Usedomer Bäderbahn Juli 2010 (m11B)

  • Hallo,

    da ich wegen enger persönlicher Bindungen zur Insel Usedom (meine Lebenspartnerin stammt von dort) öfter auf der Insel weile, möchte ich mal von Berlin aus einige Fragen beantworten.

    Zitat

    Original von tokaalex
    Um welchen Wagen handelt es sich denn auf Bild 3? Sieht für mich auf den ersten Blick aus wie einer aus dem ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Salonzug ...


    Richtig. Es handelt sich um den Herrengefolgewagen des preußischen Hofzuges mit der früheren Nummer "Berlin 700 554".

    Zitat

    Original von Holger Dietz
    Dienen die Kühlschränke immer noch als "eiserne Reserve" ?


    Damit meinst du sicher die Ferkel? Deren Fristen sind längst abgelaufen, ihre letzten sporadischen Reserve-Einsätze hatten sie im Sommer 2002. Seit der Inbetriebnahme der zweiten 646-Serie im Frühjahr 2003 besteht für eine Nutzung der Ferkel als Reserve auch kein Bedarf mehr, die GTW2/6 reichen jetzt locker aus.
    In den Jahren 2005-07 erhielten die abgestellt auf Usedom verbliebenen Ferkel, ebenso wie die beiden V100 und der SKL, eine Neulackierung im Rahmen eines Arbeitsförderungsprojektes. Die äußerliche Aufarbeitung von zwei der vier Bghw wurde noch begonnen, dann endete das Projekt offenbar vorzeitig. Schade, zusammen mit den bereits 2002 äußerlich aufgefrischten Fahrzeugen (Hilfszug und Güterzugbegleitwagen) und den 110ern hätte man am Ende zwei schöne, usedomtypische Ausstellungszüge bilden können. Es war seitdem nichts mehr darüber zu lesen, die beiden angefangenen Bghw stehen noch im Zinnowitzer Lokschuppen.

    Zur Illustration noch einige Bilder:
    Im Frühjahr 2007, unmittelbar nach der äußerlichen Auffrischung, sahen die Ferkel richtig gut aus, fast als würden sie noch zum Betriebspark zählen. 771 007 + 971 669 + 771 065 + 971 605 waren erst kurz zuvor aus Zinnowitz nach Heringsdorf zurückgekehrt, wo ich sie am 10.4.2007 aufnehmen konnte, im Hintergrund sind das ASF und der Hilfszug zu erkennen. Allerdings zogen sich bereits die sprichwörtlichen dunklen Wolken über den im Freien abgestellten Fahrzeugen zusammen, und inzwischen hat die rauhe Seeluft ihnen schon wieder ganz schön zugesetzt.

    771 013 vor dem Zinnowitzer Lokschuppen, ebenfalls am 10.4.2007, unmittelbar nach seiner Neulackierung:

    Bereits vor den Ferkeln waren die beiden Frau Hundert neu lackiert worden, hier die 201 380 im Gleisvorfeld des Zinnowitzer Lokschuppens - man beachte die seltene Ausführung mit dem Kran auf dem Vorbau! ;)

    Während bei der 201 380 der Rahmen im authentischen Hellgrau der 80er-Jahre-Reichsbahn-Maschinen lackiert wurde, ist er bei der 201 792 schwarz.
    Später wurden die beiden 110er sowie die LVT-Garnitur 771 013 + 971 646 + 771 023 gegenüber dem Zinnowitzer Empfangsgebäude aufgestellt, wo der Fahrdienstleiter sie auch etwas besser im Blick hat, um dem Anbringen einer Vollreklame für die örtliche Dorfjugend entgegenzuwirken. Außerdem bieten sie dort als Ausstellungsstücke auch einen traditionsbewußten Zeitvertreib für die wartenden Fahrgäste. Sie stehen dort auch heute noch, zusammen mit den Erdgasferkeln 772 201 + 972 201, die sich noch hinzugesellten, allerdings inzwischen wieder mit deutlichen Verwitterungsspuren.

    Zitat

    Original von Holger Dietz
    Stammt ein Teil der historischen Fahrzeuge aus der Sammlung der Usedomer Eisenbahnfreunde in Karnin?


