[HU] Csömöder Waldbahn

  • Hallo zusammen,

    ich möchte kurz mit einigen Fragen an die interessanten Bilder und Berichte anknüpfen.

    Im Juli habe ich ebenfalls vor, das Netz um Csömöder zu besuchen. Findet der Forstbetrieb tatsächlich nur im Herbst und Winter statt oder kann man davon ausgehen, den einen oder anderen Holzzug anzutreffen? Gibt es sichere Tage oder typische Zeiten, an denen man am wahrscheinlichsten Erfolg haben könnte?

    Die angegebene Streckenlänge von 109km klingt ja wirklich spannend. Tatsächlich hatte ich beim "Abwandern" der Strecke auf Google Maps allerdings Probleme, außer dem ca. 30km langen, im Personenverkehr bedienten Abschnitt längere Zweigstrecken auszumachen. Gibt es einen Plan des kompletten Netzes mit Informationen, welche der Strecken noch regelmäßig befahren werden?

    Und zuletzt: Neben den C50-Traktoren gibt es bekannter Maßen auch zwei Mk45-Lokomotiven. In der ungarischen Wikipedia ist zu lesen, dass diese vor allem zwischen Lenti und Csömöder eingesetzt werden. Kann man also vor den wenigen Personenzügen zwischen Lenti und Csömöder mit Mk48 rechnen?

    Herzlichen Dank schon einmal für Eure Hilfe,
    Beste Grüße aus Chemnitz
    - vje91

  • Hallo,

    ich paar kleinere Details kann ich zunächst zur Beantwortung beitragen. Die Waldbahnen von Lenti und Csömödér waren getrennte Bahnen und wurden erst 2002 durch die Fertigstellung einer Verbindungsstrecke vereint. Die Bahn mit dem bescheideneren Verkehr war die Waldbahn von Lenti, obwohl dort das Sägewerk deutlich größer ist. Die Strecke führt in mehreren Schleifen durch den Wald über 25,9 km nach Norden zum Ort Szilvágy (ist auf google maps gut zu verfolgen). Unmittelbar nach der Ausfahrt aus dem Sägewerk Lenti wird die Normalspurstrecke Zalsegerszeg - Rédics gekreuzt. Sie folgt dieser Strecke zunächst parallel in Richtung Csömödér und zweigt dann in nördliche Richtung ab, wobei kurz im Anschluss die Kerka überquert wird. Kurz vor der Station Lentiszombathely-Mumor kreuzt die Strecke wieder ein normalspuriges Gleis. Hierbei handelt es sich um das Anschlussgleis zu einem ehemaligen Militärgelände (Rampenanlagen für die Panzerverladung). Dieses Anschlussgleis zweigt nahe der Station Lentiszombathely von der normalspurigen Strecke Zalaegerszeg - Rédics ab. Waldbahn und Anschlussgleis führen nun etwa einen Kilometer parallel nebeneinander her. Nahe des Weilers Zajda befindet sich nach etwa 7 Kilometern von Lenti ein Gleisdreieck. Hier zweigt die neue Verbindungstrecke nach Csömödér in östlicher Richtung von der Strecke nach Szilvágy ab, welche weiter in nördlicher Richtung führt. Die Strecke nach Szilvágy kreuzt dann die Straße 75, um dann weiter in nördlicher Hauptrichtung in mehreren Schleifen den Ort zu erreichen. Auf der Waldbahn Lenti werden auf der Stammstrecke Lenti - Szilvágy die C-50 eingesetzt. Bis zum Bau der Verbindungsstrecke reichten hier 2 Maschinen aus. Noch bis mindestens Beginn dieses Jahrzehnts konnten die Mk48 auf der Verbindungsstrecke in Richtung Lenti nur bis zum Gleisdreieck fahren, wo wegen des schwächeren Oberbaus die Züge an eine C-50 übergeben werden mussten. Mittlerweile ermöglicht der Oberbau den Einsatz zwischen Csömödér und Lenti. Zu den Ladestellen an der Strecke nach Szilvágy verkehren die Züge nur im Bedarfsfall.
    Die Waldbahn Lenti verfügte auch noch über eine zweite Strecke, welche vom Sägewerk in südlicher Richtung über 6 km nach Lendvadédes führte. Diese Strecke ist aber schon länger stillgelegt und abgebaut. Dies soll es von mir zunächst mit Informationen zur Waldbahn des Sägewerkes Lenti gewesen sein.

