Der gestrige (sehr heiße) Pfingstsonntag wurde genutzt, um einen längst überfälligen Besuch in Georgenthal (Thür. Wald) bei der IG Hirzbergbahn zu machen. Diese hatten zum Hoffest geladen.
Meine Anreise erfolgte standesgemäß per Bahn. Da das seit 2011 bis Georgenthal nicht mehr möglich ist, hieß es in Gotha umsteigen in den Bus. Die Wartezeit wurde durch den TW 215, der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha, welcher am Bahnhofsvorplatz wartete, verkürzt.
Im herrlichsten Sonnenlicht präsentiert sich der TW 215 am 08. Juli 2014 in Gotha. Er ist vermutlich für eine Sonderfahrt unterwegs gewesen.
Die 25 Minuten Fahrt im unklimatisierten Bus waren bei Temperaturen bis 35°C nicht gerade erfrischend. Wie gern wäre man doch mit einem klimatisierten Triebwagen der Erfurter Bahn oder von mir aus auch DB Regio nach Georgenthal gereist. Das wissen aber wohl einige besonders wichtige Personen seit 2011 zu verhindern.
Vom Bahnhof Georgenthal (bzw. der zugehörigen Bushaltestelle "Bahnhofstraße") sind es nur wenige hundert Meter bis zum Vereinsdomizil der IG Hirzbergbahn. Die alte Fabrikhalle liegt an der ehemaligen Bahnstrecke Georgenthal - Tambach-Dietharz (Hirzbergbahn), deren derzeitiges Streckenende in etwa auf Höhe des Vereinsgeländes liegt.
Derzeitiges Streckenende der 1995 stillgelegten Hirzbergbahn Georgenthal-Tambach-Dietharz. Es befindet sich nur wenige hundert Meter hinter dem Bahnhof Georgenthal.
Ein Blick in die entgegengesetzte Richtung zeigt die heutige Nutzung der Strecke ab Ortslage Georgenthal als Radweg.
Wo andere Schienen abgebaut und Bahndämme zu Radwegen umfunktioniert wurden, entstehen aber auch neue Schienenstränge - vorwiegend in der Spurweite 1000mm. Das Gelände der IG Hirzbergbahn in Georgenthal am 08.06.2014.
Eine Eintrittsgebühr wurde zum Hoffest 2014 nicht verlangt, man bat aber um eine kleine Spende, die ich gern entrichtete.
Nun aber zu den Fahrzeugen. Die IG Hirzbergbahn sammelt vorwiegend Fahrzeuge ehemaliger Thüringer Schmalspurbahnen. Für mich besonders interessant sind die Fahrzeuge der Gera-Meuselwitz-Wuitzer-Eisenbahn (GMWE) von Gera-Pforten nach Wuitz-Mumsdorf, die 1969 (bzw. 1970) stillgelegt wurde.
Zunächst jedoch ein Ausstellungsobjekt was nie bei der GMWE beheimatet war. Der vorbildlich restaurierte Gepäckwagen Erfurt 241 Pg verkehrte auf der Strecke Eisfeld - Unterneubrunn.
Der Güterwagen 99-61-14 wurde 1918 gebaut und gelangte 1920 von den Heeresfeldbahnen zur GMWE, wo er als GMWE 351 eingereiht wurde. Er stand bis 1968 im Dienst und gelangte 2008 nach Georgenthal.
Ebenfalls im Jahre 2008 wurde von der HSB der offene Güterwagen 99-01-81 übernommen. Bauartgleiche Wagen verkehrten auch auf der Wuitz-Mumsdorfer. Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass 99-01-81 auf der SHE eingesetzt war. In Wernigerode wurde er dann umgebaut und diente als Abkochwagen für verschmutzte Lokomotivteile. Als 99-62-68 bezeichnet erinnert er heute wieder an die Einsätze auf der Relation Gera-Pforten - Wuitz-Mumsdorf.
Mit der kuriosen Bezeichnung "DR USSR-Zone" zeigt sich 99-61-15. Der ex GMWE Nr. 353 wurde 1918 in Breslau gebaut.
