[CZ] Zum 120-jährigen ins Hotzenplotzer Ländchen (m18B)

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    Ein Dorf und seine Kirche – ein Motto, dass mich schon seit 2006 manchmal mehr, manchmal weniger regelmäßig von der Couch aufstehen lässt.

    So manches schöne Motiv ist über die Jahre schon in den Kasten gewandert, oft genug auch mit der über dem Dorf thronenden Kirche zu Liptaň. So ertappte ich mich schon manches Mal dabei, wieder an Orten aufzutauchen, die eigentlich schon abgefrühstückt waren. Mit der Zufriedenheit, vieles zu haben, startete ich ruhig und völlig zwanglos am vergangenen Wochenende ein weiteres Mal hinüber in den äußersten Nordosten der Republik, lud doch das kleine Hotzenplotzer Bähnchen zur Feier des 120-jährigen Bestehens. Dieses schon etwas vorfristig, vermutlich im Sinne des wohligen Wärmeempfindens der Besucher, ist doch der eigentlich Jahrestag erst am 14. Dezember.

    Die Anreise erfolgte am Donnerstag nach der Arbeit, in der Hoffnung durch die Unzahl an kilometerlangen Geschwindigkeitsbeschränkungen und Baustellen auf der A4 einigermaßen durch zu kommen. Was auch bis hinter Wroclaw bestens funktionierte. Dort sorgte dann eine 50m lange Baustelle für einen 10km langen Stau und reichlich Frust. Immerhin die Tatsache, dass 705 913 nach tage- und nächtelanger Arbeit rechtzeitig repariert werden konnte und seit dem frühen Nachmittag wieder im Einsatz war, stimmte ansatzweise fröhlich.
    Der nächste Morgen begann verhältnismäßig früh. Es ist Freitag, der 28.9. - Feiertag in Tschechien - und der erste Tag der Feierlichkeiten mit allerhand Programm. Der Fahrplan offerierte vier Zugpaare der ČD und 2,5 der Slezské zemské drahy mit Dampf. Eventuell die Chance, einmal Bilder zu machen, die sonst nicht funktionieren. Beim ersten Zug in der 7. Stunde waren die Schatten noch sehr lang und so begann der Tag mit einer üppigen Pfanne Rührei mit Schinken und Zwiebeln, Brot und türkischem Kaffee. Gut gestärkt ging es dann ein paar Schritte vor die Tür für die ersten Aufnahmen.

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    Zweite Runde des Tages für 705 913 mit Os 20606 in Horní Povelice.

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    In Liptaň war Kreuzung mit dem Protokollzug, die zeitlich etwas aus dem Ruder lief. Mit 15 Minuten Verspätung fuhr Os 20606 durchs Motiv. Über das von einem grenzenlos blickigen Fotografen direkt am Bahnübergang geparkte Auto konnte zum Glück die achtachsige Tarnkappe ausgebreitet werden. smilie7.gif

    Die an dieser Stelle sonst übliche Kaffeepause in der Unterkunft fiel an diesem Wochenende aus, boten doch die Dampfzüge der SZD einen geeigneten Lückenfüller.

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    Dank gemächlicher Geschwindigkeit und einigen Aufenthalten war der Protokollzug in Bohušov wieder eingeholt. U57 001 und U46 002 bespannen den aus allen betriebsfähigen Wagen der SZD und dem zweiten Balm/u der ČD gebildeten Zvláštní Os 10809.
    Geplant war eigentlich auch der Einsatz der Zweiachser-Garnitur aus Jindřichův Hradec, was jedoch an dem kurzfristigen Unwillen (offizielle Begründung: Eigenbedarf) der JHMD scheiterte. Entsprechend war die Auslastung der letztendlich fünf zur Verfügung stehenden Wagen.

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    Os 20607 folgt, hier bei Amalín. Auch bei diesem Zug war die Besetzung jenseits des Erträglichen.

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    Die Rückfahrt der Dampftraktion erfolgte getrennt. U46 002 läuft mit Zvláštní Os 10810 in Bohušov ein.
    Den grünen Balm/u verlor der Zug in Slezské Rudoltice, um beim zweiten Dampfzug wiederaufgenommen zu werden. In Slezské Rudoltice bot sich für den geneigten Besucher derweil ein reichhaltiges Programm mit der Eröffnung des restaurierten Bahnhofsgebäudes, einer Ausstellung von alten landwirtschaftlichen Maschinen, Live-Musik aus einem Sattelauflieger und natürlich allerhand Köstlichkeiten zum Abwürgen des kleinen Hüngerchens.

