Dänischer Skinnebus für Gotland

  • Hallo,

    die Museumsbahn Gotlands Hesselby Jernväg (891 mm Spurweite) konnte in den letzten Tagen ein neues Fahrzeug auf der wunderschönen Ostseeinsel begrüßen. Es handelt sich dabei um einen normalspurigen dänischen Skinnebus, der 1948 bei Scandia in Randers gebaut wurde. Scandia baute Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre den schwedischen Schienenbus von Hilding Carlsson nach, da die damaligen Währungsschwankungen einen Import nicht gerechtfertigten. Hilding Carlsson fertigte die Schienenbusse ab Ende der 1930er Jahre. Die ersten Fahrzeuge waren noch zweiachsig. Es galten als (vorübergehender) Retter der Neben- und Privatbahnen in Schweden und Dänemark. Hilding Carlsson und Scandia lieferten sie als Normalspur- und mit gleichen Außenmaßen auch Schmalspurfahrzeug. Scandia lieferte 4 Fahrzeuge mit 1000 Spurweite an die Bornholmer Schmalspurbahn. Hilding Carlsson lieferte sie mit Spurweiten von 891 mm und 1067 mm. Bei der Anten-Gräfnäs Järnväg ist Original-Fahrzeug aus schwedischer Produktion mit 891 mm Spurweite erhalten.

    Nun haben sich die Gotländer einen Wunsch erfüllt. Dort fuhren bis zur Stilllegung im Jahr 1960 ebenfalls Schienenbusse von Hilding Carlsson. Sie haben einen Skinnebus erworben, der die letzten Jahre in der Remise Gedser hinterstellt war. Scandia lieferte ihn 1948 an die Århus - Hammel - Thorsø Jernbane. Nach deren Stilllegung im Jahre 1956 gelangte er zur Odshherd Jernbane. Diese hab ihn 1963 an die Aalborg - Hadsund Jernbane. Diese wurde 1969 stillgelegt. Ab 1969 startete er eine neue Karriere als Museumsbahnfahrzeug u.a. auf der Museumsbahn in Mariager. 1994 wurde er nach Seeland für die Museumsbahn Dalmose–Skælskør verkauft. 2009 war Schluss mit dieser Museumsbahn. 2011 wurden die Gleise herausgerissen und ein Radweg angelegt. Der Schienenbus war dar schon in einem beklagenswerten Zustand. 2011 übernahm ihn die Nordsjællands Veterantog.

    Die Gotländer haben sich nun ein Projekt an Land gezogen, dass nach viel Arbeit verlangt.

    http://forening.gotlandstaget.se/

    Gruß

    Stefan

  • Hallo Stefan,

    Gotland gehört immer noch zu meinen bisher unerfüllten Sehnsuchtszielen. Die umständliche Anreise, wenn man sein Auto mitnehmen möchte, hat mich bisher immer abgeschreckt.
    Aber die Museumsbahn ist mittlerweile so ungemein reizvoll geworden.
    Daneben gibt es noch eine 600mm Bahn am ehem. Kalkwerk Bläse. Das zieht mich schon seit Jahren mächtig an.
    Mal sehen, ob ich das bald mal hinbekomme.

    Beste Grüsse

    Holger

  • Stefan, besten Dank für diese Information aus dem europäischen Land mit der auf die Einwohnerzahl hochgerechnet vermutlich höchsten Schmalspurdichte.

    1996 sah ich bei meinem Erstbesuch in der Remise Gedser den Triebwagen in schon damals beklagenswertem äußeren Zustand.

    ^ Beide Bilder entstanden am 7.VIII.2016, dem Tag des ersten Spatenstichs für Børges Lehr-Stellwerk.

    Hatten die schmal- wie regelspurigen Exemplare den gleichen Wagenkasten?
    Erscheint mir nämlich das Exemplar damals in Gedser selbst auf Regelspurgleisen ziemlich breit. Wie das wohl nach der Umspurung wirken wird?

    Viele Grüße
    Niels

  • Hallo Niels,

    jetzt mußte ich mir erst einmal mein Buch über die Bornholmer Eisenbahnen zur Hand nehmen. Laut Skizze hatten die Triebwagen auf der Bornholmer Meterspur eine Wagenkastenbreite von 2840 mm. Allerdings verfügten sie bei einer geräumigen 2+1 Bestuhlung nur über 30 Sitz- u. 20 Stehplätze.
    (Nachgelesen in "De Bornholmske Jernbaner" von Ludvig Mahler)

    Beste Grüße

    Holger

  • Hallo,

    @ Nils

    Asche auf mein Haupt. Es tatsächlich unterschiedliche Breiten bei den Fahrzeugen. Bei Hilding Carlsson wurden folgende Breiten angeben: 1435 mm Spurweite = 3100 mm Breite, 1067 mm Spurweite = 2800 mm Breite und 891 mm Spurweite = 2600 mm Breite. Bei der Länge hab es auch Unterschiede: 1435 mm & 1067 mm Spurweite = 14220 mm und 891 mm Spurweite = 13150 mm.

