Cranzahl - Oberwiesenthal 1986 - 1990

  • Hallo Dietmar,

    ich kann bestätigen, dass ich fast alle Dampfloks mit Schild "Bw Aue" in gepflegtem Zustand erlebt habe. Die 99 781 sticht da etwas negativ heraus. Sie war nicht geputzt. Ich vermute, dass sie damals Reservelok war und das Wetter war ja auch schlecht. Bei Regenwetter lohnt sich der Lokputz nicht.
    Ich habe auch gerade einmal nachgeschaut (im Transpress-Buch über die BR 99.77-79). 99 781 wurde erst am 22.7.86 von Nossen nach Aue umbeheimatet. Mein Besuch müsste so um den 26.7. dort stattgefunden haben. Ich weiß es nicht genau, aber so ungefähr. Demnach war die noch recht frisch auf der Strecke.

    99 777 war bei meinem Besuch im Sommer 1989 natürlich die gepflegteste, aber 99 789 und 99 785 waren auch sauber und gepflegt.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Dampfachim,

    allergrößten Dank für die Bilderserie von der De!
    Mit Erstaunen stellt man auf den Bildern von Othal fest, wie "zugewachsen" die Hänge seit dem sind.

    Viele Grüße Kay

  • Hallo 217 055, hallo Achim,

    vielen Dank für Eure Erklärungen und das ergänzende Bild. Die Veränderungen zu heute sind meiner Meinung nach enorm und zusammen mit der Zugkreuzung (die ja gar keine war :sing: ) hätte ich das nie als Niederschlag erkannt.

    VG
    Julius

  • Hallo
    Gibt es Aufnahmen vom Schlackewagen in Oberwiesenthal.Wir hatten in 1970 Jahren unsere Brigadekasse aufgebessert,in dem wir die Schlacke an Eigenheimbauer gegeben haben.An der Einfahrt auf der linken Seite stehen einge dieser Häuser,der Hausbau in der DDR war von der Mangelwirtschaft begleitet.
    Gruß Dietmar

  • Hallo Dietmar,

    im Wunderwald-Buch "Auf schmaler Spur unterwegs in der DDR" ist ein Farbphoto drin. Die Seite weiß ich jetzt aus dem "Lameng" nicht. Bei Interesse schick ich Dir heut Abend mal ne PN.
    VG
    Norman

  • Hallo 217 055, hallo Achim,

    vielen Dank für Eure Erklärungen und das ergänzende Bild. Die Veränderungen zu heute sind meiner Meinung nach enorm und zusammen mit der Zugkreuzung (die ja gar keine war :sing: ) hätte ich das nie als Niederschlag erkannt.

    VG
    Julius


    Hallo Julius,

    logischerweise kann ich Deinem Eindruck nicht wiedersprechen.
    Für mich allerdings sind es keine besonders großen Veränderungen dort. Der Unterschied besteht nur in den Bahnsteigflächen (und daran merkt man eben, wie wirksam solche vermeintlichen Kleinigkeiten sind) und in den etwa 30 Jahren (Vegetation, Baumschäden) sowie eben einem schwarz-weiß-Foto bei ungünstigem Wetter.

    Ansonsten hilft bei Bildern, deren Zuordnung aus irgendeinem Grund nicht ganz leichtfällt, eben das Ausschlußprinzip. Du wirst Deine Heimatstrecke ja gut genug kennen, um jeden anderen Bahnhof ausschließen zu können. Es kann (konnte) von der Anlage und Lage her nur Niederschlag sein.


    Grüße
    217 055

    Gruuß

    217 055

    2 Mal editiert, zuletzt von 217 055 (3. Oktober 2018 um 19:41)

  • Hallo liebe Schmalspurbahnfreunde,

    eine Fortsetzung hatte ich noch versprochen und zu Cranzahl - Oberwiesenthal kann ich auch eine bieten. Leider weiß nicht mehr zu 100% in welcher chronologischen Reihenfolge die Fotos aufgenommen wurden. Aber ich versuche, sie einigermaßen sinnvoll nach meiner Erinnerung zu ordnen. Zugnummern und genaue Tageszeiten muss ich Euch ebenfalls schuldig bleiben.

    Im Rahmen meiner Sachsen-Schmalspurreise 1990 mit Lokführer Volker besuchten wir auch die Strecke Cranzahl - Oberwiesenthal. Zuerst ging es aber nach Jöhstadt, wo zu dieser Zeit die ersten Meter Museumsbahn im Preßnitztal entstanden. Wir benutzten für unsere Anreise die in den 80ern als Ersatz für die Preßnitztalbahn geschaffene Buslinie von Wolkenstein nach Jöhstadt und konnten vom Bus aus viele Relikte der Preßnitztalbahn erspähen.
    In Jöhstadt hatte die 1988 gegründete IG Preßnitztalbahn zu dieser Zeit im Sommer 1990 mit dem damals aberwitzigen Projekt des Wiederaufbaus der Bahn begonnen. Hilfe gab es von der Nationalen Volksarmee und vielen Eisenbahnfreunden aus Nah und Fern. Um das Heizhaus herum herrschte eine ansteckende Aufbruchstimmung und so entstanden schnell einige Fotos. Wir wollten schließlich nach Cranzahl weiterfahren.

