Frage zur Steinkohle in den Tendern deutscher Schmalspurbahnen

  • Hallo liebe Forengemeinde,

    Als erstes wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr und hoffe, dass alle von euch ein besinnliches Weihnachtsfest hatten!

    Seit einigen Wochen (vielleicht, sogar schon Monaten? Da bin ich mir gerade nicht mehr sicher...) hat ja bekanntermaßen das letzte Steinkohle-Bergwerk Deutschlands dicht gemacht.

    Hier meine Frage: Kam die Steinkohle, welche in die Tender der dampfbetriebenen Lokomotiven eingeschüttet wurde, aus diesem Bergwerk oder wurde schon länger importiert, weil der Preis der deutschen Steinkohle zu hoch war? Ich könnte mir denken, dass die Frage für euch vielleicht banal klingt, aber ich hab' manchmal 'n Brett vorm Koppe. :sing:


    Gruß


    Paul

  • Hallo

    Ich kann dazu sagen , daß nicht jedes Bergwerk Kohle liefern konnte , die zum Verfeuern in Dampfloks geeignet war . So weit ich weiß, war die Zeche
    General Blumenthal in Recklinghausen eine Lieferstätte für Lokkohle . Sonst kam die Kohle aus Polen , Tschechien oder aus aussereuropäischen Bergwerken .Das letzte Bergwerk in Deutschland hat die Lieferung von Steinkohle am 21.12.2018 offiziell eingestellt und es gab einen bewegenden Festakt. Ich bin sonst nicht nah am Wasser gebaut , doch vor Stolz hatte ich Tränen in den Augen und wenn das Steigerlied dann erklingt, dann kommt für mich meine eigentliche Nationalhymne. Ich mag den "Pott" und die Art der Menschen dort . Meine kommende Schmalspur-
    Anlage bekommt eine Kleinzeche und so habe ich dann eine Kombination aus "Pott " und sächsischen Schmalspurbahnen.

    Glück auf
    Armin Ahlsdorf :wink:

  • Hallo Paul,

    warum banal? Das ist eine völlig berechtigte Frage. Nur kann ich Dir leider auch nicht beantworten, ob zuletzt noch für Lokomotivbetrieb geeignete Kohle gefördert wurde. Es gibt bei Steinkohle derart viele Sorten, so dass ich tatsächlich nicht weiß, was zuletzt noch gefördert wurde.

    Generell war Ruhrkohle begehrte Lokomotivkohle, zuletzt allerdings wohl preislich zur Importkohle (bspw. aus Polen) unterlegen. Aber auch da gilt, Ruhrkohle ist nicht gleich Ruhrkohle. Ich vermute, dass man sie zuletzt nicht mehr an Dampflokbetreiber verkaufen konnte, weil sie einfach zu teuer war.
    Anfang der 90er hatten wir mal Kohle aus dem Ruhrgebiet. Ich weiß nicht mehr, aus welcher Zeche. Die war für uns nicht gut geeignet. Es war für uns sogenannte schwere Kohle. Ich erkläre gleich mal, was ich damit meine. Für schwere Züge auf langen Steigungen wäre sie bestimmt ideal gewesen.

    Es kommt auf die Art des Lokomotivbetriebs an. Fährt die Dampflok längere Zeit in der Beharrung, kann die Kohle gern auch etwas länger "im Feuer" liegen. Die brennt dann meist etwas schlechter an, erzeugt aber lange einen hohen Heizwert. In der Umgangssprache sagten wir dann "schwere Kohle". Die hat den Vorteil, dass man mit ihr weiter kommt, ohne dauernd feuern zu müssen.
    Fährt die Lok dauernd Berg und Tal, muss die Kohle leicht anbrennen, schnell lebhaft und mit hoher Energie (Flamme) brennen und auch schnell wieder ausbrennen ("leichte Kohle"). Da wäre es blöd, wenn die Energie erst kommt, wenn es schon längst wieder bergab geht. Wir benötigen auf unserer Bahn eher letztere Variante.
    Ich bin nicht der große Experte auf diesem Gebiet und sehe das alles sehr praxisbezogen. Die Kohlehändler haben für ihre Ware wahre Datenblätter, auf denen die Eigenschaften klar ersichtlich sind. Danach können die Lokbetreiber dann die geeigneten Sorten und Stückgrößen einkaufen.

    Feste Kraftwerke benötigen noch andere Kohle. Da darf die Kohle, die maschinell beschickt wird, völlig andere Stückgrößen haben und hat sie auch.

    Vielleicht meldet sich ja jemand, der die Eigenschaften dieser zuletzt geförderten Sorten kennt und der weiß, wofür sie noch verwendet wurden.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo,

    meines Wissens wurde in Deutschland schon laengere Zeit keine als Lokomotivkohle geeignete Steinkohle mehr gefördert. Wie Achim schon schrieb geht es da um gewissen Nebenstoffe in der Kohle die für den Lokkessel gut oder nicht gut sind und außerdem ist auch die Größe der Stücke (Nuss) entscheidend, die gabs wohl zuletzt auch nicht mehr.
    Es gab zu dem Thema mal Beitraege hier im Forum oder bei DSO in Zusammenhang mit der Wiederinbetriebnahme der 11sm der Brohltalbahn. Die haben wohl verschiedene Kohlesorten durchprobiert und verfeuern jetzt nur walisische Steinkohle weil sich diese für Sie als Optimum herausgestellt hat. Die "großen" Betreiber (HSB, SDG, SOEG, RÜBB) kaufen wohl heute hauptsaechlich aus Osteuropa (v.a. Polen).

