An der Zittauer Schmalspurbahn 1986 - 1989

  • Hallo liebe Schmalspurfreunde,

    heute setzen wir unsere Schmalspurreise durch die DDR fort. Wir waren schon im Preßnitztal, in Mügeln, auf der Strecke Radebeul Ost - Radeburg, unterwegs zwischen Freital-Hainsberg und Kurort Kipsdorf und wir sahen uns auf der Strecke Cranzahl - Oberwiesenthal um.
    Bleiben wir letztmals in Sachsen und schauen uns die Strecke Zittau - Oybin etwas genauer an. Nach Jonsdorf bin ich nie gekommen und Ihr werdet sehen, die meisten Fotos sind in Zittau entstanden.

    Die Zittauer Schmalspurbahn stand bei mir immer im Schatten anderer Aktivitäten. Diese Strecke gefiel mir durchaus, aber ich verwendete meine knappe Zeit dort oft nur nebenbei für die Schmalspur, interessierte mich statt dessen hauptsächlich für die letzten 52.80 auf der anderen Seite des Bf. Zittau. Sie waren auch schon nicht mehr im planmäßigen Dienst und verdingten sich nur noch als Heizlok, wie etwa 52 8047, die wir hier im Februar 1989 durch den Bahnhof ballern sehen. Während der Fahrten zu den einzelnen Heizstationen wurde gern mit angezogener Bremse etwas schärfer gefahren, damit sich der abgesetzte Ruß aus den Rauch- und Heizrohren löst.

    Die Schmalspurbahn besuchte ich Ende Juli oder Anfang August 1986 das erste Mal. Das Datum kann ich nicht mehr herausfinden.
    Ich hatte mich noch einmal mit Holger verabredet, der extra aus Dresden angereist war. Ich selbst war auf Verwandtenbesuch in Neustadt (Sa).
    An diesen Besuch habe ich kaum Erinnerungen. Ich weiß nur noch, dass er nicht lange dauerte und dass wir etwas gewandert sind.

    Wohl eines der ersten Fotos dieses Tages zeigt die 99 758 mit einem Personenzug aus Jonsdorf nach Bertsdorf einfahrend.

    99 741 hatte uns nach Oybin gebracht und setzte nun nach dem Wasser nehmen ans andere Zugende um. Der Bahnhof Oybin bestand damals nur aus dem Hauptgleis und einem Umsetzgleis. Sämtliche früher hier vorhandene Gleisanlagen waren längst abgebaut. 99 741 erfreute sich noch einiger Aufmerksamkeit und Pflege durch das Lokpersonal. Pflege, die in der nächsten Zeit dort scheinbar immer mehr nachließ. Die Bahn war damals dem Tode geweiht. Der Braunkohlentagebau bei Olbersdorf fraß sich immer wieder an die Bahn heran und so war ihr Ende beschlossene Sache.



    Etwas unterhalb von Oybin begegnet uns 99 741 wieder. Wem der "Westwagen" gehörte, habe ich nicht verifiziert. Vielleicht erkennt ihn ja jemand. Warum ich auf der Schattenseite stand, kann ich heute nur noch vermuten. Ich meine, dort führte ein Weg entlang, von dem aus dieses Foto entstand. Kann das jemand bestätigen?





    Etwas weiter unterhalb gelangten wir an eine Straße, wo sich ein Motorrad mit dem Schmalspurzug ein Rennen lieferte.
    99 741 erlebte die Wende abgestellt in Zittau. Sie kam erst nach 1990 wieder in Fahrt und erfreut uns noch heute bei der SDG voll betriebsfähig.

    Der erste Kontakt mit der Zittauer Bahn war also mehr ein Hineinschnuppern und fotografisch nicht besonders ertragreich.
    Ein Jahr danach weilte ich wieder in Neustadt und nutzte einen Nachmittag wiederum für einen Ausflug an die Zittauer Bahn. Das Wetter war allerdings mies. Es war den ganzen Tag über trüb und zweitweise sogar regnerisch. Das konnte mich aber nicht abschrecken. Man ist schließlich nicht so oft in der Region.

    Auf der Zittauer Schmalspurbahn gab es noch Güterverkehr mit Rollwagen. Die Güterzüge kamen dabei planmäßig nur bis Olbersdorf Oberdorf, wo u.a. das Holz- und Imprägnierwerk bedient wurde. Aber auch in Zittau Vorstadt gab es immer viel zu rangieren. Dort war ein Stahlwerk Kunde der DR. Welche Anschließer gab es außerdem?
    Auf unserer Bergfahrt nach Bertsdorf begegnen wir im Juli 1987 in Olbersdorf Oberdorf einem Güterzug mit 99 762.



    In Bertsdorf endete an diesem Tag meine Reise. 99 758, die mich von Zittau hierher gebracht hatte, löschte erst einmal ihren Durst und links sammelt 99 735 Kraft für die Bergfahrt nach Jonsdorf.