    Wenn man den Bahnhof Jöhstadt suchte, gelangte man zunächst zum Empfangsgebäude, in dem sich 1990 ein Kindergarten befand. Im Hintergrund ist die Giebelseite des Wohnblocks sichtbar, der nach der Stilllegung auf das Bahnhofsgelände gebaut wurde. Vor dem Empfangsgebäude liegen auch heute noch keine Gleise, jedoch hat die IG Preßnitztalbahn inzwischen mit dem Aufbau der Bahnhofsanlage begonnen.



    Die Arbeiten der Eisenbahnfreunde konzentrierten sich von Anfang an auf das Heizhaus und das Gelände davor. Aus dem rechten Schuppenstand wachsen in dieser Zeit die ersten Meter der neuen Preßnitztalbahn in eine neue Zeit. Die NVA unterstützte das Projekt unter anderem mit LKW Ural und auch einem großen Mannschaftszelt. Die Kollegen im Vordergrund stammen übrigens aus Freital-Hainsberg. Wer allerdings den Getränkekasten ins Bild stellte, ist nicht überliefert.



    Der Gegenschuss beweist es. Die ersten Gleismeter sind verlegt. Die Preßnitztalbahn ist wiedergeboren! Entsprechend gut war die Stimmung vor Ort. Wir mussten weiter...

    Irgendwie gelangten wir mit einem Bus nach Cranzahl. Ich kann heute nicht mehr sagen, wie die Fahrtroute war. Unsere Ankunft war aber irgendwie in der Mittagszeit, wenn ich mich richtig erinnere. Was mich stutzig macht, ist die Anzahl der dann aufgenommenen Zugfahrten. War wirklich so viel los auf der Strecke Cranzahl - Oberwiesenthal im Sommer 1990?

    Die Kollegen im Lokfahrdienst erzählten von akutem Lokmangel. Sie hatten zu dieser Zeit nur zwei Neubauloks im Einsatz und mussten immer wieder auf die IV K 99 608 zurückgreifen, was mir natürlich gut gefiel. 1990 gab es mehrmals sogenannten Straßenersatzverkehr, also einen verdichteten Fahrplan mit zusätzlichen Zügen, weil die teilweise parallel führende Fernverkehrsstraße F 95 saniert wurde und dafür gesperrt werden musste. Während unseres Besuchs fand aber kein solcher Ersatzverkehr statt.
    Die Kollegen trauerten der im Vorjahr wegen Fristablaufs abgestellten 99 773 nach und berichteten, dass dieses Schicksal bald auch der gerade eingesetzten 99 772 drohe. Das Programm zur Generalreparatur von 14 Loks der BR 99.77-79 war zu dieser Zeit ja noch nicht beschlossen, aber beide Loks sollten auf diese Weise wieder ertüchtigt werden.

    99 781 erwartet uns am Bahnsteig in Cranzahl. Volker erkundigt sich bei den Kollegen nach den Besonderheiten und den Problemen der Zeit. Wir kamen mit diesem Lokpersonal ins Gespräch, mussten aber dann in den Zug steigen.



    In Neudorf endete die erste Etappe unserer Fahrt und wir verabschiedeten uns vorerst von der nun sehr gut gepflegten 99 781. Ihr Fahrwerk war gerade einige Stunden zuvor frisch mit heißem Wasser abgespritzt worden, um den Schmutz zu lösen. Noch hatten die Kollegen nicht mit der Hand nachgeputzt, so dass die rote Farbe etwas stumpf wirkte.



    Nach einer kurzen Wanderung talwärts erwischten wir die nach Cranzahl rollende zweite Planlok 99 772. Die Strecke führt hier immer an dem langgestreckten Dorf entlang.



    Wieder ein Stück in Richtung Bahnhof gelaufen, holte uns die nun wieder nach Oberwiesenthal fahrende 99 772 mit ihrem Personenzug ein. Ob der Hang im Hintergrund durch Funkenflug vom Zug oder gezielt abgebrannt wurde, lässt sich wohl heute nicht mehr feststellen.
    Wir sind dann wohl nach Neudorf hinein gelaufen und haben irgendwo etwas gegessen. Jedenfalls gibt es keine weiteren Fotos aus dieser Gegend. Ich kann das nicht mehr richtig nachvollziehen. Auf jeden Fall sind wir weiter bergwärts gefahren.



    Kein schönes Motiv. Wurden wir vom Zug überrascht? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß aber, dass dieses Foto oberhalb von Niederschlag entstand, wo wir ausgestiegen waren. 99 772 kommt inzwischen mit ihrem Zug schon wieder aus Othal.