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    Wer vom Rußkocher genug hatte, konnte in Slezské Rudoltice in den Kraftverkehr umsteigen und die Reise nach Třemešná fortsetzen. Wer dagegen den Hals nicht vollbekommen konnte, hatte nach Spurwechsel eine Chance auf "Dampf reloaded - extended edition".

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    Der Laubfrosch bildete den Anschluss zu den Dampfzügen der SZD. Nach dem Wassernehmen mithilfe der örtlichen Feuerwehr und dem Umfahren der Lok fuhr dieser Zug stilsicher mit der planmäßigen, najbrtblauen Brotbüchse am Zugschluss als Os 3585 nach Krnov und weiter als Sonderzug bis nach Ostrava.

    U46 002 hingegen ging nochmals auf die Strecke nach Slezské Rudoltice und kreuzte in Liptaň mit dem zweiten Dampfzug.

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    Das geschäftige Treiben auf dem kleinen Landbahnhof war bereits zuende, Hüpfburg und Verpflegungsstände abgebaut und die letzten Festbesucher begeben sich kurz nach halb 6 mit Zvláštní Os 10814 auf den Heimweg.
    Ich folgte eine halbe Stunde später mit Os 20610, welcher deutlich angenehmer besetzt war und für mich persönlich auch ein authentischeres Reisen ermöglichte.

    Der erste Tag endete bei Kofola, Becherovka und Gulasch mit Knödeln. So muss das. smiley20.gif
    Der zweite Festtag begann ähnlich wie der Erste: sonnig mit Aussicht auf Bilder. Der Tagesplan begann deutlich später, da an diesem Samstag im Verbund flächendeckend wie Sonntag gefahren wurde. Erster Zug von Osoblaha also 9:50 Uhr.

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    Ein bisschen wie bei einer Waldeisenbahn wirkt der Haltepunkt Koberno. Auch hier wird sich das Bild in nicht allzuferner Zukunft deutlich wandeln.

    Dampfzüge waren auch an diesem Samstag fester Bestandteil des Programms. Da für den geneigten Fotografen aber die Authentizität etwas zu wünschen übrig ließ und sich reihenweise Fotografen um diese Züge tummelten, beschäftigten wir uns vorrangig mit den Planzügen. Man weiß ja nie, wie lange das noch so weitergeht. Die Einschläge bei 705 913 kommen näher und um 705 914 ist es in den letzten Monaten sehr still geworden.

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    Os 20608 mogelt sich in das Ensemble aus Pfarrkirche St. Florian und sozialistischem Plattenbau in Třemešná.

    Zeit für einen Kaffee - die bildliche Verewigung des Dampfzuges lehnten wir gemeinschaftlich ab. Wir erwarteten die Rückfahrt des Planzuges und warfen eine Münze, ob der Hauptdarsteller mit Sonne oder mit Wolkenschaden über die Bühne gehen wird. Kopf gewinnt, Zahl verliert.

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    Kopf. smilie6.gif

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    Zahl. smilie2.gif

    Angesichts der Wolkensituation brachen wir jegliche weitere Verfolgung ab. Nur ein Bild entstand noch kurz bevor das Fest auch schon wieder zuende ging.

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    U46 002 beendet mit Zvláštní Os 10818 offiziell das Festprogramm zur 120-Jahrfeier. Die Einschätzung der Anwesenden fällt einstimmig aus: kurz, aber knackig.

    Die Verantwortlichen der SZD hatten ein rundes Programm aus Eisenbahn und "Familienfest" auf die Beine gestellt. Dass der Plan aufgegangen war, zeigten die Fahrgast- und Besucherzahlen. Der Abend ging im Kreise der Aktiven der SZD bei Gulasch, Holba und Rum im Lokschuppen in Třemešná zuende. Und was blieb am Ende übrig? Ein einzelner, altlackierter Balm/u, der nicht dahin gehörte, wo er sich befand. Und ein bisschen Zeit bis zur Rückfahrt war ja auch noch. Ob uns die ČD ein Geschenk zum Abschied machen würde?

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    Morgens 9:50 Uhr in Osoblaha: das Personal hatte ausgeschlafen, der Fotograf seinen wohldosierten Frühsport hinter sich und so... photosmilie.gif

    Ohne Mühe schlenderte ich zurück zum Bahnhof, nahm die Abkürzung und hatte Os 20606 am nächsten Motiv wieder.

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    Ortslage Třemešná ohne Auto... man mag kaum glauben, was an einem Sonntagmorgen auf dieser Straße los ist...

    Da an diesem Tag nicht mit Dampfzügen zu rechnen war, sollte wieder die übliche Kaffeepause eingelegt werden. Doch vorher galt es noch etwas zu eruieren. Es sollte funktionieren, Punkt 11:30 Uhr würde es bei sieben Personen einen geringfügigen Motivationsschub geben.