    Für 99 735 geht es hinter der Bahnhofsausfahrt im Bogen sofort zur Sache. Die fast durchgängige Steigung bis zum Bahnhof Jonsdorf beginnt und das Auspuffgeräusch der Lok wird noch lange hörbar sein.



    Später nahm auch 99 760 diese Steigung in Angriff, aufgenommen von der Straßenbrücke in der Nähe des Bf. Bertsdorf. Auch 99 760 war zur Wende dann längere Zeit in Zittau abgestellt. Sie kam dann mit einer Ölhauptfeuerung zurück in den Betriebsbestand.



    99 758 war natürlich auch wieder aus Oybin zurück und pausierte am Heizhaus Bertsdorf.



    Zwischen den Ausfahrbögen nach Oybin und Jonsdorf erhebt sich das Stellwerk, von dem aus die Weichen in diesem Bahnhofsabschnitt, die Einfahrsignale und über Leuchtbuchstaben die Ausfahrten der Züge geregelt werden. Die Aufsicht war für den unteren Bahnhofskopf verantwortlich.
    99 731 macht sich gerade auf den Weg in Richtung Oybin. Das Wetter war mir zu eklig. Es ging für mich wieder nach Neustadt.
    Unterwegs wurde weiterhin fleißig fotografiert, auch 52.80 auf dem Bf. Zittau, ohne dass ich bemerkte, dass meine Kamera defekt war. Kein einziges Foto war zu retten.

    Das war zugleich mein letzter Besuch, der vorrangig der Schmalspur galt. Dann war die Schmalspur nur noch ein Nebenschauplatz, aber es entstanden noch viele Fotos, von denen ich hier noch einige präsentiere.

    Bei der DR gab es in vielen Bahnbetriebswerken Heizlokomotiven und natürlich auch Dampfspender. Meist waren die Heizloks nicht mehr fahrfähig und irgendwo fest angeschlossen und verbaut. Die haben mich nicht besonders interessiert. In vielen Betriebswerken gab es aber voll betriebsfähige, zumindest aber fahrbereite Dampfloks, die Heizdienst zum Vorheizen von Reisezügen oder für Weichen- oder Gebäudeheizung dienten.
    Das Bw Zittau hatte im Winter 1989 täglich mehrere dieser fahrbereiten 52.80 unter Dampf. Wir planten darum im Februar 1989 eine Reise in den Südosten der DDR, um solchen Heizloks in Bautzen, Zittau, Görlitz und Cottbus nachzustellen. Der Bahnhof Zittau war da eine sichere Bank und man hatte dort ja auch die Schmalspur.

    Ich hatte bereits erwähnt, dass zum Ende der 80er einige Zittauer Einheitsloks von der Ausbesserung zurückgestellt waren. Auch zu uns hatte es sich bereits herumgesprochen, dass die DR den Personenverkehr im Jahre 1990 aufgeben wollte und somit war es verständlich, dass man ausbesserungspflichtige oder reparaturbedürftige Lokomotiven nicht mehr unterhielt. Sie wurden von der Ausbesserung zurückgestellt, z-gestellt nennt man das. Das darf man nicht mit einer Vorentscheidung zur Zerlegung gleichsetzen. Die z-Stellung ist offiziell noch heute eine vorübergehende Maßnahme. Wie weiter verfahren wird, ist hiervon unabhängig.
    Natürlich begann dadurch für das Bw Zittau ein Lokmangel auf der Schmalspur. Die Rbd Cottbus reagierte darauf mit der Umbeheimatung einiger Neubauloks aus der Rbd Dresden für kürzere oder längere Zeiträume. Bei den Zittauer Eisenbahnern waren diese Loks nicht sonderlich beliebt, besaßen sie doch nur zwei Strahlpumpen und nicht die viel bessere Speisepumpe mit Vorwärmer.
    99 776 war eine der zeitweise in Zittau eingesetzten Neubauloks. Am frühen Morgen, es herrschte noch Dämmerung, war sie im Rangierdienst am Bf. Zittau eingeteilt. Wir waren nicht allein dort. An diesem Tag trafen wir dort mehrere Eisenbahnfreunde, auch Thomas hier aus dem Forum.



    99 776 hat sich zurückgezogen und 99 731 rollte zum Personenbahnhof vor. Sie wird einen Zug ins Gebirge übernehmen.







    Damals war ich das erste Mal etwas ungezwungener am Bahnhof Zittau unterwegs. Zittau hat einen Grenzbahnhof, so dass hier Transportpolizei und andere Organe etwas wachsamer waren. Wir hatten nie Probleme. Man sollte nur vermeiden, in Richtung Zollbahnsteig zu fotografieren. Die Trapo war nie weit weg und stand oft sogar direkt bei uns, ohne uns aber zu behindern. Es war ja eine Grenze zu zwei ungefährlichen Nachbarstaaten.
    99 731 macht sich also stark für eine Fahrt ins Gebirge.