    Viele Grüße, René

  • Für Interessenten kann ich eine Karte für das Streckennetz um Cömödér ergänzen. Habe die Strecken schon 1985 bereist und da hat sich in der Zwischenzeit doch einiges geändert. Sie waren getrennt und wurden erst miteinander Verbunden. Haben sogar die Bauarbeiten mit erlebt.
    Habe auch schon 2x für unsere Fangruppe Sonderfahrten auf den Strecken organisieren können, die nicht mit Personenverkehr befahren wurden, aber die kann man heute nicht mehr bezahlen.
    Wenn ich mal viel Zeit haben sollte, werde ich mal einen Beitrag von damals zusammenstellen.

    MfG Rudi

    Der Nordteil


    Der südliche Teil



    Ich hoffe ich konnte etwas helfen. MfG Rudi.

  • Hallo,

    nun zur der Waldbahn des Sägewerkes von Csömödér. Die Verbindungsstrecke kreuzt nochmals die Normalspurstrecke, bevor sie das Sägewerk in Csömödér erreicht. Züge aus Lenti erreichen das Sägewerk nur über eine Spitzkehre über die Strecke Richtung Páka. Von Csömödér führt die Strecke über Páka nach Törösnek, wo eine Verzweigung besteht. Eine Holzabfuhrstrecke führt von hier über Szentpéterfölde nach Feketeberek. Von dieser Strecke zweigt bei Pördefölde eine weitere Holzabfuhrstrecke ab. Von Törösnek führt die "Hauptstrecke" weiter nach Bánokszentgörgy elágazás. Von hier führt nach Verzweigung die "Hauptstrecke" über Bázakerettye nach Kistolmács. Außerdem führt Holzabfuhrstrecke nach Várfölde. Dort besteht die Verzweigung in drei Strecken, nämlich nach Kövecses, außerdem über Bánkoszentgyörgy und Bucsuta nach Bánkürtös und letzlich ebenfalls über Bánkoszentgyörgy über Oltárc nach Márki.

    Die Holzzüge verkehren nach allen mir vorliegenden Texten und Bildberichten auch im Sommer. Sie verlassen zwischen 7 und 8 Uhr das Sägewerk. Die Hauptlast des Verkehrs tragen die C-50. Ob spontan eine Mk48 zum Einsatz kommt, kann man, wie auch Informationen zum aktuellen Verkehr der Holzzüge, beim Betriebsleiter der Waldbahn in Csömödér erfahren.

    Ich hoffe, im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas geholfen haben zu können. Mit den Ortsangaben, sollte sich der Streckenverlauf bei google maps ganz gut nachvollziehen lassen. Viel Freude dabei wünscht

    René

    P.S.: Da war Rudi etwas schneller. Auf seinem Streckenplan sind allerdings einige kleinere nicht mehr vorhandene Zweigstrecken mit aufgeführt, die zwischenzeitlich zurückgebaut worden sind. Die Hauptstrecken kannst Du mit meiner textlichen Beschreibung als Ergänzung aber wohl ganz gut nachvollziehen. :zwink:

  • Hallo,

    besten Dank für Eure fundierten Antworten!

    Gibt es im WWW weitere Möglichkeiten, herauszufinden, wie die Betriebsführung sich aktuell gestaltet? Es wäre ja bspw. ungünstig, am letzten Ende der Strecke auf einen Zug zu warten, wo vielleicht schon seit drei Jahren keine Bewirtschaftung mehr stattfindet...

    Die Stammstrecken sind ja durch parallel verlaufende Wege gut zugänglich. Ist das bei den Nebenästen auch gegeben oder verlaufen diese vornehmlich durch den Wald und sind somit auch fotografisch schwer umsetzbar?

    Eventuell kennt ja von Euch jemand noch den ein oder anderen aktuellen Bildbericht oder es gibt vor Ort einen Kontakt (z.B. zur Betreibergesellschaft), der einem (bei Bedarf auch auf Ungarisch) Näheres verraten kann?

    Viele Grüße,
    vje91

  • Hallo,

    beim Erkunden solcher Waldbahnnetze hilft am besten der Kontakt zu den Mitarbeitern vor Ort. Die können am ehesten darüber Auskunft geben, welcher Streckenast befahren werden soll.
    Ansonsten hilft oft ein Blick auf die Gleise, und man erkennt, dass ein Ast schon lange nicht mehr befahren wurde.
    Das ist zwar etwas Kaffeesatzleserei, hat aber durchaus auch seinen Reiz. Etwas von Abenteuer in unbekannten Gefilden gewissermassen.