    Nein, die Fahrzeuge aus Karnin sind alle im August 2006 verschrottet worden. Hier ein Bild der Karniner Fahrzeuge vom 18.4.2006, bereits in recht trostlosem Zustand:

    Der Zweiachser in der Mitte mit der damals angeschriebenen Nummer 831-307 stammte aus Mahlow bei Berlin, die anderen beiden (im Vordergrund 40 50-94-01 023-8, hinten 60 50 99-19 607-9) wurden anno 2000 aus Ahlbeck nach Karnin überführt. Die V10B mit der Nummer 35 stammte vom Schichtpresswerk Bernau.

    Zitat

    Original von Holger Dietz
    Warum sieht man bei der DB-Tochter UBB gepflegte Empfangsgebäude mit Fahrkartenschalter? Ist doch heute beim Konzern eher untypisch.


    ... weil sich die UBB unter der Führung des sehr engagierten Herrn Boße gottseidank ihre weitgehende Eigenständigkeit innerhalb des Konzerns bewahrt hat. Im Gegensatz zu anderen Töchtern der Diebahn-Familie wird bei der UBB dem personalbedienten Fahrscheinverkauf und dem Erscheinungsbild der Zugangsstellen eine sehr große Bedeutung für das Image des Verkehrsmittels und des Unternehmens beigemessen - neben dem guten Fahrtenangebot und den modernen Fahrzeugen sicher auch ein wichtiger Baustein des Erfolgs.

    Beste Grüße aus Berlin-Karlshorst
    vom ex-Dresdner


    PS.: Tante Edith hat einen Fipptehler korrigiert.

    Früher war alles damals ... ;)

    Einmal editiert, zuletzt von ex-Dresdner (19. September 2010 um 19:40)

  • Hallo nach Karlshorst,

    vielen Dank für die kompetenten Antworten. Jetzt bin ich platt. Wie konnte man 2006 noch diese herrlichen, alten Wagen verschrotten? Wenn ich mir den Einheitsbrei auf mancher normalspurigen "Museumsbahn" so ansehe ...

    In den neunziger Jahren hatte ich mal eine Drucksache der Usedomer Eisenbahnfreunde, danach habe ich sie leider aus den Augen verloren.
    Die UBB kam immer mal wieder ans Tageslicht, wenn es um die Erweiterungspläne nach Polen ging.
    Und natürlich regelmäßig um die Karniner Brücke.

    Viele Grüße aus Mahlsdorf a. d. Ostbahn,

    Holger

    PS.: So, so, dann hast Du also auch Deine Pommeranze, die Dich in den Nordosten führt.
    Einfach herrlich! :cheers:

  • Hallo Holger,

    Zitat

    Original von Holger Dietz
    Jetzt bin ich platt. Wie konnte man 2006 noch diese herrlichen, alten Wagen verschrotten? Wenn ich mir den Einheitsbrei auf mancher normalspurigen "Museumsbahn" so ansehe ...


    Ja, insbesondere der 831-307 wäre m.E. trotz seines reudigen Zustands ein ziemlich wertvolles Exponat für so manchen Verein gewesen, auch wenn ich auf dem Regelspurwagen-Sektor nicht ganz so bewandert bin. Foto ebenfalls vom 18.4.2006:

    Zitat

    Original von Holger Dietz
    In den neunziger Jahren hatte ich mal eine Drucksache der Usedomer Eisenbahnfreunde, danach habe ich sie leider aus den Augen verloren.


    Den Verein gibt es m.E. nicht mehr. Irgendwann stand da mal was in der Ostsee-Zeitung, daß der Verein nach dem Ausscheiden (oder Tod?) des langjährigen Vorsitzenden in Ermangelung anderer Aktiver aufgelöst wurde. Deshalb wurden dann auch die Fahrzeuge in Karnin zerknuspert. Ob man vorher nach Übernahmeinteressenten gesucht hatte, weiß ich nicht.
    Um 2005/06 (wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem damaligen Arbeitsförderungsprojekt) entstand allerdings auf Usedom ein neuer Verein, der Lokschuppen Zinnowitz e.V., der auch eine eigene Webseite hat:
    http://www.lokschuppen-zinnowitz.de/Home.htm

    Zum Thema Karniner Brücke: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Immerhin hat es mit der Verlängerung nach Swinoujscie trotz aller Widerstände der polnischen Seite letztlich nach über zehnjährigen Bemühungen der UBB doch noch geklappt. Und beim Projekt Ducherow - Swinoujscie sollen neuerdings die Polen sogar selbst ein gewisses Interesse mit Blick auf den Güterverkehr haben.