    Ich bin mal gespannt, wie das GHJ-Projekt am Ende aussieht.

    @ Holger

    Koffer packen und ab nach Gotland :wink: Die Reise lohnt sich. Nachteil ist, dass die Saison so kurz ist. Ich muss auch mal wieder dort hin und mir die Streckenverlängerung der GHJ anschauen.

    Bläse Kalkbruk ist für mich auch so ein kleines Highlight, auch wenn die 600 mm Bahn historisch nicht ganz korrekt ist. Der Betrieb wurde ja schon 1954 eingestellt. Eigentlich war es auch mal eine 891 mm - Bahn. Aber die eingesetzte DEMAG-Lok (ML 55) und die im Museum abgestellte O&K-Dampflok passen ganz gut dahin. Die O&K-Lok war nach ihrerer Auslieferung immer auf Gotland. Die DEMAG-Lok wurde mal für die Wehrmacht nach Norwegen geliefert. Nach dem 2. WK wurde sie nach Gotland verkauft und war ebenfalls in einem Kalkbruch beschäftigt.

    Es gibt auch noch zwei weitere 600 mm Highlights dort. Auf Fårö gibt eine Verladeanlage für Kalk, die an die Kreideverladungsbrücke in Wiek auf Rügen erinnert. Fårö ist eine kleine Insel an der Nordspitze von Gotland und gut mit einer kostenlosen Fähre zu erreichen. Bekannt ist die Insel auch für Kutens Bensin. Der Inhaber liebt Elvis und James Dean und so mancher TV-Kommissar hat dort schon sein Bier bestellt. Keine TV-Kulisse, sondern gelebte Realität.

    Die andere 600 mm - Bahn liegt auf der Leuchtturminsel Östergarnsholm. Dort gab es nie eine Lok, aber drei Leuchttürme. Die Insel fehlt mir noch in meiner Liste. Im Sommer gibt es Ausflüge vom gotländischen Herrvik aus.

    Falls ich mal richtig Zeit habe, dann muss ich mal meine alten analogen Bilder digitalisieren. Dieses Forum wäre ein richtiger Ort für die Bilder.


    Eine anderes schwedisches Schmalspurprojekt hat übrigens in den letzten Tagen auch einen Hilding Carlsson - Triebwagen übernommen. Dabei handelt es sich um ein 2achisigen Typ, der bei der normalspurigen Museumsbahn in Nora hinterstellt war. Er wurde 1937 bei Hilding Carlsson gebaut und wurde in den 1950er als Bahndienstfahrzeug bei der SJ umgebaut. Geplant war eigentlich den Schienenbus in den Originalzustand zurück zu versetzten. Nun befindet er sich bei den Freunden der Karlshamn Vislanda Bolmen Järnväg.

    Relikte der KVBJ (S)

    Als 1067 mm ist das Fahrzeug eigentlich auch nicht ganz korrekt, da Hilding Carlsson keine 2achs Schmalspurfahrzeuge geliefert hat.

    Gruß

    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von V10C (2. Dezember 2018 um 15:24)

  • Hallo,

    der Skinnebus aus Dänemark wurde auf Gotland zerlegt und entsorgt. Aber vorher wurden alle notwendigen Teile für einen Neubau geborgen. Richtig gelesen, es wird einen Neubau geben. Ein neuer Fahrzeugrahmen wurde schon fertiggestellt und die ersten Arbeiten an dem Holzkarosse haben auch schon begonnen.

    http://forening.gotlandstaget.se/wp-content/upl…01-1024x576.jpg

    Wird noch ein langer Weg, aber der Anfang zum Nachbau des Yo1p ist gemacht.

    Neben den Yo1p baut man noch einem zweiten Triebwagen auf. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Dampftriebwagen, der 1910 für die Mönsterås-Åseda Järnväg beschafft wurde. 1932/3 wurde er in Kalmar auf Benzinbetrieb umgebaut. Nach Verstaatlichung der Bahnlinie 1940, die übrigens nie ihren Endpunkt erreicht hatte, wurde der Triebwagen 1941 ausgesondert. Der Motorenteil wurde verschrottet. Der Wagenkasten überlebte auf einem privaten Grundstück und wurde in den 2010er Jahren geborgen. Mehr zu diesem Projekt ist hier zu finden:

    http://forening.gotlandstaget.se/maj-xc-10/

    Kleine Anmerkung zum Bläse Kalkbruk: Die Feldbahn war in diesem Jahr nicht in Betrieb. Dafür wurde sie letztes Jahr um 500 m verlängert.

    Leider musste ich bei meiner Reiseplanung, die ich dann für 2020 über den Haufen geworfen habe, feststellen, dass die ehemalige Kalkverladung auf der Nachbarinsel Fårö nicht mehr existiert. Sie wurde als Sicherheitsgründen zurückgebaut. Schade.

    Gruß

    Stefan