    Viele Grüsse

    Holger

  • Hallo,

    die Waldbahnzüge brechen am frühen Morgen auf und soweit mir bekannt ist, erhält man vom Betriebsleiter der Waldbahn (der wohl auch Deutsch spricht) Auskünfte, welche Strecken befahren werden, dies aber immer für den entsprechenden Tag. Die Hauptstrecken sind wohl frei, während die Nebenstrecken zu den Ladestellen meist durch dichteren Bewuchs führen, was eine fotografische Umsetzung etwas erschwert.

    Hier der Link zu einem historischen Video aus dem Jahre 2000, welches schön den Planbetrieb zeigt und wo auch die einzelnen Stationen zur besseren Lokalisation eingeblendet werden:

    Für einen Überblick bezüglich der Strecken und der Betriebsführung erstmal ganz gut geeignet, denn diese dürfte sich nicht grundlegend verändert haben.

    Hier noch der Link zum offiziellen Betreiber der Waldbahn mit E-Mail-Adresse: Zalaerdő Aktiengesellschaft für Forstwesen

    Mehr kann ich leider nicht zur Hilfe beitragen, da ich selbst noch nicht vor Ort war. Ich wünsche aber viel Freude und Erfolg bei der Waldbahn. Vielleicht lesen wir dann später hier einen Erfahrungsbericht.

    Viele Grüße, René

  • Hallo vje91


    Nachdem ich seit ca. 1990 schon mehrfach in Csömöder und Lenti war (das letzte Mal allerdings vor mindestens 5 Jahren), noch ein paar Ergänzungen oder Bestätigungen von mir zu den vorherigen Antworten.


    Als wichtigstes zuerst, über den Sommerverkehr dürftest Du Dir keine Sorgen machen müssen.

    Wohl wird auch dort in erster Linie im Herbst und Winter gefällt, dann werden aber überwiegend nur die dicken Stämme nach Csömöder (Verladung auf die Normalspur) oder ins Sägewerk Lenti gebracht.


    Im Sommer habe ich überwiegend Züge mit dünneren Stämmen bzw. dicken Ästen gesehen (im Gegensatz zu den Stämmen meist quer verladen), die in Csömöder in Brennholzscheite verarbeitet und per LKW gen Westen exportiert werden.


    Wohin und wie oft gefahren wird, war bisher bei jedem Besuch anders. Es werden immer (kleinere) Waldstücke kahlgeschlagen (mit Aufforstung hinterher), wenn man fertig ist kommt ein neues Stück ganz woanders dran. Somit ändern sich die bedienten Ladestellen auch ständig.

    Von der Bedienung nur einer einzigen Ladestelle nur wenige km hinter Csömöder bis hin zu drei Zugpaaren zu drei verschiedenen Nebenstrecken an einem Tag habe ich schon alles erlebt. Und oft war zusätzlich auch noch ein Bauzug unterwegs.


    Somit ist die Nachfrage in der Verwaltung in Csömöder eigentlich obligatorisch. Nach befahrenen Gleisen suchen und warten kann ziemlich schief gehen – gerade im Sommer, wenn das Brennholz eingesammelt wird, kann es schon passieren, dass eine Nebenstrecke nur kurz befahren wird ….


    Aber der Betriebsleiter (so der denn nicht zwischenzeitlich in Pension ging) war in der Tat immer sehr freundlich und sprach Deutsch. Nur eine Streckenkarte sollte man dabeihaben, sonst kann die Auskunft der Ziele des Tages u.U. wenig nützen Ins Gelände des Sägewerks hineinfahren und in die Verwaltung gehen war bisher nie ein Problem. Auch vom herumrangierenden Zugpersonal habe ich schon Auskünfte bekommen. Aber wie schon in den anderen Antworten beschrieben, so bis 7:00 sollte man dort sein. Zumal die Straße zwischen etwa km 10 und Banokszentgyörgy einen sehr großen Umweg macht. Da wird es auch bei Parallelfahrt ab Csömöder spannend, ob der Zug nicht vielleicht schneller in Banokszentgyörgy ist ….. womit das Legen von Stöckchen am Vorabend dort gar nicht so dumm ist …