    Vielleicht zeige ich ja bei Gelegenheit hier auch mal ein paar Bilder vom Ferkeltaxen-Einsatz vor 2002, wenn Interesse besteht ...

    Zitat

    Original von Holger Dietz
    PS.: So, so, dann hast Du also auch Deine Pommeranze, die Dich in den Nordosten führt.
    Einfach herrlich!


    Ach, Du auch? :cheers:

    Beste Grüße aus Karlshorst,
    vom ex-Dresdner

    Früher war alles damals ... ;)

  • Hallo nach Karlshorst,

    ja, na klar. Seit meiner Armeezeit 1979 in Prenzlau. Deshalb bin ich doch alle 4 - 6 Wochen in der Löcknitzer Gegend, kurz vor der Grenze. Und meistens auch dahinter ... :wink:

    Die Verschrottung des 831-307 ist wirklich jammerschade. Wo findet man heute noch so etwas. Ende der sechziger Jahre habe ich in solchen Wagen noch meine Schulausflüge erlebt! Jeder Wagen sah anders aus. Die Personenzüge von Nordhausen nach Erfurt bestanden oft aus zehn solcher Büchsen. Vorn dran eine 38, was sonst?
    Aber als Stifte haben wir uns mehr über eine V 180 mit Doppelstockwagen gefreut.

    Dieser herrliche Wagen würde heute sicher noch eine hervorragende Rolle spielen können.
    Irgendwo habe ich mal über Verkaufsversuche der Usedomer Eisenbahnfreunde gelesen.

    Viele Grüße,

    Holger

  • Nach Aufforderung durch das Amt Usedom Süd an die Eisenbahnfreunde Usedom e.V., den Verfall an den Wagons zu stoppen, wurde binnen einer Woche mit der Verschrottung begonnen. Definitiv keine Verkaufsversuche!

    Einmal editiert, zuletzt von Bimmel (24. Januar 2012 um 10:21)

  • Hallo Holger,

    nein, Verkaufsversuche hat es damals eben wirklich nicht gegeben. Ich habe die Verschrottung genau deshalb 2006 im Eisenbahn-Kurier bitter-böse angeprangert.

    Es ist keine Schande, dass ein Verein sich einmal gesteckte Ziele nicht erfüllen kann. Das passiert. Aber dann sollte man wenigstens versuchen, das Material an Dritte abzugeben. Dazu gibt es zum Beispiel beim VDMT eine Such- und Angebotsliste, in die man auch als NICHT-Verbandsmitglied Objekte zum Kauf anbieten kann - siehe
    http://www.vdmt.de/pages/saliste.php

    Viele Grüße

    André

  • Hallo zusammen,

    aufgrund dieses Themas, welches immer wieder für Interesse sorgt, hänge ich hier einen Beitrag an, welchen ich in ein anderes Forum gestellt habe. Hier schweife ich ein wenig auch in den OT Bereich und auf die Eisenbahn auf Wollin mit ab.

    Der Stromabnehmer :wink:


