einsatz dieser D-Kuppler nach Göhren, ist eine Übernachtung im Lokschuppen Göhren doch eine Besonderheit. Ich weiß gar nicht, ob in diesem sanierten Schuppen schon eine Mh unter Dampf die Nacht verbracht hat.
    Normalerweise ruhen sich hier nur unsere Neubauloks und der Panzer zur Nacht aus. Ich hatte auch schon einmal 99 4801 in der Nachtschicht zu betreuen.

    Seht selbst, wie unsere älteste Lokomotive in diesem Schuppen aussieht.

    Fotos (08.09.2018): Achim Rickelt


    Viele Grüße

    Euer Dampfachim

  • Momentan zieht sie ja auch i. V. von der V51 die Lauterbach-Züge zurück und muss sich kräftig ins Zeug legen. Habe es gestern live miterlebt.

    Viele Grüße,

    Ronald!

  • Hallo,

    sie macht das sehr gut und wird vom Zugschluss auch tatkräftig unterstützt. Auch wenn es sich gut anhört, wird sie im Schleppdienst nicht überfordert. Das ist auch gut so, denn das Betriebsprogamm dieser Lok ist nicht gerade günstig für eine Dampflok (natürlich auch nicht für die Diesellok). Die Lok muss alle 2 Stunden immer nur für ca. 6 Minuten Höchstleistungen bringen und kühlt dann auf dem Bf. Putbus und als Schlusslok wieder ab. Darum wärmen wir die Dampfmaschine auch meist gut vor, um keine Schäden zu riskieren.

    Sie ist sowieso gut in Form und es machte richtig Freude, mit ihr mal wieder über den Jagdschlossberg zu fahren.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    schade, dass sie in den ersten beiden Augustwochen nicht im „Langlauf“ war.
    Wäre gerne hinter ihr in Deinen Händen mitgefahren. Aber wir haben sie ja als Schlepplok erlebt. Nun dauert es wieder bis August 2019, bis wir auf der Insel sind :sorry: .

    VG Thomas

  • Hallo Thomas,

    ich fahre sie gern im Langlauf. In der Saison kommt es aber nur sehr selten dazu. Das ist dann Aufgabe der Bullen und des Panzers.
    In der Saison 2018 mussten die kleineren Loks aber endlich einmal nicht nur zuschauen. Sie sind ja in den meisten Jahren von Mai bis Oktober nur kalte Reserve. Das finde ich schade, mag ich diese Loks doch auch gern vor langen Zügen fahren.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, Bilder vom "Göhrener Schätzchen" im neuen Göhrener Schuppen zu sehen. Bekanntermaßen ja meine Lieblingslady der Kleinbahn. :ok:
    Wenn ein Lokführer im Jahr 2018 gern mit ihr lange Züge über die Strecke fährt, dann haben die Konstrukteure vor über 100 Jahren wohl nicht allzuviel falsch gemacht. Ja ich weiß, die 33 ist Dir noch etwas lieber ... :zwink:

    Ich hoffe, daß ich im November etwas Vulcandampf genießen kann, u. über den Jahreswechsel bin ich wieder in Göhren.

    Beste Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,

    stimmt, die 99 4633 ist meine eigentliche Lieblingslok. Aber 99 4632 kommt ihr schon sehr nahe.
    Ich kann Dir natürlich nicht sagen, welche Loks im November im Einsatz stehen werden. Die Chance auf Vulcan-Dampf im zweiten Umlauf steigt nach der Saison aber deutlich.

    Stimmt auch, die Konstrukteure von Vulcan haben 1913 (die Type M generell) bzw. 1925 (die Heißdampfversion) alles richtig gemacht. Für Strecken wie bei uns sind sie sozusagen maßgeschneidert. Die Herren in Stettin wussten eben, wo ihre Schätzchen zum Einsatz kommen werden und Lenz & Co hatten bekanntlich gewisse Normen, wenn auch die berühmten "Lenz-Normalien" kein Dogma, sondern nur eine grobe Richtschnur waren. Zu häufig wurde von diesen Normalien abgewichen. Trotzdem war natürlich eine gewisse "Handschrift" nicht zu verkennen. Vulcan-Stettin als Haus- und Hoflieferant konnte dafür immer wieder das passende Produkt auf die Schienen stellen.