    99 757 folgte nach kurzer Zeit und sammelte ebenso Kräfte für eine Bergfahrt. Ich weiß heute nicht mehr, wohin die Reise ging. Ich weiß nur noch, dass zwischen den Abfahrten nicht viel Zeit verging.



    Noch während die 99 757 am Bahnsteig stand, gesellte sich 99 759 mit einem Güterzug hinzu. Warum ich nicht beide zusammen aufgenommen habe, frage ich mich noch heute.

    Für uns ging der Tag nun wieder an den Regelspurgleisen weiter. 52 8047 hatte unseren Personenzug nach Görlitz wohl temperiert. Dort wartete die letzte im Dienst befindliche 50.0 (mit Ölhauptfeuerung) auf uns. Es war höchste Zeit. Das Bw Görlitz hatte die Heizeinsätze schon reduziert.

    November 1989 - für die DDR ein Schicksalsmonat und für uns stand die nächste Reise nach Zittau auf dem Programm, während alle Welt gen Westen unterwegs war.
    Schon die Anreise nach Zittau war abenteuerlich. Die Züge zwischen Stralsund und Berlin bzw. dann von Berlin nach Dresden waren total überfüllt. Was die Leute dabei hatten, verriet, woher sie kamen. Südfrüchte, Kassettenrekorder und natürlich viele neue Eindrücke, die lautstark geteilt wurden, verrieten dass sich inzwischen historische Umwälzungen ergeben hatten.
    Im Bus nach Stralsund hörte der Busfahrer eine Liveübertragung aus der Volkskammer. Das Radio war auch extra laut gestellt und alle Fahrgäste lauschten gespannt. Es herrschte eine totale Aufbruchstimmung.

    Etwa eine Woche nach dem Fall der Mauer ging es also nach Zittau. Nun trauten wir uns auch in das Bw hinein. Vorbei an dem Schild, welches das Betreten und Fotografieren streng untersagte, liefen wir zur Lokleitung. Wir hatten unsere Bilderstapel dabei und berichteten dem Lokleiter von unserer 03 1090, von unseren Ausstellungserfahrungen und auch von unseren vorherigen Besuchen in Zittau. Draußen rangierten die Heizloks am Fenster hin und her. Wir zeigten uns zunächst desinteressiert. Der Lokleiter wusste natürlich genau bescheid und bot uns dann an, dass wir uns im Betriebsgelände frei bewegen könnten. Er meldete uns telefonisch sogar in der außerhalb gelegenen Lokwerkstatt Pethau an, wo uns zwei weitere 52.80 unter Dampf erwarteten.

    Natürlich konnten auch weitere Fotos auf der Schmalspur gemacht werden.

    Hinter dem großen Ringlokschuppen des Bw versteckt sich der zweigleisige Lokschuppen der Schmalspurbahn. Davor ruhten sich 99 776 und 99 735 aus. Beide standen unter Dampf. Im Inneren konnten wir 99 4532 erblicken. Sie war aber total eingebaut und nicht zu fotografieren. Ich hatte sie 1987 noch im Rangierdienst gesehen und wohl auch fotografiert. Aber die Kamera war - wie gesagt - kaputt gegangen. Im November 1989 war sie schon mit Fristablauf abgestellt und kam nicht mehr zum Einsatz.



    Zwischen dem Schmalspurlokschuppen und dem Abhang zur Straße befindet sich die Rollwagengrube. 99 749 war jetzt zum Rangierdienst eingeteilt, hatte aber wohl nichts zu tun.



    Später trafen wir sie dann vor dem Lokschuppen wieder.



    99 758 hatte einen Personenzug übernommen. Ich erinnere mich, dass uns der Lokführer nicht wohlgesonnen war. Er schimpfte herum und drohte mit der Transportpolizei.



    Ein anderer Personenzug hing an der Kupplung der 99 762. Dem Sonnenstand nach zu urteilen, war das schon später am Nachmittag.

    99 735 schickte sich an, einen Güterzug ins Gebirge zu fahren.






    Quer durch die Stadt laufend, erreichte ich diesen Punkt zwischen Zittau Süd und Zittau Vorstadt. Kurz nach mir kam auch 99 735 mit ihrem Güterzug nach Olbersdorf angedampft.


    Alle Fotos: Achim Rickelt


    Einen zweiten Teil zu Zittau wird es nicht mehr geben. Ich war nie mehr dort.


    Viele Grüße


    Euer Dampf - Achim Rickelt












  • Hallo Achim,

    vielen Dank für diesen wunderschönen Bilderbogen zu meiner Heimat! Damals konnte ich das Ganze maximal aus dem Kinderwagen verfolgen und kenne deshalb die Zittauer Schnalspurbahn unter Regie der Deutschen Reichsbahn kaum.

    VG Martin

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