    "Eine sehr bereisenswerte Gegend mit gutem Erholungseffekt bieten die Ostseeinseln Wollin und Usedom in Pommern. Erstere erreicht man von Süden kommend mit dem Zug über Berlin, meist mit Umsteigen in Angermünde nach Stettin.
    Nachdem wir in Fulda den ICE verlassen hatten, reisten wir mit dem IC mit Zielbahnhof Binz, weiter über Eisenach – Gotha – Erfurt – Weißenfels an der Saale, Merseburg, Halle (Saale) Hbf, Bitterfeld, Lutherberg, Berlin – Südkreuz, Berlin Hbf, Berlin – Jesundbrunnen, Bernau, Eberswalde bis Angermünde. Dieser Zug bestand aus einer 101 und IC Wagen, wovon der Steuerwagen am Schluß aus der IR Bauart war und somit öffnungsfähige Fenster besaß. Die Fahrt war schön, zügig und pünktlich ohne Besonderheiten. Bereits in Berlin Hbf stand auf dem Nachbargleis, daß der RE aus Elsterwerda mit über 60 min verspätet sei. Dieser fuhr dann unserem planmäßigen IC voraus und wir gammelten im Blockabstand hinterher. Keine Ahnung warum...
    Ein Gleis weiter war der EC 178 (Prag – Dresden – Berlin – Angermünde, dort Umspannen auf 232, - Stettin) mit über 120 min verspätet angekündigt. Irgendwas mußte zwischen Dresden und Berlin sein. Der 178 hätte uns gleich folgen müssen. Auf der Fahrt bis Angermünde freute ich mich schon statt so einem klapprigem 628 in einem standesgemäßen Fernzug, bespannt von einer 232, die Großstadt Stettin zu erreichen…
    In Angermünde angekommen, zeigte der Anzeiger EC 178 endet in Angermünde! Also Teilausfall. Nach dessen Ankunft durften die Reisende ebenfalls mit uns im 628 Platznehmen. Der Qualitätszug zwischen mehreren europäischen Großstätten fiel einfach mal ab einem kleinen Ort in Nordbrandenburg aus.
    Zu allem Überfluß wartete wir auch noch über 35 min auf den nächsten RE aus Richtung Elsterwerda/ Berlin, der auch noch 10 min Verspätung hatte. Viele Reisende die in Stettin zum letzten Schnellzug nach Danzig/ Gdansk über Stargad/ Stagard Szczecinski – Belgard/ Bialogard – Stolp/ Slupsk - Neustadt – Gedingen/Gdynia – Soppot wollten, wurden schon unruhig. Wir hatten etwas mehr Luft auf unseren Schnellzug aus Lublin (Südostpolen) kommend und außerdem gab es noch folgende Regionalzüge nach Swinemünde/ Swinoujscie (sprich Swinusch – tsche). Inzwischen sickerte auch der Grund der Verspätungen durch: Idioten hatten bei Zossen Hakenkrallen in die Oberleitung geworfen!!!
    Nun die Strecke zwischen Angermünde und Stettin ist ein Zeichen vernachlässigter Verkehrspolitik:
    Ein paar Kilometer zweigleisig elektrifiziert bis zum Abzweig nach Stendell zum PCK Schwedt, dabei ist die Streckengeschwindigkeit von 120 km/h auch nicht durchgängig zu fahren. Dann geht es eingleisig weiter. Hier und da kann man kreuzen. In Tantow, der letzten Station in Deutschland ist sogar ein drittes Gleis da, falls mal zu überholen ist… Dort Kreuzten wir den Gegen 628, wir warteten noch mal fast 10 min. Bis dahin geht es eher gemütlich zu – 60 – 80, auch mal 100 km/h. Nach der Grenze kann man bis zum Knoten Stettin 100 fahren. Von zweitem Gleis und Oberleitung auch keine Spur. In Szczecin Gumencie/ Stettin Scheune beginnt die Oberleitung. Also haben wir eine Fahrdrahtlücke von keinen 50 km! Es ist peinlich – soviel zur europäischen Einigung. Da gab es vor der Wende viel bessere Direktverbindungen nach Polen, aber wir in der DDR sollten ja nichts von Solidarnozsch & Co mitkriegen und somit war ab 1980 auch diese Grenze für uns dicht.