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    Os 20607 - nur echt mit Doppelbalm - läuft in Bohušov ein.

    Nun hieß es aber wirklich langsam, sich auf den Heimweg vorzubereiten. 600 Kilometer auf der polnischen und deutschen A4 am Sonntagabend sollten Kraft kosten. Aber einer ging noch.

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    Mit Os 20608 zwischen Amalín und Slezské Rudoltice trennten sich dann die Wege der Beteiligten. Die Heimreise in alle möglichen Himmelsrichtungen stand an - mit der Gewissheit, sich demnächst an dieser Schiene wieder zu begegnen.


    Viele Grüße aus Arnstadt,
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Staedtebahner (23. Mai 2019 um 19:27) aus folgendem Grund: Bilder wieder sichtbar gemacht

  • Hallo Peter,

    einfach traumhaft!!!

    Kannst Du mir sagen, welche Bezeichnung der Bus hat? Kommt mir irgendwie bekannt vor, aber irgendwie auch nicht.

    Mannomann, da braucht man Herztropfen...

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo,

    stimmt, traumhaft schöne Motive, u. ich frage mich wieder, warum ich dieses romantische Bähnchen noch nie besucht habe.

    Achim, der Bus dürfte ein tschechischer Karosa S11 in Überlandausführung sein.

    Beste Grüsse

    Holger

    Einmal editiert, zuletzt von Holger Dietz (7. Oktober 2018 um 10:00)

  • Hallo Achim, hallo Holger,

    richtig, der Bus ist ein Karosa ŠL11. Quasi die 11m lange Linienverkehrsvariante mit 2 Türen. Das Fahrzeug gehört scheinbar in die Region und ist mir dort nicht zum ersten Mal begegnet.


    Horní Povelice am 22.07.2017

    Der zweite Bus, der zum Fest die Dampfzüge begleitete, war ein Karosa C734. Allerdings in schweinchenrosa lackiert und dementsprechend unfotografiert geblieben.

    Viele Grüße,
    Peter

  • Moin,

    schweinchenrosa mag ja sein, aber auch das wirkt vor dem richtigen Hintergrund doch gefällig. Man stelle sich vor dem Schlosse zur Slezské Rudoltice einen senffarbenen Karosa vor. :sing: Aber gut, wahrscheinlich bin ich auch der Einzige, dem die 705.019 bei der JHMD gefällt - die schmalspurige Milkakuh.



    Martin

    Čekáme na zmrtvýchvstání!

    Jindřichohradecké místní dráhy 1897 - 2022

  • Ahoj Martin und auch alle Anderen!

    Moin,

    schweinchenrosa mag ja sein, aber auch das wirkt vor dem richtigen Hintergrund doch gefällig. ...
    Aber gut, wahrscheinlich bin ich auch der Einzige, dem die 705.019 bei der JHMD gefällt - die schmalspurige Milkakuh.

    Vielleicht will man ja der Frauen Interesse am Hobby bzw. Beruf Busfahrer erhöhen. Angeblich sind ja vorrangig die jüngeren unter ihnen für diese farblichen "Entgleisungen" besonders verfänglich.

    Das mit dem einzigem "Fan" der lila Kuh glaube ich Dir aufs Wort. Zum Glück verblaßt sie immer mehr und beißt schon lange nicht mehr so in den Augen wie am Anfang. Erst recht wenn sie auf die Nautilus trifft, so wie hier am 3.X.2018 in Horní Skrýchov. Grund für diese ungewöhnliche Betriebssituation war der an anderer Stelle thematisierte Schienenersatzverkehr bis hierher.

    Peter, bitte verzeih mir/uns diesen thematischen Ausrutscher unter Deinem genialen Bericht aus Hotzenplotz!
    Du hast mit ihm meine familiär bedingte Abwesenheit von dieser Veranstaltung mehr als wett gemacht. Bei 125 Jahre bin ich dann vielleicht auch wieder dabei...

    Viele Grüße von Niels

  • Hallo Achim, hallo Holger,

    richtig, der Bus ist ein Karosa ŠL11. Quasi die 11m lange Linienverkehrsvariante mit 2 Türen. Das Fahrzeug gehört scheinbar in die Region und ist mir dort nicht zum ersten Mal begegnet.

    Mit dieser Farbgebung paßt er eigentlich sehr gut zu die Nostalgiegarnitur der Schmalspurbahn... solche Konstellationen der historischen Intermodalität auf einem Bild sind beste Fotothemen! :thumbsup: