Hallo
Ein Nebenkriegsschauplatz der Bimmelbahnen, sind nicht nur die Lokomotivbimmeln, sondern auch die stationären Läutewerke. Über ein Jahrhundert lang sind sie, in der Schweiz im Einsatz gewesen. Noch 2010 habe ich in Steg im Tösstal ein Läutewerk gehört, dass den Zug ankündigte.
Seither ist es ruhig geworden bei den Schweizer Bahnen.
Des Öfteren sieht man Läutewerke in Gärten. Nun sterben die Besitzer nach und nach weg, die Nachkommen haben kein Interesse und diese Läutewerke erscheinen auf den einschlägigen Auktionsseiten.
Wer die Möglichkeit und den Platz hat, dem würde ich empfehlen, eines anzuschaffen. Ausser dass alle Teile schwer sind, besteht kein Grund, davor zurückzuschrecken.
Als Ermutigung möchte ich nach und nach, meine Erfahrungen hier einstellen.
Der erste Teil handelt vom ersten Läutwerk, das schon weitgehend revidiert war.
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Meine Läutwerke
Als Kind haben mich immer wieder die, damals in der Schweiz noch überall vorhandenen Bahnhofläutwerke beeindruckt.
Als ich dann, später im Leben in gesicherten und stabilen Verhältnissen lebte, und auch Eigenes mit Garten bewohnte, konnte man Ausschau halten, nach so einer Glocke.
Nach einem Jahr und zähen Verhandlungen, gehörte dann eines Tages so ein Ding mir.
Der Vorbesitzer hatte die Revision bereits weitgehend abgeschlossen, so dass ich nur noch den Schlussanstrich anbringen musste.
Der Zusammenbau geschah mit meinem Bruder an einem total verregneten Nachmittag. Darum existieren auch keine Bilder von der Montage.
Ein paar Bilder:
Die Hauptteile bestehen aus der Säule:
Dem Hut:
Der Glocke:
und dem Schlagwerk:
Das Schlagwerk ist folgendermassen aufgebaut.
Das Gewicht hält das grosse Rad unter Spannung, Eine elektrisch auslösbare Klinke verhindert das Ablaufen, bis zur Auslösung. Die Klinke schnellt nach oben und gibt das Rad für 6 Schläge frei. Danach wird die Klinke wieder in die Halterung gedrückt.
Man sieht hier die Auslösemagnete und ganz rechts die Klinke. Die Platte wird angezogen und der Arm, an dem die Klinke ist schnellt nach oben.
Hier sieht man das grosse Rad auf der Klinkenseite. Die senkrechte Stange rechts ist mit dem Klöppel verbunden. Die Nocken am Rad betätigen bei einem Umlauf 2-mal den Klöppel. Oben ist sichtbar, dass er gerade den Nocken berührt. Das Rad bewegt sich vom Fotografen weg: Die Flächen der Rädernocken «watschen», über den oberen und unteren Nocken der Klöppelstange, diese mal in die eine und in die andere Richtung. Der Hammer schlägt dann die Glocke an.
Auf der hinteren Seite sieht man die Welle der Auslöseklinke. Rechts sieht man den Sperrnocken des grossen Rades. Wenn die Klinke hochschnellt, gibt sie, da die Welle angefräst ist, den Sperrnocken frei. Der Zapfen links, innerhalb des grossen Rades, dient dazu, die Klinke wieder herunter zu drücken, bis sie einschnappt.
Das grosse Rad macht für 6 Schläge 1/3 Umdrehung.
Im Video sieht das so aus:
https://flic.kr/p/e4Zxqp
Die Glocke stellte ich unter dem Schlafzimmer auf. Eine bessere «Hausklingel» gab es nicht.
Das Ganze tönte so:
https://flic.kr/p/29RzHEW
Da wir auf dem Land wohnten und 2 km Distanz bis zum nächsten Haus hatten, war das kein Problem.
Als Katzenruf war sie auch gut geeignet: Zur Fütterungszeit geläutet, kamen die Katzen mit hoher Zuverlässigkeit angetrabt.
Ja, somit hatte ich also eine Glocke, aber die musste ja auch angesteuert werden. Zuerst, ganz einfach, mit einer Batterie und einem Klingelknopf.
Da diese Läutwerke immer alle in Serie geschaltet waren, genügt für ein Läutwerk eine Spannung von wenigen Volt, um es auszulösen. Alle meine Läutwerke, lösen mit 4 Volt sicher aus.
Nun hat aber ein Läutwerk im Bahnbetrieb eine Funktion:
Es signalisiert.
Und zwar nach dem Signalreglement 1916 folgendes:
Da dies ja ein Gruppenschläger ist, ist die linke Spalte massgebend.
Nun sind in der Schweiz Abläutekästen eingeführt:
Die Signalleuchte blinkt langsam, wenn das entsprechende Signal steht, und erinnert das Stationspersonal daran, dass es abläuten soll.
Die Auslösung erfolgt über die Drücker unten.
Der Knebelschalter steht normalerweise auf Mitte und würde beim Alarmfall aktiv.
Abgeläutet werden kann immer, egal, ob die Lampen blinken. (haben wir in Bauma, nachts mal ausprobiert)
So, so etwas wollte ich auch.
Also habe ich mir aus Industrieteilen und Holz so einen ähnlichen Kasten gebaut:
Nun muss noch eine Steuerung hin, die einigermassen die Realität abbildet:
Ein Stellwerk hatte ich nicht, dass die Lampen ansteuert, so habe ich mir folgendes ausgedacht:
Beim Abläuten blinkt die Lampe, die der Taste zugeordnet ist 20 Sekunden nach im langsamen Rhythmus.
Wird der Schalter auf eine Alarmstellung gestellt, blinken die beiden Lampen in raschem Rhythmus abwechselnd, bis ein Taster gedrückt wird. Die dem zugeordnete Lampe leuchtet dann dauernd und die andere erlischt. Nach Rücknahme des Schalters in die Grundstellung leuchtet er noch 1 Minute nach. Gleichzeitig ist die normale Auslösung blockiert.
Die Glocke läutet Richtung Au einmal 6 Schläge und Richtung Rheineck 2 mal 6 Schläge. (Das Läutewerk stammt aus St. Margrethen).
Ja: Schnell war klar, dass man das mit einer Relaissteuerung nicht mit vernünftigem Aufwand machen kann. Daher habe ich zu einer Klein SPS (Speicherprogrammierbaren Steuerung) gegriffen und das programmiert. Das erste brauchbare Programm sah dann so aus:
Damit konnte man leben
Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende.
Mehr darüber später.