    Dank der gründlichen Instandhaltung der noch im Einsatz stehenden Maschinen, können sie auch mit 104 bzw. 93 Jahren noch immer überzeugen. Laufeigenschaften und Leistung begeistern mich immer wieder. Die Kessel, bekanntlich nicht für den Betrieb von Lichtmaschine und Luftpumpe entwickelt, erzeugen bei richtiger Feuerführung auch mit diesen zusätzlichen Verbrauchern so viel Dampf, dass es den Heizern regelrecht Spaß macht. Man muss etwas Übung im Feuern dieser Loks und etwas Gespür für sie haben, dann danken sie das mit außergewöhnlicher Mitarbeit auch bei größter Anstrengung, oder gerade bei größter Anstrengung. Unkundige staunen dabei immer wieder, wie schwere Züge sie ziehen können, ohne an ihre Grenze zu stoßen.
    Ich habe mit einer Mh noch nie den maximalen Schieberkastendruck benötigt. Es reichen immer 6 - 8 bar aus, 12 wären theoretisch möglich (=Kesselhöchstdruck).
    Auch die Steuerung liegt nicht bei den maximalen 80% (das würde der Wasserstand auch nicht lange mitmachen), sondern bei 40 - 45%, bei 99 4633 meist sogar noch etwa 5% weniger. Diese Maschinen laufen erstaunlich leichtfüßig den Jagdschlossberg hinauf, auch mit 10 Wagen am Haken.

    Voraussetzung ist natürlich eine gute technische Pflege und unsere Methusalems enttäuschen auch heute noch nicht.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim
    Wie ist den der Kohleverbrauch dieser Lok,und neigt Sie zum Schleudern.Ich kenne nur die IVK und VIIK als Schmalspurlok deshalb die Frage.Und zu meiner Zeit hatten wir nur minderwertige Kohle.
    Gruß Dietmar

  • Hallo Dietmar,

    der Kohleverbrauch der Mh beträgt etwa 0,4 - 0,5 t guter Steinkohle auf 50 km, also Putbus - Göhren - Putbus. Der Kohlevorrat der Lok beläuft sich auf 0,8 t. Es bleibt also genug Reserve. Mit der schlechteren Kohle zu DDR-Zeiten und den damals teilweise noch etwas längeren Zügen (bis 12 Wagen) war der Vorrat ziemlich ausgeschöpft, weshalb die auch heute wieder angebrachten Bretter am Kohlenkasten nach 1945 bitter nötig wurden.
    Heute sind sie es eigentlich nicht mehr, beruhigen aber auch etwas ängstliche Lokpersonale. Von 1993 - 2003 war 99 4632 übrigens ohne diese Erhöhung völlig problemlos eingesetzt, 99 4633 zu einem ähnlichen Zeitraum. Mit der Umgestaltung der 99 4632 in den DR Zustand, bekam sie 2003 wieder diese Bretter. 99 4633, damals grün, zog nach. Beide behielten diese Bretter dann seitdem auch in ihren grünen Phasen.

    Die Loks neigen gar nicht signifikant zum Schleudern, trotzdem ihre Reibungsmasse deutlich geringer ist. Deutlich anfälliger sind 99 4801/02, wegen des etwas unausgewogenen Fahrwerks mit Sechspunktabstützung. Natürlich stehen die 1'E1' Neubauloks noch besser auf dem Gleis.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim
    Danke für die Analyse zur Lok,wie Du darlegst ist die technische Pflege wichtig.Auch bei guter Behandlung
    und Fahrweise können höchstens 8-10Prozent der in der Kohle enthaltenen Wärmeenergie ausgenutzt werden.Das heißt die im Abdampf der Lokomotive noch enthaltene Wärme,die etwa 60 Prozent der Gesamtwärme beträgt,und die bei der Dampferzeugung auftretenden Kesselverluste von etwa 30 Prozent
    ungenutzt verloren geht.Auch ganz wichtig ist die Abstimmung zwischen Dampferzeuger und Dampfmaschiene.Ein negatives Beispiel ist die G12,da stimmte die Abstimmung zwischen Kesselleistung und Dreizylindertriebwerk nicht,als die G12 zur Reko umgebaut wurde war es ein Kraftpaket und wurde als kleine 44 genannt.
    Gruß Dietmar
    Nachtag
    Stand wieder mal am Regler der Neubaulok ,meiner Lieblingslok ein Glücksfall.