    In Scheune, wie die Eisenbahner sagen, spannen die Güterzüge um. Zwei Güterzüge mit jeweils 232/ 233 warteten auf Ausfahrt bzw. aufs Umspannen. Eine Class 66 von ITL hatte gerade vorgespannt, um nach Deutschland zu fahren.
    In den Stettiner Knoten eingefädelt, fuhren wir in Stettin Hbf auf dem Stumpfgleis ein. Der 628 hatte Feierabend und die Mannschaft übernachtete in Stettin.
    Gerade eingefahren, kam der Schnellzug nach Danzig, die Fahrgäste waren erleichtert. Wir gingen über die Fußgängerbrücke auf unseren Bahnsteig. Nach einigen Minuten kam unser Schnellzug Lublin – Swinemünde, bespannt mit einen EU 07 pünktlich auf die Minute genau eingefahren. Er war schon den halben Tag quer durch Polen gefahren und war 100% Plan. So muß das sein. Wir fanden ein schönes Abteil in einem Seitengangwagen. Bei der Ausfahrt aus Stettin Hbf überquert man den Westarm der Oder und hat einen wunderschönen Blick auf die Altstadt. Dann führt die Fahrt über die Oderinsel weiter. Dort befinden sich die Station Stettin Zentralhafen, das Bw und der Rangierbahnhof. Im Dieselteil waren viele Loks der Baureihe SM 42 (V100 größe, Rangierdienstvariante) abgestellt. Sonst überwogen die leistungsfähigen 6achsigen E-Loks der Baureihe ET 22 (Güterzugloks). Anschließend überquert der Zug den Ostarm der Oder und fährt bald dann in den Bahnhof Szczecin Dabie/ Stettin Altdamm ein. Bei der Ausfahrt teilen sich die Strecken in Richtung Danzig und nach Norden, die wir befuhren. Die Strecke ist für 120 km/h ausgebaut und zweigleisig. Die 120 km bis Seebad Misdroy/Miedzyzdroje (kurz vor Swinemünde) bewältigt der Zug in 1h und 10 min, ein guter Schnitt bei den Zwischenhalten.
    Durch Kiefernwälder und weiten Felder rollte der Zug gen Norden. Die EU07 hatte keine Probleme mit den 9 Schnellzugwagen. Wir hielten noch in Gollnow/ Golenjow, wo die Kolberger Strecke abzweigt und in Wietstock/ Wysoka Kamjenska, wo es sich wieder gabelt nach Cammin/ Kamien Pomorski und Richtung Swinemünde. Kurz danach ändert sich die Landschaft. Es wird hügelicher, das sind die Spuren, die die Eiszeit hinterlassen hat. Links und rechts der Strecke sind endlose Felder. Dann wird eine große Brücke überfahren: Wir überqueren einen Oderabfluß und erreichen die Insel Wollin. Von der Brücke hat man einen schönen Blick auf das gleichnamige pommersche Kleinstättchen. Bald schließen sich endlose Wälder an, die zum Wolliner Nationalpark (seit 1961) gehören. Es sind meist Buchen. Einige Zeit später hält der Zug in Seebad Misdroy, einem Haltepunkt. Wir steigen aus und gehen gen Meer und erreichen unser Hotel direkt an der Strandpromenade. Den Abend lassen wir bei einem herrlichen Fischessen und einigen Bieren ausklingen, natürlich nicht ohne danach mit einem Verdauungsspaziergang die Ostsee zu begrüßen. Herrlich wieder mal diese saubere Seeluft. Man wünscht sich diese in Säcke zu füllen und mit nach Hause zu nehmen…
    Die Insel Wollin ist ein wunderbares Naturparadies: Die Küste ist westlich von Misdroy mit einem breiten Strand und Dünen und östlich von Misdroy mit Steilküste. Sandiger Strand, sehr sauber, schönes Wasser.


