Die Ursprünge der sächsischen Schmalspurbahnen

  • Moinsen,

    liebe Rolf, man kann das Dokument evtl. anzweifeln, aber ich denke nicht wegen Deiner von Dir angeführten Gründe. Da es sich um eine Auslandskorrespondenz handelt, halte ich die lateinische Schreibschrift für vollkommen logisch, da außerhalb Deutschlands eigentlich nur so geschrieben wurde, soweit ich das zumindest weiß. Kommasetzung und Rechtschreibung finde ich zumindest für die Zeit nicht unschlüssig, oder hast Du da eindeutige Beispiele??

    Liebe Grüße,
    Lenni

  • Da kommen noch mehr Dinge zusammen. Ein Briefkopf fehlt ebenso wie ein Eingangsstempel. Alles das wäre aber zu erwarten, wenn es sich um ein offizielles Schreiben handelt. Und ein privater Brief wäre ja wohl kaum statthaft, wenn ein sächsischer Staatsbeamter technische Interna einer ausländischen Eisenbahn erbittet. Letztlich hat sich im Behördenschriftverkehr wegen der systemimmanenten Trägheitskräfte seit 1880 auch nicht viel geändert: Ich schreibe eine ausländische Behörde mit meinem amtlichen Kopf inklusive Staatswappen in der vorgeschriebenen äußeren Form -das wäre damals die Kurrentschrift- an und lasse das Schreiben in die Zielsprache übersetzen. Original und Übersetzung gehen dann an den Empfänger. Also für mich ist das Ding eine nett (siehe Vorputkamersche Rechtschreibung und Schreiben mit Feder, wenn auch ziemlich ungeübt) gemachte Fälschung.

  • Hallo in die Runde,

    dieses Dokument ist sehr bemerkenswert. Ob gefälscht oder echt vermag ich nicht zu sagen, aber ich halte die Echtheit anhand des Schriftbildes definitiv für möglich. Im Rahmen von Recherchen habe ich u. a. einige Lieferunterlagen der Locomotivfabrik Krauss & Comp. München (vom Ende d. 19. Jh.) eingehend studiert. Dass damals ausschließlich Kurrentschrift geschrieben wurde, stimmt nicht. Die genannten Dokumente waren Vordrucke, mit lateinischer Schreibschrift ausgefüllt (für Kunden in Deutschland). Viele Merkmale in der Schreibweise und Rechtschreibung waren damals typisch bzw. "Mode" und finden sich auch in Köpckes mutmaßlichem Brief: Z. B. die Verwendung von "C" statt "K" ("Copien"), "Thäler" statt "Täler", tief heruntergezogener Strich bei der "7" und der "9", alte Maßeinheit "Ctr" (Zentner), Verwendung des Bindestrichs "Ober-Director", Form des kleinen "r" und "d" sowie auch einiger Großbuchstaben mit Schnörkeln und Anstrichen, wie sie heute kaum noch geschrieben werden. Das passt alles sehr gut in die Zeit.

    Natürlich sind das keine Beweise, nur Indizien. Auch sowas lässt sich fälschen, erfordert jedoch eine sehr genaue Recherche und sehr viel Übung bei der Anfertigung. So, wie in den Brief, schreibt heute niemand mehr. Und letztendlich: Warum sollte jemand sich die große Mühe einer solchen Fälschung machen, zu welchem Zweck und zu welcher Zeit? Ein Briefkopf ist auch nicht zwingend erforderlich, da es sich wahrscheinlich eher um ein privates Schreiben handelt, siehe Verweis auf die Bastei-Wanderung. Es macht eher den Eindruck, dass der geheime Herr Finanzrath Köpcke hier auf dem "kleinen Dienstweg" mit seinem sächsischen Schmalspurbahnprojekt vorankommen wollte. Die genannten Fakten scheinen auch korrekt zu sein bzw. sind nachprüfbar. Warum sollten die Wurzeln der sächsischen Schmalspurbahnen nicht nach Schweden reichen?

    Viele Grüße,
    Christian

  • Natürlich war die lateinische Schrift damals für bestimmte Zwecke gebräuchlich, aber nicht als Standardschrift im Privatschriftverkehr. Als prominenter Fehler fällt mir "mit dem bestem Danke" auf, daneben einige Kommafehler. Ein langes s verwendet der Schreiber auch nicht, obwohl er das, wie auch das ebenfalls fehlende ß, auch als lateinische Buchstaben zur Verfügung gehabt hätte. Zugegeben: Ob sich jemand die Arbeit macht, so was zu fälschen, um die Freunde sächsischer Schmalspurbahnen auf eine Fährte nach Schweden zu locken?

  • Hallo

    Sollte sich das angesprochene Dokument als plumpe Fälschung herausstellen , dann finde ich , auf den ersten Blick gesagt, es ist ein heftiger Schaden für die Geschichte der sächsischen Schmalspurbahnen. Leider ist heute so , daß man mit "erstklassigen " Fälschungen doch "Kohle " verschiedenen kann und es gibt für so was auch Käufer. Hat man nur den leisesten Verdacht, dann sollte man lieber das Geld auf die Bahnen und standortfesten Museen aufteilen . So ist der Sache der sächsischen Schmalspurbahnen besser gedient und der Besucher würdigt das Geschaffene.
    Ähnliche Praktiken hat ja der Gemäldesektor und auch ein ganz bekannter Fall in derdeutschen Presselandschaft , den ich wohl nicht nennen muss, hervorgebracht. Also heißt es Vertrauen ist für , doch Kontrolle ist besser und der mögliche Schäden kann minimiert werden .

    Frohe Festtage und einen angenehmen Jahreswechsel

    Armin Ahlsdorf

  • Glück Auf

    Das Dokument im von Klaus Habermann verlinkten Beitrag steht dort ohne jeden Kommentar. Niemand behauptet das es sich um ein Faksimile eines Originals handelt. Insofern ist die Diskussion wegen der fehlenden Quellenangabe nur spekulativ.
    Finden sich den in Claus Köpckes Biografie überhaupt Hinweise für Kontakte zu dem erwähnten "Generaldirektor Troilius" oder zu den schwedischen Eisenbahnen im Allgemeinen?

    In der auf DSO veröffentlichten Form erscheint mir das als eine Provokation einer fruchtlosen Diskussion.

    Bis bald

    Gerd

    "Well, I heard Mister Young sing about her // Well, I heard ol' Neil put her down // Well, I hope Neil Young will remember // A Southern man don't need him around anyhow" Ronnie van Zant in "Sweet Home Alabama" (1974)