    Gruß Michael

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  • Hallo Dampfachim

    Das letzte Bergwerk lieferte nur noch Kraftwerkskohle und Kohle für die Koksproduktion . Kraftwerke mischen auch verschiedene Kohlesorten , damit der Verbrennungsprozess optimal läuft.
    Doch mitterweile müssen wir ja alles importieren und es wird nicht lange dauern und dann werden wir die noch
    "billige" Kohle für den Preis einkaufen , was zuletzt für die eigene Kohle verrechnet wurde . Doch sind die Schächte einmal abgesoffen , dann ist es aus mit der Förderung .

    Glück auf
    Armin

  • Hallo,

    Danke erstmal für den Einblick in den Ruhrpott und die Herkunft der Kohle Armin (Wenn ich dich beim Vornamen nennen darf) und natürlich auch für die Erklärung im Dampfbetrieb Dampfachim! :klatsch: Auf jeden Fall sind demzufolge auf den "Dampfstrecken" aus dem Grunde der Kohle erstmal keine Fahrbetrieblichen Veränderungen zu erwarten, wenn ich das richtig erfasse.

    Das Kohle nicht gleich Kohle ist, wusste ich zwar schon, da man normale Steinkohle nicht gleich zum Schmieden verwenden kann, sondern Entschwefeln muss oder gleich Schmiedekoks kauft. Aber dass es da sogar in der Brenndauer Unterschiede gibt habe ich nicht gewusst. Ist aber gut zu wissen!


    Gruß


    Paul

  • Hallo zusammen

    Habe hier mal eine kurze Übersicht auf die Schnelle ohne groß zu suchen:

    Admin: Bild gelöscht, die Veröffentlichung von ganzen Buchseiten ist nicht gestattet

    Die Zeche Prosper in Bottrop hat überwiegend Kohle ( Sorte ) zur überwiegenden Verkokung für die Stahlindustrie gefördert.
    Die 2. Zeche, die offiziell im Dez 2018 die Förderung eingestellt hat, war in Ibbenbüren und hat nur Anthrazit zur Karftwerksfeuerung
    gefördert.
    Die letzte, die Deutschland Lokomotivkohle gefördert hat war General Blumenthal in Recklinghausen.
    Beste Korngröße für Lokkohle war in etwa faustgroß.

    Viele Grüße vom Dagvuchel :weg:

    Verschreibungsfehler entsorgt

  • Es wurde/wird offenbar manchmal auch ein Gemisch verschiedener Steinkohlesorten zur Feuerung benutzt.

    So schreibt Dirk Endisch in "Mallet-Lokomotiven des Harzes" auf Seite 77 zu den beiden C'Cn4vt-Maschinen der NWE (Nr. 31 und 32), die 1921 wahrscheinlich nach Bolivien verkauft wurden:

    Um die maximal mögliche Leistung aus den beiden Lokomotiven herauszuholen, wurden die Maschinen nicht mit reiner Steinkohle gefeuert. Die NWE verwendete ein Gemisch, das zu zwei Dritteln aus Steinkohlen-Briketts und je einem Sechstel aus Fettförderkohle der Güte I und normaler Förderkohle bestand.

  • Hallo
    Die Heizwerte der Brennstoffe sind sehr unterschiedlich.Sie schwanken zwischen 2000 und 8500 kcal/kg.
    Die Eignung als Lokomotivbrennstoff hängt auch von der Rauchentwicklung,der Feuerstandfestigkeit und Schlackenbildung ab.Man unterscheidet lang und kurzflammig brennende Kohle.Je jünger die Kohle ist,desto gasreicher ist sie und desto länger ist ihre Flamme.Steinkohlen haben einen Heizwert von 6000 bis 7700 kcal/kg,die Endzündungstemperatur liegt zwischen 400 und 500 grad.Nach der Korngröße werden die Kohlen eingeteilt.
    Stückkohle-über 120mm
    Würfelkohle 80 bis 120mm
    Nußkohle 6 bis80mm
    Feinkohle 1 bis 6mm
    Staubkohle bis 1mm
    Bei Braunkohle ist es natürlich anders.Als ich noch als Lokführer auf Dampf gefahren bin ,besonders auf der Schmalspur gab es Minderwertige Kohle mit einen geringen Heizwert,nur im Schnellzugdienst gab es bessere Kohle.Und wir mußten jeden Tag mit dieser Kohle unsere Aufgaben erbringen,mit heute nicht
    mehr vergleichbar.
    Gruß Dietmar

  • Im Frankfurter Feldbahnmuseum nutzen wir Kohle aus Rumänien, die ein niederländischer Kohlehändler liefert. Diese Kohle ist nach Dampfachims Definition eine 'leichte' Kohle und rußt nur sehr wenig bis gar nicht. Gerade Letzteres ist für uns enorm wichtig, da wir unsere Bahn ja mitten im Stadtgebiet betreiben und im Zuge wachsenden Umweltbewusstseins so eine große Qualmwolke bei den Nachbarn eher für Unmut sorgt.