Technische Frage Meyer vs. Mallet

  • Guten Tag,

    ich habe eine Frage an die TechnikexpertInnen im Forum:

    Die IV K gehört ja definitiv zu den geräuschärmeren Dampflokomotiven, d. h., die Auspuffschläge der Meyer-Loks sind nur bei stärkerer Belastung hörbar. Ich nehme an, dies ist auf das Verbundprinzip zurückzuführen, mit dem die Dampfmaschine arbeitet. Nachdem der Dampf Arbeit im Hochdruck- UND im Niederdruckzylinder verrichtet hat, ist er beim Austritt aus dem Schornstein wohl schon recht entspannt und verursacht entsprechend weniger Geräusch? So zumindest meine Theorie :). Nun beobachte ich aber bei den Lokomotiven der Bauart Mallet im Harz (99 5901 bis 5906), die ja eine der IV K vergleichbare Größe haben, eine im Allgemeinen stärkere Geräuschentwicklung - obwohl sie doch ebenfalls mit dem Verbundprinzip arbeiten. Wie ist dieser Unterschied technisch zu begründen? Oder bilde ich ihn mir am Ende nur ein? :)

    Vielen Dank für alle Antworten sagt

    Martin

  • Hallo Martin,

    technisch gesehen hast Du da völlig recht. Durch das Verbundprinzip ist der Blasrohrdruck deutlich geringer, als bei einstufiger Dampfdehnung. Um eine vernünftige Feueranfachung zu erreichen, musste man an der Ausbildung des Blasrohrs etwas tun, hat also nur hier die Möglichkeit, durch eine gewisse Düsenwirkung einen ausreichenden Saugzug zu erzeugen. Der Auspuff ist bei Verbundloks immer etwas weicher.
    Technisch gesehen, sind die Dampfwege bei der Bauart Meyer und Mallet also ganz ähnlich. Es fehlen bei Malletloks eben nur die Gelenke zur Hochdruckdampfmaschine. Was zwischen einzelnen Unterbaureihen nicht identisch ist, sind die Maße der Dampfwege, die Abmessungen der Dampfkanäle in den Zylindern und die Abmessungen der Zylinder selbst. Das könnte natürlich einen höheren oder niedrigeren Blasrohrdruck begründen, weil eben aus der ND-Maschine mehr Abdampfdruck herauskommt. Ich kann das hier und jetzt nicht überprüfen. Außer den Maßen für die Zylinder liegen mir keine Maße vor. Selbst die IV K wurde im Laufe der Lieferserien mit verschiedenen Zylinderdurchmessern gebaut. Dann müsste man die Ausbildung (Maße und Form) des Blasrohrs bei den verschiedenen Lokomotiven kennen.
    Die IV K und die 99 5901/02 besitzen identische Schornsteinoberteile (alle von der IV K) und damit wohl zumindest ähnliche Blasrohrdurchmesser. Am Durchmesser des Schornsteins kann es also nicht liegen, dass Du den Eindruck hast, die Loks im Harz wären lauter.
    Ich weiß aber, dass die Kollegen im Harz auf Grund der Steigungen meist mit hohem Schieberkastendruck fahren, den Regler also voll öffnen. Das hat den Vorteil, dass der höhere Blasrohrdruck das Feuer besser anfacht. Man müsste bei der Betrachtung also zunächst erst einmal den Schieberkastendruck der ND-Maschine kennen, grob gesagt wissen, ob der Regler voll offen ist.
    Dass in Sachsen der Regler immer voll auf O liegt, kann ich nach meinen Beobachtungen nicht sagen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Steuerungsauslage, also die Füllung der Dampfmaschine. Mit der Auslage der Steuerung ändert sich die Geräuschkulisse.

    Zusammenfassend gesagt, können wir also festhalten, dass die grundsätzliche Bauart des Fahrwerks, also Mallet oder Meyer keinen Einfluss auf die Geräuschkulisse hat. Einfluss haben die Abmessungen der dampfführenden Organe, des Schornsteins + Blasrohr und natürlich die Fahrweise.

    Das trifft übrigens für alle Lokbauarten zu.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Martin

    Bei der IV K kommt am Niederdruckschieberkasten etwa 2-3 bar an, der danach im Zylinder nochmals entspannt wird und dann noch einen recht langen Weg bis
    zum Blasrohr und Schornstein hat.
    99 1590-1 hat extra ein Schieberkastenmanometer für ND, früher gab es gar keine auf der IV K.
    Man vermutet eigentlich wesentlich mehr Abdampfdruck aus dem HD Triebwerk, bei maximal möglichen 15bar Schieberkastendruck.
    Alle Neubau IV K haben einen ND Zylinderdurchmesser von 370mm im Neuzustand.
    Zur Mallet 99 5901 steht zB im Wikip.... ein Schieberkastendruck ND von 5 bar und mit Anfahrventil 7 bar max, mit fast doppeltem Schieberkastendruck ist diese dann auch lauter.

    Danke nach Jöhstadt für die Auskunft :wink:

    LG Andreas

  • Ich weiß aber, dass die Kollegen im Harz auf Grund der Steigungen meist mit hohem Schieberkastendruck fahren, den Regler also voll öffnen. Das hat den Vorteil, dass der höhere Blasrohrdruck das Feuer besser anfacht. Man müsste bei der Betrachtung also zunächst erst einmal den Schieberkastendruck der ND-Maschine kennen, grob gesagt wissen, ob der Regler voll offen ist.
    Dass in Sachsen der Regler immer voll auf O liegt, kann ich nach meinen Beobachtungen nicht sagen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Steuerungsauslage, also die Füllung der Dampfmaschine. Mit der Auslage der Steuerung ändert sich die Geräuschkulisse.

    Um mit der 5906 von Mägdesprung auf den Ramberg zu kommen, wird mit ca. 45 - 40 % Füllung bei um die 10 bar gefahren. ( meist ist auch nicht mehr als 10 bar da :schein: )
    Das macht natürlich ganz andere Geräusche als wenn man auf der Ebene so dahinkullert.
    Mir persönlich ist auch aufgefallen das die IV K eher so vor sich hin zischeln, als einen richtigen Auspuffschlag zu erzeugen.
    Dies liegt sicher auch an den kleineren Abmessungen der gesamten Lokomotive gegeüber der etwas größeren Mallet`s.

    Pfiffschen