    Im Nationalpark gibt es ein Wildgehege, wo man Tiere aufpäppelt. Man kann sehr schön die Hirsche beim Brüllen und das zickige Spielchen der Hirschkühe beobachten. Dabei schmunzelt natürlich alles… Eine Spezialität ist die Zucht von Wisenten, die früher einmal hier lebten. Sie kommen aus Ostpolen und sollen auch mal wieder in ihrer alten Heimat auf Wollin ausgewildert werden. Man arbeitet auch sehr eng mit einem anderen Wildgehege auf Usedom zusammen. Das Gehege kann man gut mit einer kleinen Wanderung erreichen.


    Per Fahrrad kann man die Südseite der Insel erkunden. Man sollte unbedingt nach Lebbin/ Lubin fahren. Der Ort liegt auf einem Hügel und man kann fast das ganze Naturparadies es Stettiner Haffs überblicken. Die Schönheit dieser Landschaft hat mich sehr überrascht, war es doch zu DDR Zeiten, da noch die Rede vom Oderhaff, wohl eine einzige Dreckbrühe. Der Blick geht weit über den anderen Oderausfluß, es ist die Swine.

    Fährt man mit dem Zug nach Swinemünde beginnt schon kilometerweit vorher der Rangierbahnhof. Güterzüge, Anschlußgleise zum Hafen, Loks verschiedener Privatbahnen und von PKP Cargo bestimmen das Bild. Im Sommer ist der Personenbahnhof ein wichtiges Ziel vieler Bäderschnellzüge. Also ist dort dann immer was los.











    Swinemünde ist eine quirlige Ostseestadt mit rund 40.000 Einwohnern und liegt zum Teil auf Wollin (Ostswine) und Usedom (Westswine). In Ostswine beginnt eine Eisenbahnfährlinie ins schwedische Ystad.

    Zwischen den Stadtteilen fährt alle 20 min die kostenlose Fähre. Sie darf nicht mit der damaligen Eisenbahnfähre verwechselt werden, wo das Fährschiff "Stralsund" im Einsatz war und wo die eine 78 über die Fährbrücke in Wasser gefallen ist. Sie befindet sich in südlicher Richtung.

    Usedomseitig hat man die Stadt an das Netz der Usedomer Bäderbahn mit der Station Swinemünde Centrum angeschlossen.

    Dabei hat man die alte Trasse wiederbenutzt. Also hat Swinemünde wieder zwei Bahnhöfe, einen auf Wollin und einen auf Usedom. Die Stadt ist gut ausgestattet. Man kann stündlich und öfters nach Stettin und alle 2 Stunden nach Stralsund oder alle 30 min bis Wolgast/ Züssow fahren! Dann fahren noch die Usedomer und Wolliner Inselbusse auch alle 30 min oder stündlich. Ein Auto ist da auf jeden Fall ein Klotz am Bein.

    Falls das Wetter mal schlecht ist, kann man die Ostseetherme in Ahlbeck besuchen und sich im Mineralwasser erholen. Die Therme hat auch einen Aussichtsturm, man hat einen guten Blick auf das Bw der UBB und den Bahnhof Heringsdorf.


    Ausflugsschiffe verbinden die Seebrücken von Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck und Misdroy.
    Blick ins abendliche Misdroy:

    Dort kann man z.B. Urlaub machen (auch Misdroy):

    Tägliche Bilder:


    Man schleppt immer zwei Währungen mit sich herum, denn auf der polnischen Seite zahlt man in Zloty und auf der deutschen (noch?) in Euro. Der Kurs ist 4:1. Oft wird auch in Polen Euro genommen, aber da legt man durchs Runden drauf.
    Hotel war sehr gut und die Restaurants mit bester polnischer Küche und viel Fisch kann man jeden Tag wählen. Die Verständigung klappt gut, viele sprechen deutsch, die jungen Leute lernen das meist wie auch englisch in der Schule. Aber man freut sich sehr, wenn man als Gast auch mal sich bemüht ein paar Worte polnisch zu merken und anzuwenden. Auch wenn die Aussprache mit den vielen Zischlauten nicht ganz einfach ist und man das oft falsch macht, egal, man lacht dann viel zusammen und hat dann immer netten Kontakt, egal ob am Fahrkartenschalter, im Laden, in der Gaststätte oder auf dem Markt. Falls die Verständigung mal doch nicht klappt, meldet sich oft gleich jemand und hilft, der das gerade mitbekommt.
    Das Publikum ist auf dem deutschen Teil von Usedom, sagen wir etwas älter, während auf dem polnischen Teil Usedoms und Wollins viele junge Familien und junge Leute Urlaub machen. Es geht aber sehr gediegen und schön zu.
    Viele Leute äußern zu Reisen und Urlaub in Polen immer noch falsche Vorbehalte wegen der Sicherheit. Das ist im großen und ganzen Käse, weil sich z.B. auf dem Frankfurter Hbf und Umgebung mehr Gesindel herumtreibt, als ich je auf den Fahrten nach Polen zusammen gesehen habe! Egal ob das jetzt in den Masuren, im Riesengebirge, in Danzig oder Breslau oder jetzt war. (Nur damals in Elbing/ Elblag war mir am frühen Abend etwas komisch, ich kann es nicht erklären, was da los war.)
    Man hat ein normales Empfinden und braucht keine Angst haben – Gauner und Gangster gibt es überall auf der Welt, vielleicht so in Frankfurt und Elbing, duck und wech…
    Die Rückfahrt legten wir zwischen Misdroy und Stettin in einem EN57, einem weit verbreiteten, dreiteiligen, bewährten Elektrotriebwagen zurück. Der alte Schaffner von kleiner Figur mit Glatze und Brille musterte genau die Fahrkarte und brummte anerkennend in den nichtvorhandenen Bart den Aufdruck „Swinuschtsche – Tantow“ zwickte sie dann anerkennend ab. Wahrscheinlich sieht er nicht so oft eine internationale Fahrkarte, keine Ahnung… Unterwegs kam uns eine „Gagarin“ einer Privatbahn, so nennen die polnischen Eisenbahner die Taigatrommel, mit einem Kesselwagenzug entgegen. An zweiter Stelle war eine „Hummel“, eine ehemals CSD Lok der Baureihe 770. Dieses schöne Gespann hätte ich zu gern mal fotografiert…
    Auf dem Stettiner Rangierbahnhof sichtete ich erstmals eine ET41 vor einem endlosen Güterzug. Das ist eine Doppel- E- Lok, man nehme einfach 2x EU 07. (Vor Jahren konnte man noch die Skoda Doppelloks ET40 und die sowjetischen ET42 erleben.)
    In Stettin kam wieder der 628 aus Angermünde verspätet rein. Somit ging es wieder später raus. In Scheune warteten auf der Pasewalker Seite zwei alte 6achsige Skoda E-Loks einer Privatbahn. Die Loks waren früher bei der CSD im Einsatz. Auf der Angermünder Seite wartete wieder die Class 66 von ITL vor einer Schlange Kesselwagen und eine 232 mit einem langen Güterzug. In Tantow kreuzten wir eine 232 mit einer Leine Eas Wagen.
    Der RE aus Stralsund wartete in Angermünde 10 min auf uns Stettiner. Der Zug war gerammelt voll. 5 Doppelstockwagen reichen eben nicht in der Sommersaison für An- und Abreise von Rügen, Usedom und Wollin zusammen. In Berlin war der ICE dann weg. Aber das war nicht so schlimm, denn wir hatten ja Urlaub. Erholt landeten wir wieder zuhause."