    Irgendwelche Infos über gerade bediente Strecken im WWW kenne ich nicht. Wozu sollte die Betriebsleitung das aber auch ins Netz stellen …


    Die Mk48 wurden ursprünglich vor allem für die Neubaustrecke gekauft, da die eine kernige Steigung beinhaltet. Die Strecke südlich von Csömöder hatte ursprünglich zu schwaches Profil für die Loks. Mittlerweile ist sie aber bis Kistolmacs (u.a. für die Touri-Dampflok) umgebaut, und bei meinem letzten Besuch war auch die Güter-Hauptstrecke Richtung Oltarc fast bis Banokszentgyörgy erneuert. Die Mk48.2 war da auch im Güterverkehr bis zu einer Verladung direkt am Gleis der Hauptstrecke südl. von Csömöder unterwegs.


    Ob die Mk48 auch Personenzüge zieht weiss ich nicht, ich denke aber eher nicht (die C50 dürften wirtschaftlicher sein). Güterzüge Csömöder – Lenti dürften im Sommer eher selten sein, aber wer weiss …. Ich habe mittlerweile auch schon Güterzüge auf der Neubaustrecke mit C50 gesehen (je eine vorne und hinten …

    Was die Zugänglichkeit der Nebenstrecken betrifft: die Strecke bis Marki wird von einem Waldweg begleitet (ok, da steht am Beginn so ein rundes weisses Schild mit rotem Rand, aber das hatte ich ignoriert …), die meisten anderen Zweigstrecken haben eher keine parallelen Wege. Da haben wir bisher entweder an einer netten Stelle auf die Rückkehr des Zuges gewartet (kann aber dauern, da die Leerzüge oft vor Ort beladen werden, ein Tausch volle gegen leere Wagen scheint mir seltener). Wir sind auch schon ein Stück die Strecke entlanggewandert und haben gewartet. Mit der Verfolgung des beladenen Zuges gen Csömöder ist es dann aber Essig … So richtig Waldbahn sind aber die Nebenstrecken meist auch nicht, die Täler eher breiter mit Wiesen. Dass die Strecken zugewachsen sind, habe ich schon gelesen, ist mir aber bisher noch gar nicht so aufgefallen (war aber noch nicht so oft im Sommer da).


    Auch wenn die Kahlschläge immer nur kleine Areale betreffen, sind diese mittlerweile erschreckend zusammengewachsen du der alte Buchenwald vielerorts Jungwald gewichen. So scheint mir z.B. hinter Szentpeterfölde – wohin früher fast täglich ein Zug fuhr) fast kein schlagreifer Wald mehr zu sein, der große Ladeplatz hinter dem Dorf war bei meinem letzten Besuch ziemlich verwaist. Auch die früher ebenfalls sehr häufig befahrene Strecke hinter Oltarc war rostig und die Bahnübergänge bei Überarbeitungen der Waldwege mit einer dicken Splittschicht zugeschoben. Aber bei der Bahn meinte man, bei Bedarf würde man das wieder richten …. Ist vielleicht auch wieder der Fall, keine Ahnung.


    Na dann viel Spaß und viel Erfolg bei der „Jagd“ …
    Grüße
    Michael

  • Hallo,

    auch beim Waldbahnnetz in Csömödér wird in diesem und nächsten Jahr kräftig in die Entwicklung investiert. Einige Punkte sollen hier genannt sein (der Umbau einiger C-50 wurde schon in diesem Thread thematisiert):

    - Verlängerung der Strecke vom heutigen Endpunkt Kistolmács zum See in Kistolmács
    - der 8 km lange Abschnitt von Törösznek nach Szentpéterfölde soll umgebaut werden, um dort touristischen Personenverkehr durchführen zu können.
    - die komplette Erneuerung der Dampflok "Ábel" von März bis Oktober 2018 in Debrecen (u.a. Erneuerung des Kessels, Erneuerung der elektrischen Anlagen und der Lackierung)
    - auf der heutigen Forststraße von Szentpéterfölde nach Pusztamagyaród soll ein Fahrradweg entstehen
    - Entwicklung einer Touristeninformation in Kistolmács
    - im Arboretum von Budafa soll ein Besucherzentrum entstehen
    - Kauf eines elektrisch angetrieben Triebwagens

    Viele Grüße, René