Bis auf die bei den HSB vorhandene 99 222 ist keine einzige thüringische Dampflokomotive in Spurweite 1000mm erhalten (neben einigen Neubaulokomotiven der Baureihe 99.23–24, die auch in Eisfeld beheimatet waren und später in den Harz umgesetzt wurden). Die Lokomotiven der Baureihe 99.720 (ex Mosbach-Mudau Nr. 1 bis 4) haben auf den ersten Blick gar nichts mit Thüringen zu tun. 99 7201 wurde trotzdem von der IG Hirzbergbahn erworben, da eine bauartgleiche Lokomotive als Aushilfe für einige Jahre in Gera-Pforten eingesetzt war. Ihre optische Aufarbeitung ist im Gang.
Etwas versteckt - aber bewacht von der Bundespolizei - präsentiert sich ein weiterer ehemaliger Geraer. Erst seit 2013 befindet sich 99-61-04, der zur Erstausstattung der GMWE gehörte (GMWE Nr. 16), in Georgenthal. Ein weiterer Wagen dieser Bauart bereichert die Ausstellung der IG GMWE Pölziger Bahnhof.
Wir wechseln in die Halle, wo 900-351 etwas zugebaut und abgesperrt zu erhaschen war.
Der Wagen 900-351 wurde 1912 gebaut und war u.a. in Eisfeld im Einsatz.
Ein letztes Zeugnis der Weimar-Rastenberger Eisenbahn ist der Wagenkasten des Breslauer Personenwagens BCi Nr.6.
Keine Bilder 6k66o66n66n66t66e66 6 habe ich von den in Georgenthal vorhandenen Wagenkästen von 900-301, sowie 900-306 gemacht, die beide u.a. auf der Wuitz-Mumsdorfer im Einsatz waren. Dafür jedoch von einem Fahrzeug, was wohl auch in Straupitz gern gesehen wäre.
Von der Waggonfabrik Gotha gebaut, fuhr der 901-211 bis 1970 auf der Spreewaldbahn. Er hat überlebt und sehnt sich nach einem zweiten Frühling in Georgenthal.
Hoch zu Roß - äh Drehgestell - präsentierte sich 901-252. Der ehem. Reisezugwagen GMWE Nr. 6 weilt seit 2010 bei der IG Hirzbergbahn.
Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich auch hier um ein Original aus Gera-Pforten.
Unseren Rundgang im Museum beenden wir mit dem offenen Güterwagen 99-62-65, ex DR 99-01-95 ex GMWE 323 (Bremen 1918, Ow).
Überwältigt von den vielen Exponaten - vor allem der Strecke Gera-Pforten - Wuitz-Mumsdorf, erwartete mich schon die Heimreise im stickigen Bus. Da noch etwas Zeit war, nutzte ich die Gelegenheit für einen kurzen Besuch am Bahnhof Georgenthal. Dort findet man ein kleines Restaurant und jede Menge Flügelsignale. Die Gleisanlagen werden langsam von der Natur zurückerobert.
Stellwerk am Bahnübergang in Georgenthal. Das hintere Gleis führte nach Tambach-Dietharz, das vordere weiter in Richtung Ohrdruf.
Bahnhofseinfahrt aus Richtung Ohrdruf. Bald wird das gesamte Gelände in sattem Grün erstrahlen.
Empfangsgebäude Georgenthal, Straßenseite.
Details in Georgenthal. Das Gebäude wird gerade teilweise saniert.
Zurück in Gotha verkürzte sich die Wartezeit mit einer weiteren Überraschung.
Der T1 der Thüringer Waldbahn verlässt den Gothaer Hauptbahnhof von einer Sonderfahrt.
Bleibt festzuhalten, dass in Georgenthal mit Erfolg versucht wird, die Geschichte der Schmalspurbahnen in Thüringen zu bewahren. Einige Fahrzeuge sind schon vorbildlich restauriert. Viel "Schrott" ( ) wartet noch auf seine Wiedergeburt. Ich wünsche den Mitgliedern der IG Hirzbergbahn noch viel Erfolg und Tatenkraft. Vielleicht lässt sich ja eines Tages mit einer 99 191(II) (aka 99 193) und weiteren herrlichen Exponaten ein originaler GMWE PmG nachstellen - man darf ja noch träumen.
Viele Grüße
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