    ...die Thüringerwaldbahn - die besondere Bahn auf schmaler Spur!

  • Hallo Stromabnehmer,

    vielen Dank für Deinen Reisebericht. Am Sonntag hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, Stettin zu sehen und den Hauptbahnhof zu erleben.
    Da steht ja auch was für Dampfachim!

    Die PRESS / RüBB hatte zum Betriebsausflug eingeladen und wir wurden ganz stilecht in die alte pommersche Hauptstadt chauffiert, um dort eine Straßenbahnrundfahrt und ein reichhaltiges Essen kredenzt zu bekommen. Leider war der Aufenthalt von knapp 4 Stunden etwas kurz, aber mir hat es sehr gut gefallen und ich habe eine wirklich interessante Eisenbahn gesehen.
    Die Uralt Elektrotriebwagen erinnerten mich sogleich an Berlin und unsere Rundfahrt-Straßenbahn kam sogar 2010 von dort.

    Auch wenn wir jetzt vom Thema Usedom wieder meilenweit entfernt sind. Vielen Dank für die interessanten Zeilen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo,

    ich hänge das hier einfach mal an, da ja auch die Inseln Usedom u. Wollin auf Interesse gestoßen sind:

    https://www.ndr.de/nachrichten/me…etunnel118.html

    Während man auf deutscher Seite die Folgen fürchtet, schafft man in Swinemünde (Swinoujscie) Fakten, die in vier Jahren Einfluß auf die Verkehrsströme haben werden.
    Wie in jedem Jahr, wurden auch im Sommer 2018 die teils chaotischen Verhältnisse im Schienenverkehr zur Ostsee (speziell RE 3) angeprangert.
    Mit dem Wiederaufbau der Strecke Ducherow - Heringsdorf könnte man endlich die Verkehre nach Stralsund u. Usedom entzerren.
    Aber in unserem Schlummerland ist da wohl auf absehbare Zeit wenig zu erwarten. Das trifft genauso auf wesentliche Verbesserungen bei der Verbindung Berlin - Stettin zu. Diesen Verkehr überläßt man, den deutlich verfehlten Klimazielen zum Trotz, lieber polnischen Kleinbussen auf der A 11.

    Viele Grüße

    Holger