    Warum ich dieses verkorkste Foto überhaupt zeige? Es beweist, dass 99 608 auch an diesem Tag benötigt wurde und das ließ unsere Vorfreude wachsen.



    Zunächst kam aber erst einmal wieder die 99 781 von oben. Das Foto sollte zwischen Niederschlag und Kretscham-Rothensehma entstanden sein, wenn ich nicht irre.





    Ist das der berühmte Vugelbeerbaam? Jedenfalls begegnete uns die toll gepflegte 99 772 im großen Bogen beim Bahnhof Kretscham-Rothensehma. Hier erregten aber Arbeitsgeräusche unser Interesse. Etwas abseits der Strecke hatte man alte Gleisjoche abgelegt, die jetzt von jungen Männern vor Ort demontiert und auf Laster der Armee geladen wurden. Da waren sie wieder - die Jungs von der IG Preßnitztalbahn. Einst waren Gleisjoche der Preßnitztalbahn per Hubschrauber hierher geflogen worden. Jetzt holten sich die Museumseisenbahner Gleise zurück ins Preßnitztal. Und dabei war mein Freund Holger, mit dem ich 4 Jahre zuvor hier an der CW-Linie das erste Mal unterwegs gewesen war.

    Während unseres Gesprächs war mehrmals das fiepsende Stimmchen einer IV K-Pfeife im Wald zu hören. Aha, die 99 608 schnaufte bergwärts. Es galt, ein schönes Plätzchen zu suchen.





    Die IV K hatte also einen Güterzug zu befördern. Mit diesem Zug war sie nicht überfordert. Es handelte sich um einen Wagen auf Rollwagen und einen Gepäckwagen. Mit der IV K hätte man hier auch gern Personenzüge gefahren, durfte es aber lange nicht. Während ihrer Zeit in Mügeln hatte sie ihre Dampfheizung verloren. Im kühlen Gebirgsklima wurde eine Heizmöglichkeit aber gebraucht. Die findigen Eisenbahner fanden eine Lösung und schlossen einen langen Gummischlauch an ein Dampfventil an, der mit der Heizung der Wagen gekuppelt werden konnte. Wer genau hinschaut, kann diesen Schlauch auf der Heizerseite entdecken. 99 608 sollte später von 99 586 abgelöst werden und kehrte wieder nach Mügeln zurück, bis sie nach dem Abgang der 99 606 ins Verkehrsmuseum Nürnberg schließlich in Hainsberg ein Zuhause fand.

    99 608 ist an diesem Tag nicht mehr nach Cranzahl zurückgekehrt und wohl Lz von Hammerunterwiesenthal nach Oberwiesenthal hinauf gedampft.





    Nicht mehr ganz der Chronologie entsprechen diese Fotos der 99 772, die einen langen Personenzug in der Nähe von Vierenstraße zu befördern hatte und uns mitten im Wald begegnete. Wir sind auf jeden Fall weiter talwärts gewandert.



    Unterhalb von Vierenstraße passierten die Züge ein Heizkraftwerk, wie es allerorten in der DDR zu finden war. 99 772 war an diesem Nachmittag mit einem verstärkten Zug unterwegs. Das Lokpersonal hätte sicher gern Unterstützung durch eine Vorspannlok in Anspruch genommen, aber die stand wohl nicht zur Verfügung. Also ballerte sie unter ohrenbetäubendem Lärm allein die Steigungen empor.





    Unser Ausflug endete dort, wo er begonnen hatte und wir verabschiedeten uns in Cranzahl von der 99 781, die zum Restaurieren bis zum Streckenende rollt. Hier gibt es Wasser für die nächste Bergfahrt und Kohle per Förderband. Für die Behandlungsanlagen hatte ich weiter kein Auge. Auf Fotos konnte ich entdecken, dass sie durchaus interessant waren.

    Für die heute Fichtelbergbahn genannte Strecke kam ein Jahr später auch die Umstellung auf Druckluftbremse. 99 781 wurde zunächst nicht umgebaut und nach Radebeul Ost versetzt, von wo sie 1993 ins Verkehrsmuseum Nürnberg gebracht wurde. 2006 trennte sich das Museum von der Lok, die zunächst bei der IG Preßnitztalbahn in Jöhstadt eine neue Heimat fand. Äußerlich aufgearbeitet, konnte sie dort besichtigt werden. Seit Ende 2011 kommt sie auf der RüBB "Rasender Roland" wieder zum Einsatz und fährt natürlich hier auch mit Druckluftbremse.

    Alle Fotos: Achim Rickelt

    Ich hoffe, Euch mit meinem Ausflug ins obere Erzgebirge eine Freude bereitet zu haben und verbleibe mit

    Vielen Grüßen

    Euer Dampf - Achim Rickelt